Rund 30 Bewerber haben sich schon gemeldet, dabei hat die EH Ludwigsburg noch gar keine Werbung für ihren neuen Pflegebachelor gemacht, der jetzt zum Wintersemester 2014 in den Start geht. Warum das so ist? Weil vieles an diesem Studiengang neu und spannend ist. Wir haben für euch mit Prof. Dr. Norbert Collmar von der EH Ludwigsburg gesprochen.
Prof. Collmar, warum haben Sie sich entschlossen, einen neuen Pflegestudiengang anzubieten?
Da gibt es viele Gründe: Die Alten- und Krankenpflege steht vor neuen Herausforderungen. Immer mehr Menschen werden immer älter, Demenz- und Mehrfacherkrankungen nehmen zu, die Pflegeverläufe sind komplexer geworden. Außerdem wird die Vorbeugung immer wichtiger. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen haben zugleich mit dem Personalmangel zu kämpfen. Wir müssen also erstens möglichst viele Pflegekräfte ausbilden, die zweitens mit dieser neuen Komplexität umgehen können.
Wir hoffen, mit unserem Studiengang Abiturienten oder junge Leute mit Fachhochschulreife anzusprechen. Vor 30 Jahren war die Ausbildung zur Krankenschwester für bürgerliche Töchter ein angesehener Werdegang. Heute haben die jungen Frauen Abitur und wollen studieren. Wenn wir da in der Pflege nichts anbieten, fangen sie nicht bei uns an oder sind nach der Ausbildung gleich wieder weg. Wir erleben viele junge Frauen, im ersten Beruf Krankenpflegerin sind, dann aber Soziale Arbeit studieren.
Pflegestudiengänge schießen wie die Pilze aus dem Boden – was ist das Besondere an Ihrem Studiengang?
Es ist ein Generalistischer Studiengang, das heißt Auszubildende der Alten- und der Krankenpflege studieren gemeinsam und erwerben Kenntnisse aus beiden Bereichen. Wir greifen da im Hochschulbereich eine Entwicklung auf, die bei der klassischen Ausbildung auch schon in Planung ist: die Vereinigung der schulischen Pflegeausbildungen zur Generalistischen Pflegeausbildung. Die Teilnehmenden erhalten von Anfang an eine Vergütung und sind als Studierende zusätzlich abgesichert.
Neu ist auch, wie studiert werden soll: nämlich ausbildungsintegriert. Das heißt, ich habe einen Ausbildungsvertrag mit einer unserer Kooperationseinrichtungen, dem Diakonischen Institut für Soziale Berufe Dornstadt oder dem Ev. Bildungszentrum für Gesundheitsberufe Stuttgart, und bewerbe mich dann zusätzlich für das Studium. Nach viereinhalb Jahren bin ich examinierte Pflegekraft mit Bachelorabschluss. Es gilt, drei Dinge unter einen Hut zu bringen: die Praxiseinsätze in der Alten- oder Krankenpflege, die Fachschule und das Studium. Unsere Arbeitsgruppe Didaktik kümmert sich darum, dass sich die theoretischen Inhalte nicht doppeln. Die Grundlagen der Pflegewissenschaft, die in der Fachschule schon gelehrt werden, werden bei uns anerkannt und müssen nicht nochmal als Bachelormodul belegt werden.
Das klingt trotzdem anspruchsvoll. Was, wenn ich merke, ich schaffe das doch nicht?
Erstmal gibt es ja Beratung sowohl in der Fachschule als auch bei uns an der Hochschule, wir haben extra eine neue Professorin! Wir achten schon bei den Bewerbern darauf, dass es engagierte und kompetente Leute sind, denen wir zutrauen, das Pensum zu schaffen. Im Ernstfall könnte ich das Studium auf Eis legen und zunächst ganz in Ruhe meine Pflegeausbildung zu Ende machen. Vielleicht packt mich dann später noch mal die Motivation und ich bringe mein Studium zu Ende. Nur umgekehrt funktioniert es nicht: Wer das Examen der Pflegeausbildung nicht besteht, kann nicht weiter studieren. Die Voraussetzung für den generalistischen Studienabschluss ist ein bestandenes Altenpflege- oder Krankenpflegeexamen.
Vielen Dank für die Infos, Prof. Collmar! Mehr Infos zum neuen Generalistischen Pflegebachelor der EH Ludwigsburg findet ihr hier!