Aus dem Ausbildungsalltag eines Heilerziehungspflegers: Von surrealen Situationen und den ganz kleinen Dingen

kann-nicht-jeder_hansUrsprünglich sah Hans‘ Berufswunsch ein bisschen anders aus. Als Kind wollte er Fußballprofi werden, alternativ Lottogewinner. Heute steckt er mitten in der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Der 27-Jährige arbeitet mit Menschen, die eine psychische Erkrankung haben. Er unterstützt sie dabei, einen geregelten Tagesablauf einzuhalten, begleitet sie in die Arbeitstherapie, wo sie Stifte für einen großen Hersteller fertigen. Mit einzelnen Klienten macht Hans auch mal einen Spaziergang oder spielt Schach mit ihnen – das ist ganz abhängig davon, was die Menschen gerade brauchen.

Hans begegnet jeden Tag den unterschiedlichsten Persönlichkeiten, was oft zu sehr surrealen Situationen führt. „Es ist schwer, einer Klientin in der Arbeitstherapie zu sagen, was sie machen soll, wenn sie gerade die Kaiserin von China ist.“ Der angehende Heilerziehungspfleger hat es mit Menschen zu tun, die oft in ihrer ganz eigenen Welt leben. „Unsere Arbeit findet immer im Hier und Jetzt statt. Ich muss mich immer wieder neu auf den Klienten einstellen.“ Lösungen zu finden, wie er die Klienten erreichen kann, ist eine der größten Herausforderungen bei seiner Arbeit.

Hans Thumann ist angehender Heilerziehungspfleger

Hans Thumann ist angehender Heilerziehungspfleger

Gerade die kleinen Dinge sind es, die Hans immer wieder Freude machen. Selbst die Klienten, die ihn jeden Morgen auf dem Weg zur Station um Zigaretten anschnorren, gehören da irgendwie dazu, erzählt er. Mit manchen verbindet ihn eine engere Beziehung. „Da reicht dann schon ein Augenzwinkern und ich weiß, wie es demjenigen geht.“ Zu wissen, dass er den Menschen hilft, auch wenn sie es vielleicht gar nicht direkt merken, empfindet Hans als Bereicherung. „Man kriegt viel zurück und das sind vor allem diese kleinen Dinge. Wenn man das zu schätzen weiß, dann macht dieser Job unglaublich viel Spaß.“

Eine Begebenheit aus seinem Arbeitsalltag ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Ein an Demenz erkrankter Klient war plötzlich aus der Abteilung verschwunden. Nach mehrstündiger Suche fand Hans den Mann, der früher Bauer war, schließlich auf einem nahegelegenen Acker. Dort kauerte er sich hin und lies die Erde durch seine Finger rinnen. Hans‘ Anwesenheit nahm der Mann dabei gar nicht wahr. „Das sind schöne Momente, weil man merkt, dass die Leute wieder diese alte Liebe spüren, zu dem, was ihnen einmal etwas bedeutet hat.“

Hans Thumann absolviert eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger in einer Einrichtung für Menschen mit psychischen Erkrankungen der Fachschule für Heilerziehungspflege der Rummelsberger Diakonie in Ebenried. Dieser Beruf interessiert dich? Weitere Infos zur Ausbildung findest du unter: http://fachschule-hep.de/