Krise im FSJ: Wie Michelle ihre Balance wiederfindet

Die allererste und größte Aufgabe im Leben besteht darin, das Gleichgewicht zu halten.“ (Wolfgang Wiesmann) Diese Aufgabe ist trifft auf jede Lebenslage zu. Sei es die Gesundheit, den Beruf,  die Familie oder Partnerschaft betreffend. Es ist eine schwerste Aufgabe, die man sich immer wieder bewusst machen muss, das habe ich in den letzten Monaten in meinem Freiwilligen Sozialen Jahr gemerkt.

Portraitfoto 3Hallo ihr Lieben, nach einwöchigem Krankenhausaufenthalt, Winterschließzeit und Urlaub, bin ich nun seit etwa einer Woche wieder täglich in der integrativen KiTa „Elfriede Westphal“ als FSJlerin tätig. Ich hab die freie Zeit genossen, war aber auch wehmütig und habe mich sehr gefreut, im Januar wieder zurück in den Kindergarten zu kommen. Die Kinder und meine Kollegen haben mir sehr gefehlt und es war wirklich ein schönes Gefühl wieder am Alltag teilzunehmen und mit den Kleinen zu toben und zu knuddeln.

Seit knapp einem halben Jahr bin ich nun schon in der KiTa in Misburg und berichte Euch auch schon seit einigen Monaten wöchentlich über meine Erfahrungen, Eindrücke und Rückmeldungen.Bisher war das alles immer sehr positiv und ich habe es geschafft, mein inneres Gleichgewicht zu halten. Seit etwa zwei Monaten hat sich meine Balance allerdings verschoben. Diese Woche hatte ich ein Reflexionsgespräch mit der Einrichtungsleiterin über das vergangene halbe Jahr, welches mit einer Prognose meinerseits begann. Mir war irgendwie mulmig zumute und ich äußerte genau das zuvor genannte. Das Freiwillige Soziale Jahr begann sehr gut und blieb eine Weile konstant so, seit etwa zwei Monaten ist es allerdings gekippt. Die Einrichtungsleiterin bestätigte mir das und ich fühlte mich damit plötzlich noch etwas mehr aus dem Gleichgewicht geraten als bereits zuvor.

Wir sprachen direkt und offen. Sie fragte mich nach Gründen, welche mir schnell bewusst waren. Neben einigen negativen privaten Ereignissen gab es auch einen Ursprung auf der Arbeit. Vor etwa zwei Monaten nahm meine Anleiterin mich zur Seite und gab mir die Rückmeldung, dass einige Eltern den Eindruck hätten, ich säße viel auf dem Sofa und würde mich zu wenig mit den Kindern beschäftigen. Mit einer Beobachtung dieser Art hatte ich nicht gerechnet und konnte im ersten Moment schlecht damit umgehen. Ab sofort hielt ich mich strikt vom Sofa in unserer Gruppe fern, bis heute. Ich versuchte, die Kritik anzunehmen und umzusetzen, doch plötzlich wurde ich unbewusst sehr unsicher. In jeder Situation fühlte ich mich auf einmal beobachtet und hatte Angst, mich falsch zu verhalten oder dass die Eltern oder Erzieher einen Eindruck von mir gewinnen, der so nicht von mir gewollt ist. Anstatt mit den Erziehern meiner Gruppe zu reden, verfiel ich meiner Unsicherheit und versuchte, es mit mir selbst auszumachen, doch kapselte mich währenddessen weiter ab.

Was mir zunächst nicht auffiel, hatte meine Einrichtungsleiterin schon länger beobachtet und wirkte auch weiter nach außen. Ich vermittelte den Eindruck, bloß nicht kommunizieren zu wollen oder schlecht gelaunt zu sein. Ich spielte und bastelte sehr viel mit den Kindern und schirmte mich somit vom Team ab. Alles außer Gleichgewicht. Alles unbewusst. Alles, was ich eigentlich vermeiden wollte.

Durch das Gespräch mit meiner Chefin ist mir einiges klar geworden und ich fühle mich erleichtert. Die anfängliche Unbeschwertheit, die ich hatte, ist durch eine Kritik und damit verbundene Unsicherheit verloren gegangen und es gilt nun, diese wieder zu erlangen.Es folgt nun das Gespräch mit meinem Team, um alle Ungereimtheiten aus den Weg zu räumen und neustarten zu können. Dabei unterstützt mich und den anderen FSJler ein zweiwöchiger Gruppentausch. Wir wollten sowie schon länger mal die Dynamik der anderen Gruppe kennen lernen und in der aktuellen Situation dient es zusätzlich als Chance für einen kleinen Neubeginn in der eigenen Gruppe. Es ist wirklich nicht leicht, das Gleichgewicht zu halten, und es wird immer wieder mal Schwankungen geben, doch man sollte nicht in völlige Verunsicherung verfallen, sondern dies als Chance nutzen um sich weiter zu entwickeln.So wie ich es jetzt versuchen möchte und auch schaffen werde… 🙂  Liebste Grüße, Michelle 🙂