Ausbildung und Kind – Das ist eine echte Doppel-Herausforderung. Aber mit genug Organisationstalent und Nervenstärke absolut zu meistern! Das beweist Claudia (24): Sie hat eine 3jährige Tochter und lernt Erzieherin am Evangelischen Johannesstift in Berlin.
Claudia wusste eigentlich schon in der Schulzeit ganz genau: Sie wollte Erzieherin werden. „Ich habe schon immer gern mit Menschen zusammen gearbeitet. Ein Job in einem Büro kam für mich nie in Frage“, erklärt sie. In der Nähe ihres damaligen Wohnortes im Erzgebirge gab es jedoch wenig Kindergärten und kaum Ausbildungsmöglichkeiten. Mit 16 lernte sie darum zuerst Hotelfachfrau. Kurz nach dem Abschluss, noch in der Probezeit, wurde sie schwanger – und gefeuert! Erfolglos versuchte Claudia nach der Geburt, in ihrem Job wieder Fuß zu fassen. „In der Gastronomie hat man mit Kind kaum eine Chance, weil es immer andere Bewerber gibt, die keine Kinder haben und flexibler sind“, sagt sie.
Nach einigem Überlegen entschied sich die junge Mutter für eine Ausbildung in ihrem ursprünglichen Wunschberuf: „Erzieher werden gesucht, ich liebe die Arbeit mit Kindern und außerdem bietet der Beruf eines Erziehers so viele Möglichkeiten! Ich kann später mit Kleinkindern, aber auch mit jungen Erwachsenen arbeiten.“ Das Wichtigste jedoch in ihrer persönlichen Situation: Die Arbeitszeiten passen perfekt zum Mama-Sein.
Seit August 2011 hat Claudia nun jeden Tag ein straffes Programm, um Ausbildung und Kind gut zu organisieren. Ihr Tag beginnt früher als bei den Klassenkameraden ohne Kind. Wenn sie Schule hat, klingelt der Wecker bereits um 4:45 Uhr, damit sie Sina Sophie noch rechtzeitig vorher zum Kindergarten bringen kann! Während ihre Klassenkameraden nach der Schule ihre Freizeit genießen, verbringt Claudia Zeit mit ihrer Tochter, macht den Haushalt und abends noch die Hausaufgaben, oder sie lernt. Im Praktikum ist es etwas entspannter, denn dann fallen Hausaufgaben und Lernen weg. „Abends, wenn dann alles fertig ist, falle ich nur noch ins Bett“, schmunzelt die 24jährige.
Trotzdem sieht sie durchaus die Vorteile ihrer Situation: „Gut ist, dass man einige Sachen für die Schule nicht lernen muss, weil man als Mutter aus Erfahrung sprechen kann. So weiß ich zum Beispiel durch die Entwicklung meiner Tochter, wann Kinder beginnen zu laufen oder wann sie ihre Trotzphasen haben – und wie man damit umgeht.“ Schwierig sei hingegen der Zeitmangel. „Mein Tag könnte 48 Stunden habe und ich hätte trotzdem immer noch etwas zu tun!“, sagt Claudia. Da ist man auch mal auf Unterstützung angewiesen. Die bekommt die junge Mutter von ihrem Freund und von Freunden. Zwei andere Auszubildende haben auch schon ein Kind. Manchmal holen sie ihre Kinder gegenseitig aus dem Kindergarten ab und passen auf sie auf oder gehen alle gemeinsam auf den Spielplatz.
Auch mit ihrem diakonischen Arbeitgeber hat Claudia Glück. Wenn ihre Tochter krank ist, kann sie in der Regel selbst zuhause bleiben, es sei denn, es stehen wichtige Klausuren oder Projekte an. „Die Arbeitgeber in sozialen Berufen haben meiner Erfahrung nach mehr Verständnis“, meint die junge Mutter. Nur auf ihre Familie kann sie leider nicht zählen, die wohnt nach wie vor im Erzgebirge.
Bis August 2014 wird Claudias Ausbildung noch dauern. Die Entscheidung dafür hat sie bis jetzt nicht bereut. „Die Arbeit ist spannend und abwechslungsreich, man weiß nie genau was einen am Tag erwartet.“ Das Schönste seien die strahlenden Kinderaugen: „Die meisten Kinder sind sehr leicht für etwas zu begeistern und sie freuen sich über so viele Sachen, sei es ein Stück Schokolade oder ein lustiges Spiel!“ Wichtig ist für Claudia auch, dass sie als Erzieherin den Grundstein für eine gute Zukunft legen kann – für jedes einzelne Kind.
Im Moment macht sie im Rahmen ihrer Ausbildung ihr erstes langes Praktikum im Kindergarten der evangelischen Weihnachtskirche in Berlin-Spandau. Die junge Mutter hat dabei nicht nur viel Spaß, sondern auch erste Erfolgserlebnisse. Stolz erzählt sie von einem kleinen Jungen, der es nicht gewohnt war, draußen zu sein und etwas ängstlich war. „Ich habe mich dann über einige Tage hinweg mit ihm ganz langsam an den Sandkasten herangetastet. Inzwischen spielt er mit Begeisterung selbstständig mit seinen Sandförmchen.“ Das seien Momente, die stolz machen und in denen ihr deutlich wird, dass sich ihr Engagement und die viele Arbeit lohnen.
Anderen Eltern, die eine Ausbildung beginnen wollen, gibt sie den Tipp: „Das Wichtigste ist der Spaß an der Arbeit. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass eine Ausbildung mit Kind doppelt so anstrengend ist, aber mit einem Kindergartenplatz und starken Nerven ist das alles machbar.“ Wichtig sei auch, dass man sich genug Zeit für sich selbst und für das Kind nimmt. Hausaufgaben verschiebt Claudia auch mal auf den nächsten Tag, Entspannung ist ihr superwichtig. Dazu nutzt die junge Familie meist das Wochenende. „Sonntag ist unser absoluter Ruhetag“, sagt Claudia und lacht.
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