Einmal in der Woche sind die Heilerziehungspflege-Azubis im 1. Ausbildungsjahr der Berufsbildenden Schulen der Rotenburger Werke dran: Sie machen das Mittagessen für alle Schulkameraden, die vorbestellt haben. „Das sind meist so dreißig Mahlzeiten“, weiß Fachlehrerin Ruth Scharringhausen. „Klar gibt es auch welche, die sich ihr Essen in der Bäckerei oder bei der Fast-Food-Kette holen, aber das Bewusstsein für die Qualität von Nahrung steigt. Das selbstgemachte Mittagessen wird immer besser angenommen.“
Weil die angehenden Heilerziehungspfleger*innen später im Berufsleben in Wohngruppen für Menschen mit Behinderung auch kochen werden und dabei auf gesunde Ernährung der Bewohner achten sollen, wird das Thema in der Ausbildung durchgenommen. „So ein Nudelauflauf für zwanzig Personen, oder gefüllte Paprika, und dann vielleicht noch ein Nachtisch, das geht ja nicht von alleine“, sagt HEP-Schülerin Laura, „ich find das gut, dass wir hier auch so was lernen.“ Vom Einkaufen der Zutaten bis zum appetitlichen Servieren muss alles gut geplant sein.
Zum Glück haben Laura und ihre Klassenkameradinnen Diplom-Ökotrophologin Diana Reif dabei. Die 46-Jährige, die nebenbei auch Yoga- und Fitness-Lehrerin ist, kennt sich beruflich mit gesunder Ernährung aus. „Die Esskultur ist wichtiger Bestandteil unserer menschlichen Gemeinschaft“, sagt sie. „Und sie ist in Gefahr, wenn alle nur noch vorfabrizierte Speisen in Eile zu sich nehmen.“ Das gilt natürlich für Menschen mit und ohne Behinderung. „Heilerziehungspflege ist eben ein total vielseitiger Beruf“, sagt HEP-Schülerin Christina, „und die Motivation, gesundes Essen selbst zuzubereiten, möchte ich auch Menschen mit Behinderung weitergeben.“
Ist es eigentlich Zufall, dass in der heutigen Schulstunde fast nur junge Frauen in der Küche stehen? Oder sind Pflegeberufe eben doch weiblich? „Das ist wirklich Zufall“, erklärt Theresa, die wie Christina und Laura im 1. Ausbildungsjahr ist, „in einer anderen Klasse unserer Schule gibt es sogar mehr Jungs als Mädels. Und die kochen auch nicht schlecht!“
Das ist auch Schulleiterin Regina Koithan wichtig. Sie betont die soziale Bedeutung des gemeinsamen Kochens und Essens: „Das ist das persönlichkeits- und kulturbildend, fördert Zusammenhalt und Wohlbefinden und gehört zum glücklichen Wohnen und Leben einfach dazu. Außerdem ist es fachlich herausfordernd, Menschen Esskultur zu ermöglichen und anzubieten.“ In den Berufsbildenden Schulen der Rotenburger Werke wird deshalb seit diesem Jahr sogar an vier Tagen in der Woche Selbstgemachtes angeboten – zweimal Frühstück, zweimal Mittagessen.
Mehr Infos über die Heilerziehungspflegeausbildung bei den Rotenburger Werken, zu der natürlich nicht nur Kochen, sondern auch Pädagogik und Pflege gehört, erfahrt ihr hier!