Irina Cepeda Romero (30) aus Granada kam vor vier Jahren nach Deutschland, weil der Arbeitsmarkt in ihrem Heimatland wenige Chancen für Nachwuchskräfte bietet. In Spanien hatte sie Sonderpädagogik auf Lehramt studiert. Ihr Masterstudium in Ernährungswissenschaften unterbrach sie, um einen Freiwilligendienst in einem Kindergarten der Diakonie Neuendettelsau zu beginnen. Sie ist eine von vielen qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland, denen diakonische Arbeitgeber eine Chance geben.
Irina, warum und wie bist du nach Deutschland gekommen?
Die Organisation A.G.E. y R. hat mir beim Start in mein Abenteuer geholfen. Nach den elf Monaten Freiwilligendienst bei der Diakonie Neudettelsau habe ich zehn Monate Praxiserfahrungen in einer Förderschule desselben Trägers gesammelt. Währenddessen habe ich einen Antrag gestellt, um mein Studium anerkennen zu lassen. Das war ein langer und kostspieliger Prozess. Das Anerkennungsverfahren mit viel Bürokratie, Übersetzungen und Seminaren hat etwa zwei Jahre gedauert. Dann war es endlich geschafft und ich war staatlich anerkannte Heilpädagogin! Ich konnte einen weiteren Schritt in meiner Karriere machen und endlich in meinen eigentlichen Beruf einsteigen. Ich arbeite jetzt in einem heilpädagogisch orientierten Hort der Diakonie Neudettelsau.
Wie ging es dir emotional während der Zeit?
Inzwischen fühle ich mich gut integriert und wohler denn je. Ich bin froh, in einem harmonischen Team und in meinem erlernten Beruf arbeiten zu können. Ich habe auch meinen Freund in Deutschland kennengelernt, meine Eltern mögen ihn sehr. Bis dorthin war es aber ein anstrengender Weg voller Zweifel und Probleme – vor allem im ersten Jahr. Die neue Sprache, die neue Kultur – am Anfang war alles anders. Wie viele andere musste ich feststellen, dass die deutsche Sprache wirklich sehr schwer ist. Meine Familie war plötzlich weit weg, ich fühlte mich alleine, hatte meine Komfortzone verlassen. Dazu kam das andere Klima – es ist schon eine Umstellung von Andalusien nach Bayern. Inzwischen habe ich mich weitestgehend daran gewöhnt, wenn auch nicht ganz. So ein Schritt in unbekanntes Terrain geht schon an die Substanz. Aber man stellt auch fest, dass man es schafft, Dinge zu erreichen, die wenige Wochen vorher noch nicht vorstellbar waren.
Was hat dir auf deinem Weg geholfen?
Es hat mir geholfen, dass mir mein Arbeitgeber im ersten Jahr einen Intensiv-Deutschkurs finanziert hat. Dort lernte ich schnell die Grundlagen der Sprache und fand mich im Alltag besser zurecht. Auch ein Aufbaukurs wurde mir finanziert. Eine weitere Stütze war, dass es einen Ansprechpartner gab, der Spanisch sprach. Ich konnte jederzeit zu ihm gehen, wenn ich mich hilflos und überfordert fühlte, und er griff mir immer unter die Arme. Egal, ob es um sprachliche Schwierigkeiten ging oder darum, einen Kühlschrank zu besorgen. Nachdem es ohne Auto im ländlichen Bayern schwierig war, holte ich im zweiten Jahr mein Auto aus Spanien nach Deutschland. Damit ist es nun deutlich angenehmer.
Was ist das Wichtigste, was man wissen sollte, wenn man in einem fremden Land arbeiten will?
Viele vergessen, dass es nicht nur darum geht, die fremde Sprache zu lernen, sondern auch darum, die neue Kultur zu erleben und zu verstehen. Anfangs hatte ich – typisch Klischee – Probleme mit der Pünktlichkeit. In Deutschland muss man einige Minuten vor der angesagten Zeit da sein – in Spanien eher eine Viertelstunde danach. Die frühen Ladenöffnungs- und schließzeiten und das frühe Mittag- und Abendessen waren gewöhnungsbedürftig für mich. Wenn man die Kultur im neuen Land verstehen und nachvollziehen kann, fällt es einem auch leichter, sich anzupassen, sich sogar mit der Kultur zu identifizieren, sich schließlich wohlzufühlen und sich irgendwann vorstellen zu können zu bleiben.
Interview: Diakonie/Maja Roedenbeck Schäfer
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