Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, was ich nach meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift machen möchte – bis ein Tag irgendwie alles veränderte.
Im Fach „Projekt“, welches ins Lernfeld 5 „Berufskunde“ mit einfließt, besuchten wir verschiedene Einrichtungen der Behindertenhilfe. Wir waren in einer „Werkstatt“ mit verschiedenen pädagogisch/kreativen Angeboten und in diversen Wohneinrichtungen.
Die letzte Wohneinrichtung, die wir besuchten, ist für Jugendliche und Erwachsene mit einer vorrangig kognitiven (geistigen) Beeinträchtigung. Diese wohnen dort und verbringen ihren normalen Alltag dort. Vormittags gehen sie zur Arbeit oder werden gebracht und am Nachmittag können sie sich ihre Freizeit frei gestalten, nachdem sie ihre Aufgaben erfüllt haben. Unterstützt bei allem werden sie von den Mitarbeitern, die von Altenpfleger bis Zimmermann alle Berufsgruppen vertreten. Wo wir schon am alles verändernden Punkt wären:
Nachdem uns der nette Mitarbeiter, der übrigens unter anderem Sozialpädagoge ist, empfangen, die Einrichtung vorgestellt und dort rumgeführt hat, durften wir unsere Fragen loswerden. Unsere Dozentin machte den Anfang und fragte, ob denn auch Sozialassistenten dort arbeiten könnten. Dies wurde erst einmal bejaht aber gleichzeitig darauf hingewiesen, dass diese einen anderen Status haben. Einmal werden sie anders bezahlt und dann dürfen sie einige Sachen auch nicht machen, wie zum Beispiel „Medikamente“ ausgeben. Was mich aber ja schon fast verärgert hat ist, dass Sozialassistenten mit anderen nicht-sozialen Berufen, Praktikanten und Ungelernten gleichgestellt werden im Gehalt wie auch in den Befugnissen. Man sitzt dort zwei Jahre seines Lebens, um einen staatlich anerkannten Beruf zu erlernen, und ist auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr wert als jemand, der nichts gelernt hat.
Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich nach den zwei Jahren in die Fachausbildung der Heilerziehungspflege gehen möchte, nur mach ich mir Gedanken, ob es mir dann später wie den Sozialassistenten geht. Denn Herr Hepp erzählte uns, dass in vielen Einrichtungen schon lieber Altenpfleger oder Krankenpfleger eingesetzt werden, weil die über die Befugnisspalette in der Pflege verfügen. Das heißt, sie dürfen Medikamente verteilen, Spritzen geben und generell haben sie von der Materie mehr Ahnung. Ich frag mich nur, warum ich mich dann 3 Jahre einer Fachausbildung für genau dieses Klientel (Menschen mit Behinderung) unterziehe, um dann einfach ersetzt zu werden, wenn meine Kompetenzen nicht mehr ausreichen, wo man sie doch ganz einfach erweitern könnte, wenn einem die Möglichkeit gegeben wird.
Jetzt bin ich jedenfalls wieder zurück zum Erzieher, dort wird man zwar irgendwann um den „Doktor“ auch nicht rumkommen, aber immerhin kann man sich noch als „vom Fach“ bezeichnen. Ich finde es sehr schade, aber vielleicht bekomme ich noch Gegenreaktionen, dass alles ganz anders ist und kommt, oder mein Wunsch in diesem Beruf zu arbeiten steht einfach drüber. Bis zum Februar hab ich ja noch Zeit meine Ambivalenz zu überwinden und eine Entscheidung zu treffen.
Ich wünsche euch schöne Ferien und melde mich danach wieder zu Wort, denn dann startet mein letztes Praktikum – in der Behindertenhilfe. Candy
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