Anne Vogt hat dreieinhalb Jahre Zeitarbeit beim Personaldienstleister CareFlex gemacht, der zur Ev. Stiftung Alsterdorf in Hamburg gehört, bevor sie einen festen Job bei der Stiftung bekam. Für die 30jährige ein respektabler Weg aus der Arbeitslosigkeit, denn am Ende konnte sie sich ihren Wunscharbeitgeber aus mehreren Angeboten aussuchen – und wusste bereits genau, was sie dort erwartet.
Auf die Frage „Warum überhaupt ein sozialer Beruf?“ erzählt Anne Vogt eine Geschichte aus ihrer Jugend: Ihre Eltern besitzen in Mecklenburg-Vorpommern eine Ferienhaussiedlung. Im Sommer kam regelmäßig eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen und ihren Pflegern zu Besuch. Sie belegten fünf, sechs Bungalows, kamen zum Brötchenkaufen und zum Lagerfeuerabend. „Ich hatte von Anfang an keine Scheu, auf sie zuzugehen“, erzählt die heute 30jährige, „ich glaube, das ist eine Typfrage. Wenn man eher ängstlich ist, macht einen ein Mensch mit Behinderung leicht noch unsicherer und man denkt: ‚Ich kann das nicht.‘ Aber ich bin ein offener Typ, für mich ist dieser Job eine Berufung. Ich kann das.“
Nach dem sozialpädagogischen Vorpraktikum (heute die Ausbildung Sozialassistent) hat sie die Heilerzieherausbildung (heute Heilerziehungspfleger) gemacht. Nach einem Jahr Tätigkeit in der Jugendhilfe gingen die Fördermittel für ihre Anstellung aus und Anne Vogt war ein halbes Jahr arbeitslos. Die Arbeitsagentur empfahl ihr den Personaldienstleister CareFlex, der Einrichtungen in Hamburg und Schleswig-Holstein mit Personal versorgt. Anne Vogt ist dafür nach Hamburg gezogen. Manchmal wurde sie für zwei Monate von derselben Einrichtung „geblockt“, manchmal war sie als Springerin in zehn verschiedenen Einrichtungen im Monat eingesetzt. „Ich hatte keine Probleme mit dem häufigen Wechsel von Kollegen und Klienten, so kam wenigstens keine Routine auf. Ich konnte Wünsche äußern, an welchen Tagen und in welchen Schichten ich arbeiten wollte“, erzählt sie, „Ich fand es auch schön, die anderen Mitarbeiter von CareFlex kennenzulernen, mit denen ich manchmal gemeinsam eingesetzt wurde.“
Anstrengend sei es nur gewesen, wenn sie in einer Einrichtung sehr kurzfristig eingesetzt wurde, sodass keine Zeit für die Einarbeitung blieb und sie am ersten Tag nur einen Zettel mit Arbeitsaufträgen vorfand. Anne Vogt hat weniger Geld verdient als die festangestellten Fachkräfte, aber mehr als bei anderen Zeitarbeitsfirmen. Und Geld ist ja auch nicht alles, wohlfühlen ist wichtiger. Nach diesem Motto hat sie sich auch ihren neuen Arbeitgeber ausgesucht und nicht das erstbeste Angebot angenommen, sondern auf eins gewartet, das ihr wirklich gefiel. „CareFlex hatte im Jahr 2012 durchschnittlich 190 Mitarbeiter, 51 wurden von Arbeitgebern in die Festanstellung übernommen“, sagt Anne Engelshowe, Referentin Marketing & Vertrieb bei CareFlex. „Die Fälle sind sehr individuell. Eine Mitarbeiterin ist jetzt im Januar 2013 bereits nach 6 Wochen zum Kunden gewechselt. Ein anderer Mitarbeiter hingegen erst nach 7 Jahren, nachdem er zuvor mehrere Angebote ausgeschlagen hatte.“
Anne Vogts erster Einsatz bei ihrem jetzigen Arbeitgeber war eine dreimonatige Krankheitsvertretung. Als währenddessen eine feste Stelle frei wurde, bewarb sie sich darauf und wurde genommen. Der neue Arbeitgeber zahlt in diesem Fall eine geringe Vermittlungsgebühr an CareFlex. Heute arbeitet die junge Frau mit Klienten mit psychosozialen Defiziten, die sich an der Grenze zu einer psychischen Störung befinden. Die 14 Männer und 2 Frauen zwischen 19 und 66 Jahren leben in einem Wohnhaus und werden von Anne Vogt im Alltag unterstützt: beim Duschen, Frühstücken, bei Arztbesuchen, beim Einkaufen und Kochen.
„Natürlich bekommt man viele schwere Schicksale mit“, erzählt sie, „und man muss für sich klären, was man kann und was nicht. Zeitarbeit ist eine gute Möglichkeit, verschiedene Arbeitsfelder auszuprobieren. Ein Einsatz in einem Heim für schwerstmehrfach behinderte Kinder war zum Beispiel zu viel für mich. Auch in der Altenpflege möchte ich lieber nicht arbeiten. Da hatte ich bei CareFlex die Möglichkeit zu sagen: Das will ich nicht machen. Aber mit Menschen mit Behinderung arbeiten, das mache ich gerne. Wenn man sieht wie sie strahlen und glücklich sind, oder wie sie kleine Entwicklungsschritte machen und zum Beispiel lernen, sich selbst ein Brot zu schmieren, das ist toll!“
Jetzt ist Anne Vogt erst mal froh, einen festen Job gefunden zu haben – obwohl sie gleichzeitig sagt, sie hätte auch noch länger Zeitarbeit gemacht, wenn noch nicht das Richtige für sie dabei gewesen wäre. Ihr Tipp an andere Berufseinsteiger, die es über die Zeitarbeit versuchen wollen: „Seid offen und gebt euer Bestes. Macht einfach eure Arbeit gut und spielt eurem Arbeitgeber nichts vor. Dann klappt es auch mit der Festanstellung!“
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