Wie Felix mich an meine Grenzen bringt

Wie schon im letzten Beitrag erwähnt hatte ich in dieser Woche in meinem sozial-pflegerischen Praktikum, das ich  innerhalb meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift absolviere, andere Schützlinge aus der Klasse zu betreuen. 7 Stunden stand ich Ihnen jeden Tag zur Seite!

Da war zum Beispiel Zooni, Zooni ist schwerstmehrfach behindert, blind und muss über eine Sonde ernährt werden. So bekam sie von mir Frühstück und Mittag zugeführt, ein frisches Gefühl am Hintern vormittags und nachmittags und viele, viele Streicheleinheiten. Könnt ihr euch noch an Felix erinnern, von ihm hab ich am Anfang meines Praktikums berichtet – Felix die Quasselstrippe. Er sitzt im Rollstuhl wie die meisten aus der Klasse, ist ziemlich clever, aber genauso nervenraubend. An den Tagen, an denen ich mit ihm ein Team war, kam ich schon fast an meine Grenzen. Also bei ihm reichte meine Autorität nicht aus. Jedenfalls nicht immer. Beim Essen konnte ich ihn mit Tricks für einige Zeit stillhalten, aber auf dem Weg zur Toilette ließ er sich zu Boden sinken (den Weg zur Toilette läuft Felix an der Hand) und dort wollte er trotz Aufforderung, sich doch bitte zu erheben, auch bleiben. Das war für mich eine echt doofe Situation, da meine Anleiterin kommen musste, um Felix zurechtzuweisen. Ich meine, man möchte eigene und andere Erwartungen erfüllen und auch solche Situationen meistern, aber da war ich mit meinem Latein am Ende. Dennoch habe ich mich nicht beirren lassen und mag mein Praktikum noch immer.

Am Mittwoch war wieder Seminartag. Dort haben wir über den Praktikumsbericht gesprochen, der ja nun bald wieder ansteht. Ich muss sagen, dass mir dieser dieses Mal gar nicht so schwer vorkommt. Vielleicht weil das Praktikum länger und schöner war oder der Aufbau des Berichts ein wenig anders ist, ich weiß es nicht, und vielleicht ist er es ja auch gar nicht. Dieses Mal habe ich schon früher begonnen und glücklicherweise haben wir auch noch 2 Wochen Ferien Zeit, um ihn zu schreiben.

Heute wird mich mein Sohn zur Arbeit begleiten. Er äußerte den Wunsch und ich fand die Idee gar nicht so verkehrt. Ich denke, es wird für ihn ein erfahrungsreicher Tag werden.Weiterhin gestalte ich heute wieder den Morgenkreis. Ich hoffe, er gefällt den Kindern! Hab mich diesmal ganz schön schwer getan, Ideen zu sammeln, konnte aber trotzdem erfolgreich einen zusammenstellen. Hab gestern den halben Tag Schiffhütchen gebastelt (11 Stück!), denn Thema wird die anstehende Klassenfahrt nach Dänemark sein. Kennt ihr das Lied „Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein…“? Das habe ich für die Kinder umgeschrieben: „Alle, die mit uns auf Klassenfahrt fahren, müssen Kinder mit Hütchen sein…“ Dann habe ich noch Fische ausgeschnitten und mit einer Büroklammer versehen, damit die Kinder sie mit einem Magneten, der an einem Faden hängt, angeln können.

Euch wünsche ich eine schöne Woche und sage bye bis zum nächsten Mal 🙂 Liebe Grüße, Candy

 

Veröffentlicht von

24 Jahre alt, in der Ausbildung zur Sozialassistentin am Evangelischen Johannesstift Spandau