Alba Valera Paterna (22) aus Murcia in Spanien hat während ihres Pflegestudiums ein siebenwöchiges Pflichtpraktikum im Agaplesion Bethanien Krankenhaus in Frankfurt am Main gemacht. Nach ihrem Hochschulabschluss möchte sie gerne zurückkommen und als Gesundheits- und Krankenpflegerin in Deutschland arbeiten.
Wie war dein Einstieg in Deutschland, Alba?
Das deutsche Pflegepersonal hat mich herzlich willkommen geheißen, es haben sich alle wirklich gut um mich gekümmert. Ich kannte das deutsche Gesundheitssystem nicht besonders gut und man hat mir alles erklärt. Aber ich muss zugeben, dass es für mich anfangs schwer war zu verstehen, was die Kollegen und Patienten zu mir sagten. Die erste Überraschung erlebte ich bei der ersten Schichtablösung: In Deutschland nimmt man sich vierzig Minuten Zeit für die Übergabe – in Spanien erledigen wir das in zehn Minuten!
Was hat dir dabei geholfen, dich einzuleben?
Es gibt bei meinem Arbeitgeber auch andere ausländische Fachkräfte. Ich startete mein Praktikum zwar allein, begegnete ihnen aber auf der Station. Sie kamen zum Beispiel aus Ungarn und Bulgarien. Dadurch habe ich mich sehr unterstützt gefühlt. Die anderen waren schon mehrere Jahre in Deutschland, hatten aber am Anfang genau dasselbe erlebt wie ich. Wir konnten unsere Erfahrungen austauschen und uns über den Kulturschock unterhalten. Die multikulturelle Atmosphäre bei meinem Arbeitgeber hat mir geholfen, mich anzupassen.
Wie kamst du mit den Arbeitsaufgaben zurecht?
Am Anfang erlebte ich die Assistenzärzte als Eindringlinge in meinen Kompetenzbereich und war sehr frustriert. Ich hatte in meinem Studium selbst gelernt, einen venösen Zugang zu legen, nun durfte ich das nicht mehr machen, weil es in Deutschland die Aufgabe der Assistenzärzte ist. Aus spanischer Perspektive sind manche Aufgaben eines deutschen Gesundheits- und Krankenpflegers eher mit denen eines spanischen Pflegehelfers vergleichbar. Es gibt aber auch Aufgaben, die sich decken: Vitalwerte messen, Medikamente reichen, Verbände wechseln, Visite durchführen, mit anderen Dienstleistern in Verbindung treten, dokumentieren. Die größte Frustration kam nicht daher, dass ich Aufgaben unterhalb meines Kompetenzniveaus zusätzlich erledigen sollte, sondern dass ich die spannenden Aufgaben innerhalb meines Kompetenzniveaus an die Assistenzärzte abgeben musste. Das ist für mich ein wichtiger Unterschied. Ich glaube aber inzwischen, dass die Grundversorgung, die spanische Krankenschwestern lieber delegieren, sehr wichtig ist, um eine Beziehung zwischen Patient und Pflegefachkraft aufzubauen. In Deutschland erlebe auch ich eine engere Verbundenheit zu den Patienten. Ich erinnere mich an eine Situation mit einer Frau, die Hilfe beim Haare Waschen brauchte. Sie hat dabei so gelacht und sich hinterher so sehr bei mir bedankt – das war eine schöne Erfahrung! Letztendlich habe ich mich aus beruflicher Sicht in Deutschland weiterentwickelt und mein Wissen vertieft. Ich kann nur allen Pflegekräften aus anderen Ländern ans Herz legen, diesen Weg zu gehen.
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Interview: Diakonie/Maja Roedenbeck Schäfer