Hallo liebe Community, in der Notaufnahme des Bethesda Krankenhauses Bergedorf wird es wirklich niemals langweilig! Im letzten Blogeintrag habe ich euch ja bereits einige heiße Storys mitgeteilt und hier kommt nun Teil 2:
„Svenja kannst du mal den nächsten Patienten aus dem Wartezimmer reinholen. Aber pass auf, er ist bewaffnet“. Wie soll man auf diese Aussage eines Kollegen reagieren? Da ich bereits in meiner dritten Woche in der zentralen Notaufnahme war nahm ich lächelnd das Klemmbrett mit den Patientendaten entgegen und begab mich entspannt Richtung Wartebereich. Ein kurzer Blick auf das Geburtsdatum dieses „hochgefährlichen Patienten“ erklärte dann alles: es handelte sich um einen 7-jährigen Jungen mit einer Zecke. Und tatsächlich: er war bewaffnet. Todesmutig erhob er sein Plastik-Schwert, als ich auf ihn und seine Eltern zutrat. Doch auch auf solche „schweren Fälle“ sind wir bestens vorbereitet, denn auch ich war „bewaffnet“. Mit einem Lolli. „Wenn du dein Schwert jetzt einpackst und ganz lieb den Doktor deine Zecke rausziehen lässt, dann bekommst du eine Überraschung von mir“, bestach ich den Kleinen, dessen Augen zu leuchten anfingen, als ich gegen meine Kitteltasche fasste und damit das vielversprechende Rascheln auslöste. Der Plan fruchtete.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes: schwerer Fall ereignete sich nur wenige Tage darauf: eine 120kg schwere Frau, die seit Tagen verwahrlost in ihrer Wohnung herumlag. Der beste Beweis dafür welch tiefe Abgründe der menschliche Körper doch aufzeigen kann. In diesem Fall musste ich mich „bewaffnen“: mit Mundschutz und Kittel, denn diese Patientin hatte zunächst eine gründliche Köperwäsche nötig. Doch selbst dieser Schutz konnte mich nicht davor bewahren regelmäßig das Behandlungszimmer zu verlassen, um Sauerstoff zu tanken. Der Geruch war schier unerträglich. Und ich bin nach 3 Jahren Krankenpflegeausbildung nun wirklich abgehärtet.
Zum Abschluss noch ein Erlebnis, das ich so schnell sicher nicht vergessen werde. Zunächst betreute ich eine junge Patientin, die über starke Übelkeit, Appetitlosigkeit und Geruchsempfindlichkeit klagte. „Ich musste mich heute Mittag allein beim Geruch unseres Mittagessens fast übergeben“, berichtete sie mir, während ihr Mann besorgt ihre Hand hielt. Eine Blutanalyse später waren wir schlauer: die Frau war schwanger. Ich begleitete daraufhin das voller Freude strahlende Pärchen auf unsere gynäkologische Station, wo der erste Ultraschall der Gebärmutter erfolgen sollte. Selten kommt es vor, dass sich Patienten nach der Diagnosestellung dermaßen freuen, weshalb dies ein selten schöner Moment war. Ein Schock für unser Team ereignete sich jedoch direkt in der folgenden Stunde: ein Patient, der fast gleichzeitig in die Notaufnahme kam wie die junge Frau, erhielt eine schreckliche Nachricht: Lungenkrebs im Endstadium. „Einer der kommt, für einen der geht“? Manchmal weiß man wirklich nicht, welch höhere Mächte im Spiel des Lebens mitmischen. Grüße von Svenja