„Es ist kurzsichtig anzunehmen, dass man „Lösungen“ für Menschen hat, an deren Leben man nicht teilnimmt und deren Probleme man nicht kennt.“ (Paul Karl Feyerabend) Alles andere als kurzsichtig soll das Konzept der Inklusion greifen. Es fragt nicht nur nach Lösungen, um Menschen, die „anders“ sind, also Behinderungen oder Beeinträchtigungen haben, in das System, also unsere Gesellschaft, zu integrieren, es geht um viel mehr. Alle Menschen sollen die gleiche Chance auf Bildung und Erziehung bekommen und am Leben teilhaben. Unterschiede sollen nicht mehr als Barriere oder Problem gesehen werden, sondern als Möglichkeit und Ressource für das gemeinsame Leben.
Hallo ihr Lieben, Inklusion ist seit einiger Zeit ein stetig aktuelles und wichtiges Thema, mit dem auch ich mich im Laufe meines Freiwilligen Sozialen Jahrs intensiv beschäftige. Nicht nur, dass ich mich selbst mit den Thema auseinandergesetzt habe, um auf meinem Seminar darüber zu referieren, ich habe diese Woche auch an einer zweitägigen Fortbildung zu diesem Thema teilgenommen. Gemeinsam mit dem Team der integrativen KiTa „Elfriede Westphal“, zu dem ich gehöre, sowie dem einer heilpädagogischen Kindertagesstätte aus Anderten, wurde ich tiefgehender über Inklusion informiert und wir schufen gemeinsam einen Bezug zu unserem Alltag.
Die GiB Hannover beauftragte eine Diplom Sozialpädagogin, die in den zwei Tagen sehr gute Arbeit leistete. Es war anstrengend, kalt, konzentrationsraubend und ich war zwischendurch unglaublich müde, aber die Fortbildung hat zu einigen Erkenntnissen geführt. Neben den allgemeinen Informationen zur Inklusion und den Definitionen und Zusammenhängen der Hauptansätze Teilhabe, Rechte, Vielfalt und Gemeinschaft, lernten wir Praxisbeispiele kennen und überdachten unser System im eigenen Kindergarten, mit der Erstellung erster Schritte auf unserem Weg zur Inklusion.
Für mich persönlich steht fest, dass der Weg zu einer inklusiven Gesellschaft noch weit ist, aber wir ihn dennoch schon angetreten haben. Es gibt noch zu viele Menschen, die sehr wenig darüber wissen oder sich nicht von ihrem konservativen Denken lösen können, doch es gibt immer jemanden, oder eine kleine Gruppe, der/die den ersten Schritt wagen muss. Mit einer inklusiven KiTa fängt es an, eine zweite folgt dem gelieferten Beispiel und so wird der Prozess nach und nach weitergeführt. Auch in meiner KiTa, die integrativ ist, sind schon viele inklusive Ansätze vorhanden. Das ist mir besonders in der Teamarbeit aufgefallen, in der wir zusammentrugen, welche unsere ersten Schritte auf unserem Weg zur Inklusion seien. Es gibt noch viele Ansatzpunkte, bei denen die Gleichheit zu kurz kommt, zum Bespiel gibt es zwei Anmeldelisten und die Dokumentation von Integrativ- und Regelkindern läuft teilweise unter unterschiedlichen Aspekten ab. Daher fordert Inklusion auch einige Umstrukturierung. Das geht nicht von heute auf morgen und braucht Zeit, das ist klar. Doch der allererste Schritt ist schon mal das Gefühl und der Wille, Inklusion umzusetzen und Stück für Stück am vorhandenen System zu pfeilen.
Wichtig ist auch zu erkennen, dass Inklusion schon bei einem selber anfängt. Es geht nicht nur darum, inklusive Kindergärten und inklusive Schulen zu errichten, die Menschen müssen anfangen, inklusiv zu denken und demnach zuhause, in ihrer Freizeit und an ihrem Arbeitsplatz auch so zu handeln. Es muss klar sein, dass es Grenzen gibt. Menschen können keine Wunder vollbringen. Ein Rollstuhlfahrer wird beispielsweise nicht am Toben auf dem Klettergerüst teilhaben können, doch die Perspektive, aus der man dies betrachtet, ist das Wichtige. Ein Rollstuhlfahrer nimmt anders teil, er beobachtet vielleicht viel intensiver oder hat andere Stärken. Die anderen Kinder können zwar klettern, doch auch sie haben Schwächen an anderen Stellen, die der Rollstuhlfahrer wahrscheinlich nicht hat. Dies ist die Vielfalt, die es zu nutzen gilt und nicht als „Problem“ oder „unlösbare Barriere“ wahrgenommen werden sollte.
Es geht um Langfristigkeit. Langfristig soll niemand mehr ausgegrenzt oder ausgeschlossen werden, sich unverstanden oder im Lernen eingeschränkt fühlen. Die Lebens- und Lernqualität soll einfach steigen, da jeder Mensch das gleiche Recht auf Bildung und Erziehung hat! Nach der Fortbildung bin ich der inklusiven Praxis gegenüber sehr positiv gestimmt, anders als vorher, nachdem Seminar. Nach meinem Vortrag bat ich meine Mit-FSJler den Prozess bzw. das Konzept zu beurteilen und bezüglich der Umsetzung von Inklusion waren alle sehr kritisch. Jetzt weiß ich, dass wir schon dabei sind und es zwar alles noch ausgereift werden muss und seine Zeit dauern wird, aber ich bin unglaublich motiviert und freue mich darauf die Fortschritte auf unserem Weg zu erkennen.
Ich kann Euch nur empfehlen Euch mit dem Thema zu beschäftigen, denn meiner Meinung nach führt früher oder später kein Weg mehr daran vorbei! 🙂 Liebste Grüße, Michelle!