„Hoch die internationale Solidarität!“, ertönt aus mehreren hundert Kehlen gleichzeitig und ich fühle eine Gänsehaut und ein Gefühl der Verbundenheit. Gemeinsam mit Mitschülern aus meiner Schule und zahlreichen Schülern und Schülerinnen aus anderen Hamburger Schulen bin ich heute in der Innenstadt auf dem Schulstreik gewesen. Es ging darum, sich für Rechte von Flüchtlingen einzusetzen, und mit diesem Thema haben wir uns ja bereits im Rahmen unserer Projetwoche in der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen beschäftigt.
Einige Schüler haben vorher Transparente vorbereitet und mit einem besonders großen Transparent mit der Aufschrift „Erzieher_innen für Bleiberecht“ haben wir uns direkt zum Anfang am Hauptbahnhof positioniert, bevor es losging durch die Innenstadt. Ich bin bisher nur wenig demonstrationserfahren, aber ich habe mich schnell eingefunden in den Takt der Musik und der Sprechgesänge und die einzigartige Stimmung hat sich sehr schnell auf alle ausgebreitet.
Besonders interessant ist für uns als angehende Erzieher_innen natürlich auch die Situation der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge, die in Deutschland bereits ab 16 Jahren asylrechtlich als volljährlich angesehen werden. Durch dubiose körperliche Untersuchungen, bei denen zum Beispiel die Stirn und die Körperbehaarung begutachtet werden, soll geprüft werden, ob ein Flüchtling minderjährig ist. Wird er als unter 16 eingeordnet, hat er das Recht auf Kinder- und Jugendhilfe. Jedoch gibt es auch viele minderjährige Flüchtlinge, denen es nicht ermöglicht wird, zur Schule zu gehen und spätestens wenn sie 16 sind, geht es dann häufig um die Einleitung der „ordnungsgemäßen Rückführung“.
Ich finde, gerade jetzt in der Adventszeit sollten wir uns darauf besinnen, dass es bei dieser Debatte um Menschen geht, die nicht die Wahl haben, ob sie in ihrer Heimat bleiben können, sondern die aus Angst um ihre Existenz und Mangel an Sicherheit fliehen müssen und in die Hände von illegalen Schleppern geraten. Wir alle haben das Glück, Weihnachten im Rahmen unserer Familie und Freunde verbringen zu können und dort leben zu können, wo wir möchten. In dieser Position dürfen wir nicht diejenigen vergessen, die ihre momentane Lebenssituation nicht so frei gestalten können.
Es gibt ein schönes Lied, das ich in einem Schulgottesdienst kennengelernt habe, in dem es heißt: „Tragt in die Welt nun ein Licht, sagt allen: Fürchtet euch nicht! Gott hat euch lieb, Groß und Klein. Seht auf des Lichtes Schein.“ Dieses Lied hat mich sehr berührt und darauf gebracht, dass wir alle unser kleines Licht in die Welt tragen und Menschen auf der Flucht die Hand reichen können. Gerade jetzt in der Adventszeit werden viele Kerzen angezündet und die ganze Stadt scheint zu leuchten. Das inspiriert doch zur Nächstenliebe und dazu, das Herz zu öffnen. „Refugees are welcome!“
Die Frage des Bleiberechts sollte aus den Büroschubladen der Ausländerbehörden und rein in unsere Herzen gelangen – das ist mein größter Wunsch zu Weihnachten! Und die Lichter an meinem Weihnachtsbaum zünde ich dieses Jahr für Offenheit, Toleranz, Courage und Nächstenliebe. Ich wünsche euch schöne und besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Macht es gut, Laura