Sexualität: auch im Kindergarten, Altenheim und in der Behindertenhilfe ein Thema

Sexualität ist ein Austausch von Wünschen, Neigungen, Liebe und Gefühlen auf körperlicher und seelischer Ebene. Sexualität beginnt unwissend. Sexualität stellt Fragen. Sexualität fordert Vertrauen. Sexualität war gestern gelb, ist heute blau und morgen grün, manchmal auch bunt – aber niemals schwarz oder weiß. Sexualität heißt Verantwortung. Sexualität macht glücklich – macht traurig – ist schön – ist schmerzhaft – schafft Freude – schafft Angst. Sexualität sagt ja und nein. Sexualität will Respekt. Sexualität ist allgegenwärtig. Sexualität beginnt im Kindergarten und endet nicht im Altenheim.  

Hallo liebe Community, sicher fragt ihr euch, warum Sexualität Thema in meinem neuen Beitrag ist. Das war vor zwei Wochen unser Thema beim Seminartag, den wir im Rahmen meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift – in unserer Praktikumszeit – jeden Mittwoch durchführen. Es ging darum, dass Sexualität uns überall begleitet: privat, im Freundeskreis, auf der Straße und auch in unserem Beruf. Gerade in sozialen Berufen ist Sexualität ein wichtiges, aber oft nicht angesprochenes Thema. Im Kindergarten ist es zu früh, in der Behindertenhilfe nicht vorstellbar und alte Menschen sind sexuell sowieso nicht mehr aktiv. Solche Denkweisen führen oft zu Konflikten, denn es gibt gerade in der Altenhilfe viele Frauen, die zur Arbeit ihr zeigefreudiges Outfit anziehen, weil sie denken, dass bei den Männern eh nichts mehr funktioniert. Körperlich haben sie damit möglicherweise sogar Recht, aber im Kopf passiert noch eine ganze Menge und der Wunsch nach Zärtlichkeiten kann dennoch bestehen.

Umso offener wir dem Thema gegenüberstehen, desto besser können wir Signale erkennen, Situationen annehmen und richtig zu handeln wissen. Gerade im Beruf ist das „Wie gehe ich damit um?“ sehr wichtig, da alles, was man tut, rechtliche Folgen haben kann. Wie geht man damit um, wenn sich ein Kind anders verhält und du der Meinung bist, dass da was nicht stimmt, kann man den Wunsch eines Klienten nach einer „Professionellen“ erfüllen und was mach ich, wenn mir ein Bewohner aus der Seniorengruppe ständig an den Po fasst? Am besten ist es, nicht überstürzt zu handeln. Im Kindergarten sollte man Rücksprache mit den Kollegen halten, wie die das sehen, beim Wunsch nach einer sexuellen Dienstleistung muss geklärt werden, ob die Inanspruchnahme überhaupt in der Einrichtung gestattet ist, und bei sexuellen Übergriffen sollte man sich nicht scheuen, STOP zu sagen und zu seinem Vorgesetzen zu gehen.

Fakt ist: Sexualität ist allgegenwärtig. Man sollte seine Augen und Ohren nicht verschließen. Denn auch da kann man helfen und einen Beitrag leisten und wenn man einfach mal nur ein guter Zuhörer ist. Denn nicht wenige Menschen sind depressiv, weil es nicht oder nicht mehr funktioniert oder sie beispielsweise keine Partnerin finden wegen ihrer Behinderung. Vor allem sollte auch eine Aufklärung in der Behindertenhilfe stattfinden. Vor kurzem hab ich gelesen, dass viele beeinträchtigte Jugendliche (hauptsächlich Mädchen) nicht aufgeklärt werden, gerade von den Eltern, weil sie denken, dass sie eh nie aktiv werden. Vielleicht stimmt das auch, aber dennoch ist es wichtig  zu wissen, was Sexualität ist, seinen Körper kennenzulernen, seine Gefühle zu verstehen und auch nein sagen zu können, wenn jemand einem zu nahe kommt. Zum Thema „Sex trotz Behinderung“ kann ich einen wirklich gut gemachten Film empfehlen. Er heißt „Hasta la Vista und handelt von 3 besten Freunden (Phillip ist vom Hals abwärts gelähmt, Jozef hat eine starke Sehbehinderung und ist somit fast blind und Lars ist aufgrund einer forschreitenen Krankheit an den Rollstuhl gebunden), die auf eigene Faust losziehen, um Sex zu haben. Somit verabschiede ich mich von euch und sage bye, bis bald, Candy

Veröffentlicht von

24 Jahre alt, in der Ausbildung zur Sozialassistentin am Evangelischen Johannesstift Spandau