Unsere Praktikantin Laura studiert im siebten Semester Soziale Arbeit und bereitet so langsam ihre Bachelorarbeit vor. „Das Studium formt die Persönlichkeit“, sagt sie in ihrem Bericht über ihre Zeit an der Hochschule, den sie für euch geschrieben hat:
Die Katholische Hochschule für Sozialwesen, an der ich studiere, ist klein: Auf drei Stockwerke mit einem Hauptgebäude und zwei Seitenarmen erstreckt sich der Ort, an dem ich die nächsten dreieinhalb Jahre Soziale Arbeit erlernen werde. „Das hier war mal das modernste Krankenhaus Deutschlands“, erklärt uns die Dozentin für ästhetische Soziale Arbeit in unserer ersten Stunde. „Das war in den 30iger Jahren des letzen Jahrhunderts.“ Erst im Jahr 1991, nachdem es zum Kriegsende ein Gefängnis mit Folterkammern im Keller und dann ein DDR-Ministerium war, wurde meine jetzige Hochschule daraus.
Aller Anfang ist … leicht
Der Anfang ist sehr unkompliziert. Wir haben eine Vorlesung in Psychologie: Am Ende gehen wir da raus mit neuem Wissen über antrainierte Verhaltensweisen, psychische Störungen und Phobien. In Soziologie hören wir etwas über Gruppenverhalten, Gewalt und auf welchen verschiedenen Ebenen Menschen zu Gewaltopfern werden können. Spannend ist eine spezielle Veranstaltung, die immer dienstags stattfindet, die so genannte START-Werkstatt. Dort lernen wir vormittags durch einen Dozenten und nachmittags durch eine Studierende eines höheren Semesters das wissenschaftliche Arbeiten und die Arbeit in Projekten. Anders als die anderen Seminare dauert die START-Werkstatt den ganzen Tag, und hier haben wir auch das erste Mal etwas wie eine feste Klassengruppe. Mit dieser gehen wir auch schon mal am Abend Karaoke-Singen oder ins Theater. Sehr viel Spaß habe ich an dem Kommunikationsseminar. Dort halte ich mein erstes Referat des Studiums über das Thema „Konflikte“, aus dem ich viel für den Rest meines Studiums mitnehmen kann: Dass Menschen in allen Lebensbereichen Konflikte haben können, vor allem wenn sie in Arbeit auf andere angewiesen sind, habe ich seitdem selbst immer wieder in Gruppenarbeiten während des Studiums erlebt. Durch das Kommunikationsseminar kann ich inzwischen mit solchen Situationen besser umzugehen.
Das fröhliche Studentinnenleben
„Im ersten Semester gibt es an unserer Hochschule keine Prüfungen“, sagt der Kommilitone mit den Rastazöpfen. Ich bin erst mal verdutzt. Müssen wir keine Prüfungen ablegen? Dann rechne ich nach und komme auf das gleiche Ergebnis. Erst im zweiten Semester wird der Stoff aus beiden Semestern abgeprüft. Viele Erstsemester kommen nicht aus Berlin, sondern sind extra wegen des Studiums hierher gezogen. Die Hochschule berücksichtigt das, indem sie den Studierenden am Anfang noch keine Prüfungen aufdrückt. Dafür ist dann auch mehr Zeit, um sich in der Stadt einzuleben, sich im eigenen Studierendenparlament oder in den beiden von Studenten organisierten Kaffeestuben zu engagieren. Gegen Abend gibt es dann manchmal eine Alternative Lehrveranstaltung. Diese Idee haben sich Studierende ausgedacht, nachdem es vor vier Jahren einen Bildungsstreik in der Hochschule gab. Die Alternative Lehrveranstaltung wird von Studierenden mit der Unterstützung von Dozenten vorbereitet. Und dann darf man natürlich auch die Partys und sonstigen Zusammenkünfte unter den Studierenden nicht vergessen. Das erste Semester ging sehr schnell herum. Wir hatten gerade Mal angefangen, schon standen nach vier Monaten Hochschule die ersten Semesterferien vor der Tür.
Soziale Arbeit kann nicht jeder
Das Besondere an dem Studium der Sozialen Arbeit ist, dass nicht nur Wissen, wissenschaftliches Arbeiten oder die Betrachtung von Situationen und gesellschaftlichen Verhältnissen aus verschiedenen Perspektiven gelehrt wird. Das Besondere ist sicher auch, dass es eine Persönlichkeitsformung ist: Durch das Studium entwickelt man sich weiter. Meine Mitstudierenden sind sehr, sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Es gibt nicht den Typus Sozialarbeiter oder Sozialarbeiterin. Trotzdem kann Soziale Arbeit nicht jeder. Man braucht viel Geduld, Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, sich und seine Handlungen hinterfragen zu können, denn auch die Menschen mit denen wir arbeiten sind unterschiedlich. Dafür ist es wichtig, verschiedene Perspektiven einnehmen zu können. Und natürlich muss man gerne mit Menschen zusammenarbeiten. Inzwischen bin ich im siebten Semester angekommen, bereite so langsam meine Bachelorarbeit vor und bin immer noch froh über meine Studiengangswahl. Wo ich zukünftig arbeiten werde, weiß ich noch nicht. In jedem Fall freue ich mich aber auf meine neue Arbeit.
Infos und einen Film zum Studium Soziale Arbeit seht ihr hier!