Hallo liebe Community, in diesem Blog wollte ich euch ja berichten, was ich denn so den ganzen Tag in meinem Praktikum mit schwerst mehrfach und geistig behinderten Kindern mache. Wenn ich Spätdienst habe, was in der Woche immer der Fall ist, da ich das mit meinen Kindern und dem Fahrweg nicht anders hinbekomme, beginnt dieser um 14:00 Uhr. Meistens bin ich schon mindestens 15 Minuten früher auf der Wohngruppe und kümmere mich um die Wäsche oder um andere anliegende Aufgaben, bis dann der Rest des Spätdienstes eintrudelt. Wenn dann alle da sind, setzen wir uns zur Dienstübergabe zusammen und es wird besprochen was am Vormittag passiert ist.
Kurz vor 15:00 Uhr machen wir uns dann auf den Weg, um die Kinder von der Schule abzuholen, es sind insgesamt 4 Kinder. Manchmal sind es auch nur 2 oder 3 Kinder, wenn die anderen zum Beispiel gleich von der Therapeutin abgeholt werden. Von den 4 Kindern sind 3 im Rollstuhl und 2 müssen geschoben werden. Senna*, ein 16jähriges Mädchen, lassen wir oft alleine fahren, da sie das ja auch noch sehr gut kann, auch wenn es länger dauert und sie dann als letzte auf der Wohngruppe ankommt. Nach der Schule ist für alle Bewohner erst einmal „Zimmerzeit“ – das heißt, sie sollen sich für eine Stunde in ihrem Zimmer beschäftigen, alleine oder mit anderen. In dieser Zeit „hüpfe“ ich von Zimmer zu Zimmer und frage wie der Tag war, bediene den CD-Player und spiele mit den Kindern.
Bis 17:00 Uhr können wir dann die Zeit zum Spielen oder Basteln nutzen. Wenn die Kinder nicht auf mich zukommen und zum Beispiel einkaufen spielen wollen, suche ich eine Beschäftigung. Mia zum Beispiel guckt liebend gern Fotos an und erzählt mir, wer sich darauf befindet. Mia ist 10 Jahre alt und hat eine geistige und sprachliche Einschränkung, sie muss einen Schutzhelm tragen, da sie an Epilepsie erkrankt ist und somit einfach mal umfallen kann. Ansonsten kann ich ihr auch eine große Freude machen, wenn ich ihr als Verkäuferin in ihrem „Tante Emma“- Laden aushelfe. Susi und Senna bleiben gerne im Zimmer und hören Musik. Susi ist ein sehr redseliges Mädchen und sorgt stets für Stimmung auf der Gruppe. Sie ist 20 Jahre alt, hat eine geistige, sprachliche und körperliche Beeinträchtigung und ist mit ihrer Schwester Anja zusammen, die auch auf der Guppe lebt, die älteste Bewohnerin. Susi hat immer was zu erzählen und muss auch zu allem ihren Senf dazu geben. Außerdem möchte sie gerne ganz viel Teilhabe haben und wenn es nur beim Tischdecken ist, was sie ja alleine nicht kann. So frag ich sie dann, was denn noch fehlt. Ich mag Susi sehr, auch wenn sie ziemlich anstrengend sein kann. Das ein oder andere Mal hat mir schon das Ohr „geblutet“, weil sie sich immer in sehr hoher Tonlage freut und mitteilt.
Insgesamt leben 5 Mädchen und 2 Jungs auf der Wohngruppe, die alle mal mehr, mal weniger Unterstützung in ihrer Beschäftigung brauchen oder wollen. Zu 17:00 Uhr beginnen wir dann, das Abendbrot vorzubereiten. Ich schnippel dann meist den Salat mit Anja. Dann wird der Tisch gedeckt und wenn alle am Tisch sitzen „reichen wir uns die Hände nach guter alter Sitt und wünschen uns zum Essen recht guten Appetit“. Susi und Danny benötigen Unterstützung beim Essen. Nach dem Abendbrot werden einige Kinder gebadet, das wechselt täglich. Um 18:50 Uhr darf der Sandmann geguckt werden. In der Zwischenzeit räum ich den Tisch ab und stell das Geschirr in die Spühlmaschine. Nach dem Sandmann gehen die Kinder ins Bett. Die letzen Male war ich für Mia zuständig, was ehrlich gesagt nicht meine Lieblingsaufgabe ist, da man immer noch eine Weile bei ihr am Bett sitzen muss, bis sie schläft. Und 20 Minuten im Dunkeln zu sitzen, ist jetzt nicht so spaßig.
Sind alle Kinder im Bett, guck ich, was noch erledigt werden kann, zum Beispiel in der Küche oder an Wäsche oder halte in den Akten der Kinder schriftlich fest, was an dem Tag vorgefallen ist und ob sie gebadet wurden. Wenn nichts mehr zu tun ist oder zu besprechen gibt, darf ich auch mal vor 21:00 Uhr nach Hause fahren, find ich super, da ich sonst erst um 23:00 Uhr zu Hause wäre. Das belastet mich immer nen bisschen, wenn ich am nächsten Tag Seminar hab und um 8:00 Uhr in der Schule sein muss. Insgesamt komme ich aber schon gut zurecht. Ich habe nun alle Mitarbeiter kennengelernt, somit muss nicht immer wieder bei Null angefangen werden, was mir dadurch einiges an Selbsständigkeit einbringt. In dieser Woche hab ich meinen zweiten Wochenendeinsatz und dafür am Donnerstag und Freitag frei.
So, das war ein kleiner Einblick in meinen Arbeitsalltag meines 3. Praktikums in der Sozialassistentenausbildung, welche ich nun schon seit 3 Semestern im Evangelischen Johannesstift bestreite. Bald ist das pädagogische Angebot an der Reihe, das wir planen und durchführen müssen. Ich hab mir dafür Senna ausgesucht, bin aber noch nicht ganz entschlossen, was ich machen möchte. Mehr dazu beim nächsten Mal. Liebe Grüße, Candy
*alle Namen von der Redaktion geändert