Rrezarta (29) hat in ihrem Heimatland Kosovo studiert, als Lehrerin gearbeitet und ist dann wegen unhaltbarer Zustände nach Deutschland geflohen. In Berlin beginnt die junge Frau sofort einen Deutschkurs und wird auf den Pflegehelferkurs für Geflüchtete des Diakonie Pflege-Verbunds Berlin aufmerksam. Sie absolviert den Kurs erfolgreich, könnte sofort arbeiten, aber jetzt droht ihr die Abschiebung.
„Plötzlich bin ich in einer Stadt aufgewacht, die doppelt so groß ist, wie mein Land“, beschreibt Rrezarta ihre ersten Tage in Berlin. Ihr Land, das ist die Republik Kosovo. Hier hat sie nach erfolgreich absolviertem Bachelor- und Masterstudium zwei Jahre als Lehrerin gearbeitet, bevor plötzlich gar nichts mehr ging. Aus dem Job geboxt von korrupten Entscheidern steht die gebildete Frau plötzlich vor dem Nichts. Arbeitslosigkeit, massive Bedrohungen, schlechte gesundheitliche Versorgung und weitere Gründe führen sie und ihren Mann dazu, nach Deutschland zu flüchten. Hier wollen sie sich eine Zukunft aufbauen. Beide beginnen sofort damit, deutsch zu lernen. „Dass ich selbst Lehrerin bin, hat mir sicher dabei geholfen, mich in der neuen Sprache schnell zu Recht zu finden“, sagt Rrezarta in einwandfreiem Deutsch. Und fügt lachend hinzu: „Neue Sprache, neue Kultur, neue Welt!“
Damit meint sie wohl auch den Arbeitsbereich Pflege, den sie in ihrem Qualifizierungskurs zur Pflegehelferin intensiv kennenlernt. Unter dem Motto „Deutsch sprechen. Pflege lernen. Bei uns arbeiten.“ hat der Pflege-Verbund Berlin in beachtlichem Tempo und mit viel Unterstützung einen Modellkurs ins Leben gerufen, der Geflüchteten Perspektive bietet. „Wir haben uns im Herbst 2015 zwei große Fragen gestellt: Wie können wir uns bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise einbringen und dabei gleichzeitig auf den Pflegenotstand in unserem Land reagieren?“ erläutert Geschäftsführer Karl-Martin Seeberg.
Den zehn Absolventinnen und Absolventen des ersten Pflegehelferkurses für Geflüchtete wurden jetzt die Zeugnisse übergeben. Vier von ihnen haben bereits einen Arbeitsvertrag, vier weitere befinden sich auf dem Weg dorthin, so erfolgreich haben sie die Ausbildung absolviert und so dringend wird ihre Hilfe benötigt. Nur bei Rrezarta und einer weiteren Teilnehmerin aus Albanien passiert dies nicht. Dabei liegen ihnen gleich mehrere Arbeitsangebote vor. Aber ihre Heimatländer wurden als sichere Herkunftsstaaten eingestuft, die beiden Frauen bekommen trotz Qualifizierung, Deutschkenntnissen und offensichtlichem Bedarf ihrer Arbeit keine Arbeitserlaubnis und sind von der Abschiebung bedroht.
„Ich habe bereits fünf Anträge auf Arbeitserlaubnis gestellt, alle wurden abgelehnt“, berichtet Rrezarta ernüchtert. „Die Mitarbeiter der Diakonie setzen sich so für mich ein, ich habe bereits einen Arbeitsvertrag vorliegen, aber trotzdem soll plötzlich soll alles vorbei sein.“ Sie senkt den Kopf und fügt hinzu: „Ich gehe auf keinen Fall in den Kosovo zurück. Ich hoffe so sehr, dass ich hier bleiben und Deutschland zurückgeben kann, was es mir gegeben hat.“
Rrezarta war die allererste Bewerberin für das engagierte Projekt des Pflege-Verbunds Berlin. Im Oktober 2016 startet aufgrund des Erfolges bereits der zweite Kurs. Ob Rrezarta dann noch in Deutschland sein wird, ist ungewiss.
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