Oma trifft Punk: Nürnberger Schüler probieren soziale Berufe aus

Die Initiative „Diakonisches Lernen“ der Diakonie Bayern bringt Lehrer, Schüler und soziale Berufe zusammen. Rund 100 diakonische Einrichtungen und evangelische Kirchengemeinden bieten sich an, um gemeinsame Aktionen zu realisieren.

Ein Aktionstag „Diakonisches Lernen“ kann alles Mögliche sein: Vielleicht kocht ihr mit eurem Lehrer für arme oder einsame Menschen in eurem Stadtteil, oder ihr helft in der Kleiderkammer aus. Vielleicht organisiert ihr einen integrativen Wandertag mit eurer Klasse und einer Gruppe junger Menschen mit Behinderung? Oder ihr gestaltet ein Rezeptbuch mit den Lieblingsgerichten der Senioren aus dem örtlichen Altenheim. Was auch immer ihr euch ausdenkt, um die Welt der sozialen Berufe kennenzulernen!

Siebtklässlerin Ricarda aus dem Sozialen Zweig der Velt-Stoß-Realschule in Nürnberg hat das „Diakonische Lernen“ bei einem Schnuppertag beim diakonischen Mittagstisch der Gemeinde St. Johannis ausprobiert. „Ich hatte schon ein bisschen Erfahrung“, erzählt sie, „Während meiner Konfirmandenzeit habe ich einmal die Woche bei einem Kaffeeklatsch für Senioren in einer Turnhalle geholfen.“ Über ihren Schnuppertag sagt Ricarda: „Auch wenn anfangs nichts zu tun war und wir erst beim Mittagessen-Servieren wirklich eine Aufgabe hatten, hat es Spaß gemacht! Es war schön, mit älteren Menschen zu reden und herauszufinden, was die früher gemacht haben.“

Am Ende steht für Ricarda fest: Sie möchte zwar nicht in der Altenpflege arbeiten, aber sich wieder freiwillig zu engagieren, kann sie sich vorstellen. Ihr Lehrer Christian Budach, der den Aktionstag organisiert und seine Schüler in sechs verschiedenen Einrichtungen untergebracht hat, kann von vielen schönen Erfahrungen berichten: „Vorher hatten viele die typischen Vorurteile: Alte Leute riechen komisch und sind langweilig. Aber beim Aktionstag haben sie gemerkt: Das sind auch nur Menschen wie meine Oma!“

Eine Mitschülerin von Ricarda hat eine Punkfrisur. „Damit bin ich bei den Senioren sofort untendurch!“, hatte sie befürchtet.  „Aber dann hat sich eine Bewohnerin im Wohnstift St. Lorenz ganz neugierig erkundigt, wie sie denn diese Frisur hinkriegt, und schwupps waren sie in ein Gespräch über Frisuren verwickelt!“, freut sich Lehrer Christian Budach. Im Unterricht haben die Schüler vorher mit ihm eine Sozialstation besucht und besprochen, was Diakonie eigentlich ist. Nachher musste jeder einen Bericht über seinen Aktionstag schreiben und die Erfahrungen wurden in der Klasse besprochen.

Klassenkameradin Jessika war im Nürnberger Kindergarten der Diakonie St. Peter. „Ich find‘s echt schön, mit kleinen Kindern zu arbeiten, die sind echt nett. Mir hat der Tag sehr gut gefallen. Und alle haben gesagt, dass ich Erzieherin werden soll! Das ist zwar nicht mein Erstwunsch, aber ich kann’s mir gut vorstellen.“ Kein Wunder, Jessika hatte schon immer einen guten Draht zu kleinen Kindern. Sie hat eine drei Jahre jüngere Schwester, mit der sie schon immer gern gespielt hat. „Die Kinder in der Kita waren am Ende total traurig und wollten uns gar nicht gehen lassen!“, sagt Jessika. Im nächsten Jahr muss sie ein Schulpraktikum machen, das dann gleich eine ganze Woche dauert. Da will sie wieder in einen Kindergarten gehen und sich den Erzieheralltag noch ein bisschen genauer anschauen.

Wenn du SchülerIn bist und auch Lust auf soziale Berufe hast, schlag deinem Lehrer oder deiner Lehrerin doch mal die Initiative „Diakonisches Lernen“ vor! Alle Infos hier.