Gesundheits- und Krankenpflegeschülerin Sara Cengiz vom Bethesda Krankenhaus Bergedorf, das zur Diakonie gehört, ist als „Beste Schülerin in der Alten- und Krankenpflege 2016“ nominiert. Der Deutsche Verein zur Förderung pflegerischer Qualität vergibt diese Auszeichnung jedes Jahr. Ende dieser Woche tritt Sara gegen 21 andere Schüler*innen im Wettkampf um den Titel an, darunter noch eine zweite Teilnehmerin aus einer diakonischen Einrichtung: Jana Krüger vom Ev. Krankenhaus Oldenburg. Wir haben für euch mit Sara gesprochen, die ziemlich aufgeregt ist:
Wie kam es dazu, dass du bei dem Wettbewerb mitmachst?
Meine Noten waren so gut, dass ich von meiner Ausbildungsstätte gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, an dem Wettbewerb teilzunehmen. In meiner Klasse bin ich diejenige, die in der Theorie am meisten drauf hat.
Welche Aufgaben wurden dir beim Wettbewerb gestellt?
Beim Vorentscheid im Dezember gab es einen Multiple Choice Test mit 100 Fragen, und die Schüler*innen mit dem besten Ergebnis wurden jeweils für ihre Bundesländer nominiert. Die Finalisten müssen nun noch eine mündliche, eine schriftliche und eine praktische Prüfung machen. Eigentlich ist das ähnlich wie das Abschlussexamen in der Ausbildung, aber es werden andere Schwerpunkte gelegt. Zum Beispiel geht es in der schriftlichen Prüfung vor allem um die Pflegeplanung, und das macht im Ausbildungsexamen nur einen kleinen Teil aus. In der praktischen Prüfung ist es ähnlich wie im Ausbildungsexamen, da geht es zum Beispiel darum, ob ich die Hygieneregeln anwende und die Ressourcen des Patienten mit einbeziehe, also ihn Dinge, die er selber noch machen kann, auch selber machen lasse.
Was machst du anders als die allermeisten anderen Pflegeschüler*innen in Deutschland? Warum bist du so gut?
Ich glaube, dass ich den Patienten als Ganzes sehe und nicht nur die Krankheit im Auge habe. Ich denke auch an die Psyche und sein soziales Umfeld und beziehe das in die Pflege mit ein. In der Schule lernen wir intensiv, was ganzheitliche Pflege ist. Aber mir liegt das, glaube ich, auch von Natur aus. Von meinen Kollegen wird mir gesagt, dass ich sehr authentisch und empathisch bin. Von den Patienten kommen auch positive Reaktionen. Das Schönste ist, wenn man die Dankbarkeit in ihren Augen sieht. Die Patienten wissen ja, dass wir in der Pflege chronisch unterbesetzt sind, und wenn mir dann doch Kleinigkeiten auffallen, die sie sich selber vielleicht nicht getraut haben zu sagen, sind sie sehr dankbar.
Wie geht es nach deiner Ausbildung für dich weiter?
In diesem Sommer werde ich fertig. Danach möchte ich studieren, ein Pflege-bezogenes Fach. Ich weiß aber noch nicht, ob es eher in die wissenschaftliche Richtung oder in Richtung Qualitätsmanagement gehen soll.
Welchen Schulabschluss hast du eigentlich gemacht?
Abitur. Danach war ich ein Jahr im Ausland. Und dann wollte ich erst mal etwas Praktisches machen und nicht gleich an die Uni. Ich habe ein dreimonatiges Praktikum im Krankenhaus gemacht und gemerkt, das gefällt mir. Also habe ich mit der Ausbildung begonnen.
Was haben deine Freunde dazu gesagt?
Am Anfang haben meine Freunde ganz typisch reagiert: „Das könnte ich nicht“. Oder sie hatten das Vorurteil, dass Pflegekräfte nicht selber denken, sondern nur die Wünsche der Ärzte erfüllen. Durch mich haben sie jetzt mit bekommen, dass wir Pfleger*innen viel wissen und eine gute Qualität liefern. In meinem Freundeskreis herrscht jetzt ein anderes Bild von der Pflege. Aber in der Gesellschaft sind die Vorurteile immer noch verankert. Das macht mir schon etwas aus. Ich finde, dass die Pflege es verdient hätte, ein besseres Ansehen zu haben. Aber die Pflege ist auf einem guten Weg. Die Pflegenden selbst dürfen nicht nur jammern, sondern sollten sich mehr engagieren. Die Mitarbeiter in anderen Branchen machen da viel mehr, habe ich das Gefühl.
Dann wünschen wir dir viel Glück für das Finale, liebe Sara!
Danke, ich bin schon sehr aufgeregt! Ich bin ein selbstkritischer Mensch und möchte keine Fehler machen.