Damit Flamur und zahlreiche weitere junge Menschen aus dem Kosovo im Rahmen eines Projektes der Diakonie Württemberg nach Deutschland kommen und die Altenpflege-Ausbildung machen können, müssen viele bürokratische Hürden überwunden werden. Es werden Unterlagen übersetzt, Visaanträge eingereicht und die Schulzeugnisanerkennung beantragt. Trotz guter Beziehungen zu den einzelnen Akteuren erlebt die Steuerungsgruppe jedes Jahr wieder Änderungen im Prozess und somit Überraschungen, die zu meistern sind. Die Vorschriften für die Deutschkenntnisse wurden verschärft, die Visa für Nachrücker im Projekt abgelehnt, die Schulzeugnisanerkennung zu spät ausgestellt, weil die Wartezeiten inzwischen bei 14 Monaten liegen. Doch mit viel Geduld gelingt es am Ende doch, und so konnte Flamur als einer der ersten Projektteilnehmer seine Ausbildung bei der Evangelischen Heimstiftung erfolgreich abschließen.
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Mein Name ist Flamur Syla, ich bin 26 Jahre alt, komme aus einer kleinen Stadt im Nord-Osten Kosovos, die Podujeva heißt, und arbeite derzeit im Haus auf der Waldau in Stuttgart. Da ich in Deutschland geboren bin, aber 2004 mit meiner Familie in den Kosovo abgeschoben wurde, hatte ich schon davor immer wieder versucht, nach Deutschland zurückzukommen, leider ohne Erfolg. Im Kosovo habe ich die Fachhochschule im medizinischen Bereich als Pflegehelfer abgeschlossen, aber der Arbeitsmarkt ist nicht sehr groß. Aufgrund meiner Deutschkenntnisse musste ich nicht wie alle anderen Kandidaten am Deutschkurs teilnehmen, aber dadurch ein Jahr lang warten, bis ich endlich nach Deutschland gehen konnte. Ich war immer derjenige, der es kaum abwarten konnte, endlich wieder zurück nach Deutschland zu kommen – nach elf Jahren! Aber als dann der Tag kam, an dem wir zum Flughafen gefahren sind, um nach Deutschland zu kommen und ich meine Mutter mit meinen Geschwistern zurückließ, konnte man mir keine Freude vom Gesicht ablesen. Es war bis zu dem Zeitpunkt bestimmt der schwerste Tag meines Lebens. In der Praxis fand ich sehr schnell heraus, wie groß die Herausforderung ist, das Theoretische auch ins Praktische umzusetzen. Ich wurde ebenso von meiner Station „ins kalte Wasser“ geworfen, indem ich ziemlich schnell eigenständig Pflegegruppen übernehmen durfte und auf mich gestellt war und mich selbst zurechtfinden musste. Was sehr gut war, weil ich so meinen eigenen Arbeitsrhythmus entwickeln konnte. Schön fand ich am Anfang, wie viel man mit den Bewohnern zu tun hat und wie persönlich man mit ihnen umgehen sollte. Auch die lustige Art einiger Bewohner war sehr amüsant zu erleben. Besonders schön fand ich, wie viel man mit anderen Mitarbeitern zusammenarbeitet, um ans Ziel zu kommen. Insbesondere, dass man nicht nur mit Kollegen des Pflegepersonals arbeitet, sondern mit jedem, der mit den Bewohnern zu tun hat. Seit ich in Deutschland bin, habe ich mich sehr verändert. Am Anfang war ich eher zurückhaltend und ruhiger. Heute bin ich meiner Meinung nach sehr viel selbstbewusster, offener und aufgeschlossener als zuvor.
Flamur (26) from Kosovo: „To leave my mother and siblings behind was the hardest thing I’ve ever done“
In order for Flamur and numerous other young people from Kosovo to come to Germany as part of a trainee-project of Diakonie Württemberg, a lot of bureaucracy has to be dealt with. Documents have to be translated, visa applications have to be filed and school certificates have to be approved. Despite years of networking with the authorities, the project managers experience a change of the process every year – and surprises that have to be dealt with. For instance, the requirements regarding German skills were changed, the visas for late participants were rejected, the approvals of the school certificates were received too late. But in the end, everything always works out, and so Flamur was one of the first project participants to successfully complete his traineeship at Evangelischen Heimstiftung:
„My name is Flamur Syla, I am 26 years old and I come from a small town in the north-east of Kosovo called Podujeva. I am currently working in the house on the Waldau in Stuttgart. Because I was born in Germany but was deported to Kosovo with my family in 2004, I had tried again and again to return to Germany, but hadn’t been successful for many years. In Kosovo, I completed medical college with a nursing assistant qualification, but there were no jobs. So I applied for the project. Because I already spoke German, I did not have to take part in the German classes like the other participants, but I had to wait a year until I could finally go to Germany. I had always been excited to be finally going back after eleven years! But when the day came and we drove to the airport and I had to leave my mother with my siblings behind, I didn’t feel so happy anymore. It was definitely the hardest day of my life. At work I found out very quickly that it’s a big challenge to apply what you have learned in theory to the real situation in the nursing home. I was thrown in at the deep end, as they say. At my ward I was allowed to work independently very soon. I thought that was good because it allowed me to develop my own working rhythm. It was nice to realize how much contact I have with the residents and that I was asked to deal with them on a very individual and personal level. I have a lot of fun with some of them. What I also like is that you work together with other employees. In particular, that you do not only work with colleagues of the nursing staff, but with everyone else who is dealing with the residents. Since I am in Germany, I have changed a lot. In the beginning I was rather reserved and quiet. Today, in my opinion at least, I am much more self-confident and open-minded.“