Tipps gegen Stress und Burnout: „Multitasking funktioniert nicht“

Stress kann krank machen, Stress kann aber auch zu besonders guten Leistungen anspornen. Wie ist das mit dem Stress in deiner Ausbildung? Mach hier den Stresstest (als Kurztest oder 28-Tage-Stresstagebuch) und lies die Tipps unseres Experten Frank Großheimann von der BKK Diakonie – damit du noch viele Jahre in deinem Beruf arbeiten kannst, ohne zusammenzuklappen.

Herr Großheimann, die Ausbildung im Krankenhaus, im Kindergarten oder im Pflegeheim ist oft stressig. Steckt man das als junger Mensch noch ganz gut weg oder kann man auch in der Ausbildung schon einen Burnout kriegen?

Frank Großheimann: Jüngere Menschen empfinden ihr Leben häufig auch schon als stressig, das beginnt ja schon in der Schule. Nur stecken junge Menschen diesen Stress in der Regel noch besser weg als Menschen, die schon eigene Kinder haben und neben dem Beruf auch privat viel um die Ohren haben. Dennoch ist es auch für Berufseinsteiger schon sehr wichtig, einen Weg zu finden, mit Stress umzugehen und Stress auch wieder abzubauen.

Was stresst die Mitarbeiter in sozialen Berufen denn besonders?

Großheimann: Das sind eigentlich vier Dinge: am meisten nervt der Chef, dann die vielen Aufgaben, die man so täglich hat. Einige stresst es auch, dass sie nicht mitentscheiden dürfen und gar keine Möglichkeit haben, am Arbeitsplatz Dinge zu verbessern. Nicht zuletzt stressen dann oft auch noch die Kollegen.

Video: Auswege für Ausgebrannte – Ein Filmprojekt der BethelJahr-Teilnehmenden unterstützt von der BKK Diakonie.

Und wer muss besonders aufpassen, dass er keinen Burnout kriegt?

Großheimann: Chronische Erschöpfung trifft besonders die Menschen, die ihre Grenzen überschreiten, die besonders engagiert sind oder viel Wert auf Anerkennung von außen legen. Da gibt es verschiedene Typen, zum Beispiel den Perfektionisten, der alles tausendprozentig machen will, oder den Unterstützer, der glaubt, ohne ihn läuft gar nichts. Dann gibt es noch den Ja-Sager, der immer bereit ist, jede Aufgabe zu übernehmen, und den Visionär, der allzu große Ziele allzu schnell erreichen will. Und zum Schluss haben wir da noch den Helfer-Typen, der die ganze Welt verbessern will, anstatt erst mal klein anzufangen.

Welche Tipps gegen den Stress haben Sie für uns?

Großheimann: Für jeden Typen gibt es eigene Tipps. Der Perfektionist muss lernen, Aufgaben nur so gut wie nötig zu erledigen anstatt so gut wie möglich. Der Unterstützer muss erkennen, dass sich die Welt auch ohne ihn weiterdreht. Der Ja-Sager muss wissen: Ich bin ok, auch wenn ich mal nein sage. Der Visionär sollte prüfen, ob seine Ziele und sein Zeitplan überhaupt realistisch sind, und der Helfer sollte sich klar werden, dass für das Wohl der Welt alle Menschen gemeinsam verantwortlich sind. Und dann gibt’s noch ein paar Tipps für alle: Multitasking funktioniert nicht! Lieber eins nach dem anderen machen. Dauerstress macht krank! Lieber etwas ändern, bevor es zu spät ist.

Warum kommen eigentlich manche Menschen besser mit Stress klar und andere müssen sich schon krankschreiben lassen, wenn es mal eine Woche etwas hektischer war als sonst?

Großheimann: Das hat damit zu tun, was wir unter Gesundheit verstehen. Für viele bedeutet Gesundheit: Mein Körper funktioniert. Krankheit fängt an, wenn das kleinste Bisschen nicht mehr funktioniert. Wenn wir es aber so sehen, dass Gesundheit und Krankheit fließend ineinander übergehen und wir immer irgendwo mittig zwischen beiden schwanken, dann fühlen wir uns auch nicht so schnell krank. Außerdem bedeutet gesund sein nicht nur körperlich, sondern auch seelisch und sozial gesund zu sein. Sozial und seelisch gesund sind wir, wenn wir uns selbst und unsere Kollegen verstehen, wenn wir uns selbst und unsere Kollegen wertschätzen, wenn wir wissen, was uns wichtig ist, und wenn unsere Arbeit einen Sinn für uns hat.

Angenommen, ich bin Azubi und möchte was gegen den Stress in meiner Einrichtung tun. Was könnte ich dem Chef und den Kollegen mal vorschlagen?

Großheimann: Gerade wegen des Fachkräftemangels ist es jedem Chef wichtig, seine Leute in der Einrichtung zu halten. Wenn man ihm dann vermittelt: „Ich arbeite gerne hier und möchte auch gerne bleiben, aber wir müssen was gegen den Stress tun, sonst halte ich das nicht länger aus“, dann dürfte man auf offene Ohren treffen. Ihr könnt vorschlagen, einen Gesundheitszirkel einzurichten, also ein regelmäßiges Meeting, bei dem über Gesundheit und Stress gesprochen wird. Jede Woche nehmt ihr euch ein anderes Thema vor, z.B. „mit dem Rauchen aufhören“, „gesunde Pausensnacks“, oder nehmt euch Zeit für Sport oder Yoga. Das wäre ein erster Schritt!

Vielen Dank, Herr Großheimann!