Als Religionspädagoge in der Kita arbeiten geht meist nur in kirchlichen Kitas. Wer aber Religionspädagogik machen und sich die Option staatliche Kita offenhalten will, für den ist der neue Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit mit religionspädagogischem Schwerpunkt“ der EH Moritzburg interessant. Er startet zum Wintersemester 2015/16. Wir haben für euch Prof. Christian Kahrs, den Rektor der EH Moritzburg, nach den Unterschieden zur klassischen Religionspädagogik und zur Sozialarbeit gefragt.
Hier seht ihr einen Film zum Studium Religionspädagogik und hier einen Film zum Studium Kindheitspädagogik!
Herr Prof. Kahrs, warum gibt es den neuen Bachelorstudiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit mit religionspädagogischem Profil“ an der EH Moritzburg?
Das Problem unserer Religionspädagogen ist, dass sie nicht in staatlichen Kitas arbeiten dürfen, sondern nur in der Gemeindearbeit eingesetzt werden können, weil sie keine staatliche Anerkennung als Frühpädagogen haben. Das ist überall in Deutschland so, da Religionspädagogen keine staatliche, von der Kultusministerkonferenz geregelte Anerkennung als Kindheitspädagogen haben. Ausnahmen sind dann Ländersache und beziehen sich auch nur auf das jeweilige Land. Für kirchliche Kitas in Sachsen gibt es eine Ausnahme-Genehmigung, dort dürfen die Religionspädagogen der EH Moritzburg eingesetzt werden, müssen aber noch eine umfangreiche 2jährige Fortbildung machen. Der Grund: Im Religionspädagogikstudium geht es vorrangig um Kinder- und Jugendarbeit, auch um den Religionsunterricht, die Frühpädagogik kommt zwar vor, aber nur am Rande. Wir finden aber, dass neben Sozialarbeitern und Erziehern in jeder Kita auch religionspädagogisch ausgebildete Mitarbeiter wichtig sind und bilden darum jetzt Kindheitspädagogen mit diesem Schwerpunkt aus, die dann die staatliche und damit bundesweit gültige Anerkennung bekommen.
Warum?
Viele Kitas, ob kirchlich oder staatlich, sind heute multikulturell: Kinder unterschiedlicher Glaubensrichtungen treffen aufeinander. Ein Sozialpädagoge wird durch seine Ausbildung inhaltlich zu wenig darauf vorbereitet, damit umzugehen. Er kann andere Dinge gut, zum Beispiel systemisch arbeiten, juristisch denken, aber wenn Eltern sagen: „Mein Kind hat mich gefragt, ob es Gott gibt!“, weiß er keine Antwort. Wer evangelische Religionspädagogik gelernt hat, kann dagegen auch mit anderen Glaubensrichtungen und mit den existentiellen Fragen des Lebens umgehen. Leider gibt es Vorurteile gegen Religionspädagogen in staatlichen Kitas. Man hat Angst, dass sie missionieren anstatt zu erziehen. Das wollten wir so nicht stehen lassen!
Was entgegnen Sie Menschen mit diesen Vorurteilen?
Im Rahmen ihrer Entwicklung stellen Kinder Fragen zur Verortung ihrer Person in der Welt: Wo komme ich her, wo gehe ich hin, was ist vor und nach dem Leben? Wie gehe ich damit um, dass ich schicksalhafte Dinge wie Unfälle oder Krankheiten nicht steuern kann? Kinder brauchen Bewältigungsstrategien und Religionspädagogen bieten Möglichkeiten für solche Bewältigungsstrategien an. Und sie wissen auch, dass man mit religiösen Vorstellungen z.B. von einem mächtigen Gott, der Menschen bestraft und in die Hölle steckt, manipulieren und ängstigen kann. Darum bringen sie das Thema Religion viel vorsichtiger rüber als jemand, der nicht darüber reflektiert hat. Mit Missionierung hat das nichts zu tun, es geht um pädagogisch verantwortliche Begleitung der Kinder auf ihrem Weg in die Welt.
Für wen ist Ihr Studiengang Kindheitspädagogik mit religionspädagogischem Schwerpunkt besser geeignet und wer sollte lieber Soziale Arbeit studieren?
Wer Interesse an der Frühpädagogik hat und mit kleineren Kindern arbeiten will, der ist in unserem neuen Studiengang besser aufgehoben. Wir vermitteln neben den religionspädagogischen Inhalten die Themen kulturelle, musikalische und naturwissenschaftliche Bildung. Wer sich beruflich breiter aufstellen will, weil er auch, aber nicht nur mit Kindern arbeiten möchte, sondern sich auch vorstellen kann, Sachbearbeiter im Jugendamt zu werden oder Streetwork zu machen, für den ist die Soziale Arbeit gedacht.
Was kann ich nach dem Studium des neuen Bachelors machen?
Ich habe gute Berufschancen, denn Kita-Personal wird dringend gesucht, und auch die Gehälter werden jetzt – hoffentlich – besser werden, da bewegt sich was, denn der Druck auf die Politik ist groß genug geworden.
Unser Bachelor-Studiengang vermittelt auch Leitungskompetenzen, zum Beispiel enthält er Kurse zu Themen wie Konzeptentwicklung und Kollegiale Beratung. Wer in die Kitaleitung will, sollte aber zuerst ein paar Jahre direkt mit den Kindern arbeiten und die Basis kennenlernen. Wenn er will, kann er dann durch einen Masterstudiengang oder eine Fortbildung im Bereich Leitungsqualifikation vertiefte Kenntnisse zu Themen wie Recht und Systemische Arbeit erwerben.
Wir hoffen auch, dass einige unserer Kindheitspädagogen mit Bachelorabschluss über den Master und die Promotion Dozenten an der Hochschule werden. Aber zunächst einmal geht es uns um die religionspädagogische Qualifikation der pädagogischen Praxis in den Kitas.
Vielen Dank, Prof. Christian Kahrs von der EH Moritzburg! Mehr Infos zum neuen Studiengang „Bildung und Erziehung in der Kindheit mit religionspädagogischem Schwerpunkt“ findet ihr hier.