Von der Maler- und Lackiererin zur OP-Fachpflegerin (10.3.14)

Helga (47) hat nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zur Maler- und Lackiererin gemacht und in der Produktion eines Heiztechnikkonzerns gearbeitet, bevor sie über eine Pflegehilfsdienstlehrgang in die Pflege kam. Anfangs nicht aus Berufung, sondern der Liebe wegen. Heute sagt sie, sie habe ihr Leben lang nach diesem Beruf gesucht, ohne es zu wissen.

Helga (47)Helga, wie kam es zu diesem abwechslungsreichen Karriereweg?

In die Maler-und-Lackierer-Ausbildung bin ich durch einen Bekannten meiner Eltern gerutscht, der bei uns zu Hause immer die Renovierungsarbeiten durchführte. Doch weil ich nicht schwindelfrei war, musste ich mir danach etwas anderes suchen und kam in der Produktion eines Heiztechnikkonzerns unter. Dort habe ich 17,5 Jahre gearbeitet, es bis zur Vorarbeiterin gebracht und war zufrieden. Bis ich meinen heutigen Mann kennenlernte. Nach zweieinhalb Jahren Fernbeziehung war klar: Einer von uns muss sich beruflich verändern, damit wir zusammenleben können. Und da mein Mann finanziell gesehen den besseren Job hatte, traf es eben mich.

Die Pflege war also zuerst eher ein Notnagel?

Naja, ich habe mich anfangs schwergetan mit der Entscheidung, weil ich mich in meinem Job wohlfühlte und nicht arbeitslos sein und ins Blaue hinein leben wollte. Wenn ich mich verändern würde, sollte es etwas mit Hand und Fuß sein. Mir fiel dann in den Stellenanzeigen in der Zeitung auf: Alles, was gesucht wird, hat was mit Pflege zu tun. Also schrieb ich mich für einen Pflegehilfsdienstlehrgang beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) ein. Ich wollte erstmal reinschnuppern. Es hätte ja sein können, dass ich Probleme damit gehabt hätte, Blut zu sehen oder Ausscheidungen wegzumachen.

Wie lief es bei dem Lehrgang?

Er ging sechs Wochen, zwei Wochen theoretische Einführung und dann Praxis in einer Pflegeeinrichtung. Ich machte morgens dieses Praktikum im Pflegeheim und nachmittags Spätschicht in meinem alten Job. Und es hat es mir unwahrscheinlich Spaß gemacht, mich mit den alten Leuten zu beschäftigen! Ich fand es auch nicht ekelig, sie sauber zu machen, es war einfach schön! Ich wollte aber keine angelernte Pflegehelferin sein, sondern einen richtigen Ausbildungsabschluss in der Hand haben. Also rief ich eine Bekannte an, die beim DRK arbeitete, um sie zu fragen, welche Krankenhäuser es in der Heimat meines Mannes gab, und sie besorgte mir dann gleich ein Vorstellungsgespräch! Da hieß es: Eigentlich suchen wir jüngere Azubis (ich war inzwischen 38), aber wenn Sie sich um einen Bildungsgutschein vom Arbeitsamt kümmern, nehmen wir Sie.

Das ist ja nicht besonders nett!

Nein, und auch auf dem Arbeitsamt war es schwierig. Man verstand mein Problem nicht, weil mein Job ja nicht auf der Kippe stand. Immer wieder gaben sie mir Termine, für die ich mir freinehmen musste. Dabei musste das doch alles geheim bleiben! Erst aufgrund einer so genannten Familienzusammenführung haben sie mir den Bildungsgutschein genehmigt. Nur aus Liebe zu meinem Mann habe ich das durchgehalten und konnte im November 2005 endlich meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin beginnen!

Wie war das unter lauter jüngeren Azubi-Kollegen?

Wir waren 19 Leute in der Klasse, alle anderen waren 20 Jahre jünger als ich. Ich fand das schön, ich fühle mich sowieso jung und man entwickelt sich dann einfach ein bisschen zurück 😉 Ich wurde wieder richtig albern und machte die Schülerscherzchen mit… Noch heute habe ich guten Kontakt zu einigen der Mädels! Abgesehen davon ist es in der Pflege auch hilfreich, wenn man eine gewisse Lebenserfahrung hat. Viele ältere Patienten haben lieber ältere Pfleger, das Vertrauensverhältnis ist ein anderes. Die älteren Patienten erzählen mir mehr und wissen es zu schätzen, dass ich zum Beispiel darauf achte, dass die Tür zu ist und auch niemand reinkommt, wenn ich sie wasche.

Heute arbeiten Sie ja nicht mehr auf Station…

Mein letzter Praxiseinsatz während meiner Ausbildung war im OP-Bereich, und das war so toll, dass ich mich nach dem Examen entschied, dort zu arbeiten. Wegen meiner super Noten konnte ich mir meinen Einsatzbereich nämlich aussuchen. Seit 2008 arbeite ich jetzt im OP und habe berufsbegleitend noch meine Fachweiterbildung zur OP-Fachpflegerin gemacht. Wenn die neuen Azubis zu ihrem Praxiseinsatz bei uns kommen, nehme ich sie auch gerne unter meine Fittiche, weil ich verstehe wie sie ticken. Die Ausbildung ist bei mir ja auch noch nicht so lange her! Irgendwann mache ich vielleicht noch die Weiterbildung zur Praxisanleiterin. Aber im Moment reicht es mir erstmal mit dem Lernen…