Jetzt mal raus mit der Sprache, ihr Pflegeschüler und Pflegestudis!

Was habt ihr der Welt über euren Beruf zu sagen? Was wünscht ihr euch für die Zukunft in eurem Beruf? Wobei könntet ihr Unterstützung gebrauchen  und von wem? Um diese Fragen geht‘s alle paar Jahre beim Kongress „zukunft: pflegen + begleiten“, bei dem sich auch im Juni 2012 wieder rund 1.500 junge Menschen in Berlin treffen: Azubis aus den Berufen Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Heilerziehungspflege und Altenpflege und Studis aus den Pflegestudiengängen. Drei Tage lang wird diskutiert, aber auch Party gemacht!

Für Stefanie Joeres, Referentin beim Deutschen Evangelischen Krankenhausverband e.V. (DEKV), ist das schon der dritte Kongress, den sie organisiert.

Frau Joeres, was haben denn die Pflegeschüler und Pflegestudis auf dem Herzen, welche Fragen und Wünsche kommen bei den Kongressen ans Tageslicht?

Junge Menschen, die einen helfenden Beruf lernen wollen, sind hochmotiviert und haben ganz konkrete Vorstellungen davon, wie es im Krankenhaus oder Pflegeheim zugehen soll. Aber in der Realität sieht es oft anders aus.  „Im Krankenhaus ist es nicht wie bei ‚Schwester Stefanie‘!“, bekommen wir dann zu hören. Zum Beispiel finden es die jungen Leute schade, dass im Arbeitsalltag so wenig Zeit bleibt, um sich mit den kranken und alten Menschen zu  unterhalten und sie auch seelisch zu unterstützen. Wir hören da genau hin. Vor allem wenn der Nachwuchs kritisiert, dass die Ärzte und verschiedenen Fachkräfte nicht gut im Team zusammenarbeiten, dass altmodische Strukturen herrschen oder neue wissenschaftliche Erkenntnisse beim Pflegen der Menschen nicht umgesetzt werden.

Haben sich die Fragen und Wünsche der jungen Leute  in den vergangenen Jahren verändert? Sind neue Themen dazugekommen, die ihnen unter den Nägeln brennen?

Ja, es sind neue Themen dazugekommen. Das liegt daran, dass sich in der Pflege im Moment so viel verändert: Immer mehr Menschen werden zu Hause versorgt und ambulant behandelt. Dadurch entstehen ganz neue Arbeitsfelder wie zum Beispiel Case Management. Begleitung und Beratung werden immer wichtiger. Und dafür sind die Azubis nach drei Jahren teilweise nicht ausreichend vorbereitet. Da haben sie natürlich viele Fragen. Auch in den Ausbildungs-Einrichtungen kommt es zu ungewohnten Situationen, weil alte Menschen immer pflegbedürftiger werden,  Menschen mit Behinderung immer älter und weil Patienten häufig mit der Nebendiagnose Demenz ins Krankenhaus kommen. Wir brauchen eine moderne Ausbildung, die auf diese Veränderungen eingeht. Deshalb setzen wir uns für eine so genannte „generalistische Ausbildung“ ein. Wir wollen alle Pflegeberufe einschließlich der Heilerziehungspflege gemeinsam unterrichten und einen Zugang zur Hochschule ermöglichen. Erste Modellprojekte gibt es schon.

Wie sorgen Sie sonst noch dafür, dass die Anliegen der jungen Leute ernst genommen werden und dass sich die Ausbildungssituation für den Nachwuchs auch tatsächlich verbessert?

Es gibt ein schönes Zitat von einem Vorstand einer diakonischen Einrichtung, der bei einer unserer Veranstaltungen dabei war: „Ich gehe anderes nach Hause als ich hierhergekommen bin!“ Er hat dem Nachwuchs zugehört und daraus gelernt, was er in seiner Einrichtung verbessern kann! Die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat beim Kongress 2009 aber auch die jungen Teilnehmer aufgefordert: „Wenn ihr nicht die Hierarchien aufbrecht und etwas verändert, dann passiert gar nichts.“ Und das tun sie dann auch, die Azubis: Sie engagieren sich. Wir wissen, dass sich nach jedem Kongress die Ausbildungssituationen verbessern und die Politik Nachwuchskräfte wieder mehr auf dem Schirm hat. Auch im nächsten Jahr erwarten wir den Gesundheitsminister und zahlreiche große Träger.

Im Juni  2012 findet der nächste Kongress „zukunft: pflegen + begleiten“ statt, Anmeldungen werden schon entgegengenommen. Welche Schwerpunktthemen stehen denn diesmal auf dem Programm?

In diesem Kongress greifen wir alte und neue Themen sehr interaktiv auf. Statt lange Vorträge und Workshops zu veranstalten, beschäftigen wir uns in lockeren, offenen Gruppen mit spirituellen, (berufs-)politischen  und fachlichen Fragen. Dabei unterstützen uns ausgewählte Experten. Ein Thema wäre zum Beispiel: Wie pflegt und begleitet man einen Menschen am Ende seines Lebens? Wenn es um den Tod geht, hört die Routine auf. Und unsere Azubis brauchen Unterstützung in solchen schwierigen Situationen. Wir versuchen, den jungen Leuten zu vermitteln: Der christliche Glaube kann dir in diesen Momenten Kraft für deine Arbeit geben! Kraft braucht man in den Pflegeberufen jede Menge. Wer brennt, kann auch schnell ausbrennen!
Insgesamt möchten wir der Motivation und den eigenen Vorstellungen der Azubis  mehr Raum geben. Nur so kommen wirklich konstruktive Veränderungsvorschläge dabei heraus. Wir möchten unsere Teilnehmer/innen ermutigen, selbstbewusster zu sagen, was sie sich von der Politik und  in der fachlichen Ausbildung wünschen. Schließlich geht es darum, wie sie morgen arbeiten wollen!

Vielen Dank, Stefanie Joeres!

Und übrigens: Wir werden beim Kongress auch dabei sein,  mit der PR-Gruppe einen Kongressfilm drehen und Videointerviews mit TeilnehmerInnen aufzeichnen, die ihr dann auf www.facebook.com/SozialeBerufe zu sehen bekommt. Sehen wir uns im Juni  2012?