Mädchen schnuppern am Girls‘ Day in technische Berufe rein, Jungs testen am Boys‘ Day vermeintliche „Frauenberufe“, nämlich die Sozial- und Pflegeberufe – so ist das eigentlich gedacht. Aber Marieke (15) war das egal. Sie wusste ja schon, dass sie nach der Schule „was Medizinisches“ lernen möchte, und hat den Girls‘ Day dazu genutzt, um die „Arbeit mit Menschen“ auszuprobieren. Hier erzählt sie euch von ihren Erfahrungen.
Mein Name ist Marieke und ich bin 15 Jahre alt. Ich habe am Girls‘ Day 2012 im Hessischen Diakoniezentrum e. V. Hephata in Treysa die Arbeit in der Gärtnerei für Menschen mit Behinderung kennengelernt. Die Angestellten dort haben eine geistige Behinderung. Es ist aber immer ein Betreuer zur Stelle, falls es Probleme gibt. Ernsthaft, als ich dort ankam ,dachte ich die ganze Zeit nur: „Was ist, wenn ich irgendetwas falsch mache oder mich falsch verhalte?“ Ich war unsicher und kam irgendwie nicht ganz mit der Situation zurecht. Doch wie es sich herausstellte, hatte ich gar keinen Grund dazu.
Die Jungs in der Gärtnerei erwarteten mich schon und begrüßten mich auch sehr freundlich und herzlich. Am Anfang war ich sehr schüchtern und zurückhaltend, doch langsam taute ich auf. An diesem Tag hatten wir die Aufgabe, den Zaun vor den Gewächshäusern abzubauen und wieder neu aufzustellen. Die Mitarbeiter mit Behinderung machen fast alles allein und brauchten körperlich keine Hilfe. Nur manchmal musste der Betreuer mit anfassen. Er teilte auch die Aufgaben ein. Ich half kräftig mit, wobei die Jungs mir skeptisch zuschauten und ab und zu kleine Scherze machten, von wegen Mädchen und handwerken. Später machten wir eine kleine Knoppers-Pause. Danach ging es weiter mit Schutt wegräumen und Zement mischen. Es machte wirklich Spaß!
Mittags gingen wir in der Kantine essen. Alle saßen wir zusammen an einem Tisch und aßen gemeinsam. Dadurch, dass die Menschen mit Behinderung einfach freundlich und nett mit mir umgingen, wurde ich schnell locker und scherzte genauso wie sie vorher mit mir. Nach dem Essen gingen wir wieder zurück und arbeiteten weiter an unseren Aufgaben. Irgendwann am Nachmittag kam dann noch eine Frau von der Zeitung, interviewte uns und machte Fotos.
Alles in allem war dieser Tag eine tolle Erfahrung und hat sehr viel Spaß gemacht. Vielleicht hätte ich etwas mehr erwartet, als an einem Zaun rum zu bohren, aber dafür hätte ich wahrscheinlich länger bleiben müssen. Beim nächsten Mal werde ich nicht so zurückhaltend und schüchtern sein, damit die Arbeit mit Menschen mit Behinderung noch mehr Spaß macht, als sie es sowieso schon tut. Ich hatte auch schon vorher vor, später mal einen Beruf im medizinischen Bereich zu erlernen oder nach meinen Schulabschluss ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. Dieser Tag hat mein Interesse daran gesteigert.
Ich hoffe, mein Text hat euch gefallen und ihr habt jetzt vielleicht auch Lust, so einen Tag zu erleben. Also viel Spaß noch beim Erfahrungen sammeln! Viele liebe Grüße, Marieke