Kleines Problemchen oder große Krise?

Wer hat nicht schon einmal eine Krise durchlebt? Und ich spreche jetzt nicht von kleinen Problemchen mit den Kindern oder Meinungsverschiedenheiten mit dem Liebsten. Man fühlt sich am Boden zerstört, weiß nicht was los ist, wie es weitergeht – einfach hilflos. Nur langsam und selten kommt man an den Punkt, über seine „Probleme“ zu steigen, um anderen zu helfen. Trennung vom Partner, Tod eines geliebten Menschen oder die Diagnose „Ich bekomme ein behindertes Kind“ können Krisenauslöser sein. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Problem und einer Krise?

Probleme sind meistens schnell geklärt, sie nagen nicht an der Psyche, zumindestens in keinem so großen Ausmaß, und man bekommt sie oft alleine gelöst. Krisen dagegen können über Wochen, Monate und Jahre anhalten. Sie sind schwerwiegend, „so schwerwiegend, dass sie Depressionen auslösen können“, und sehr oft benötigt es professionelle Hilfe, um der Krise zu entkommen. Um in unserem Beruf Krisen zu erkennen und richtig danach handeln zu können, gibt es das Krisenverarbeitungsmodell.

Das Krisenverarbeitungsmodell ist wie eine Spirale aufgebaut und besteht aus acht Spiralphasen und 3 Zwischenphasen. Die acht Spiralphasen sind: Ungewissheit, Gewissheit, Aggressionen, Verhandlung, Depressionen, Annahme, Aktivität und Solidarität. Phase acht („Solidarität“) erreicht man sehr selten, in dieser schiebt man seine eigenen Sorgen beiseite und hilft anderen. Beziehungsweise kommt man mit seinen Sorgen zurecht, hat sie verarbeiten können, um damit zu arbeiten z.B. in Selbsthilfegruppen. Die drei Zwischenphasen liegen zwischen Phase eins „Ungewissheit“ und Phase zwei „Gewissheit“ und heißen Unwissenheit, Unsicherheit, Unannehmbarbeit und verdeutlichen den inneren Kampf mit sich selbst, die Ahnungslosigkeit, das Verdrängen und Nichtwahrhabenwollen bis zur Gewissheit.

Bis zur Krise hat das zweite Semester zwar nicht gereicht, aber dennoch hat es ziemlich an den Nerven gezerrt. Teilweise wusste ich gar nicht, wo ich anfangen und aufhören soll. Hier eine Klausur, da eine Hausarbeit und dann noch mein Leben neben der Schule. Ich fand es noch nie so anstrengend, ein Buch zu lesen (ich lese sehr gern) wie in den letzten drei Wochen. Im Fach Deutsch hatten wir nämlich die Aufgabe, ein Buch über einen Menschen mit einer Beeinträchtigung zu lesen und dieses dann anhand einer Inhaltsangabe von maximal einer halben Computerseite aufs Papier zu bringen. Ich hab mir ein Buch ausgesucht mit dem Titel „Wahnsinn im Kopf“. In dem Buch geht es um ein Mädchen, das mit 17 Jahren die Diagnose „Schizophrenie“ bekommt und mit ihren Eltern bis ins Erwachsenenalter gegen die Krankheit kämpft. Sehr empfehlenswert. Dennoch macht es kein Spaß, ein Buch zu lesen, wenn man es mehr oder weniger unter Zwang tun muss.

Wo einige meiner Klassenkameraden sprichwörtlich eine Krise bekommen haben, war bei der Vorbereitung unserer Andacht (die übrigens Pflicht ist und benotet wurde im Fach Religion). Viel Zeit blieb nicht, um diese vorzubereiten und zu proben, und wenn man dann dann ständig nebenbei noch Klausuren schreibt, hat man auch keinen Kopf dafür. Dennoch haben wir sie am 23. Mai super gemeistert und tolles Feedback bekommen.

Jetzt heißt es für mich und den Rest meiner Sozialassistentenklasse des Evangelischen Johannesstifts durchatmen, denn in dieser Woche wurden die letzten Klausuren geschrieben, und Leute – BALD SIND SOMMERFERIEN! Mit diesen vorfreudigen Gedanken verabschiede ich euch bis zum nächsten Mal. Liebe Grüße, Candy

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24 Jahre alt, in der Ausbildung zur Sozialassistentin am Evangelischen Johannesstift Spandau