Carsten (22) macht am Diakonischen Bildungsinstitut Johannes Falk (DBI) in Eisenach eine Ausbildung zum Sozialassistenten. Für diese Ausbildung interessieren sich immer mehr junge Männer.
Um eins von Anfang an klarzustellen: Sozialassistent wird man nicht, um Sozialassistent zu sein. Du kannst zwar in einigen Bundesländern (z.B. Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Brandenburg) als fertiger Sozialassistent einen Job als Hilfskraft in einer Kita oder Pflegeeinrichtung bekommen. Aber eigentlich ist die Ausbildung eine Basisausbildung, die du als Voraussetzung brauchst, um zum Beispiel Erzieher oder Heilerziehungspfleger zu werden.
Und jetzt kommt Carsten ins Spiel: Seit seinem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Kindergarten weiß er, dass er Erzieher werden will: „Ich habe einfach einen guten Draht zu Kindern!“ In Thüringen muss er dazu vorher einen Abschluss als Sozialassistent machen. Und das tut er nun in Eisenach. Im Moment ist der 22jährige auf Praxisstation in einer Kita. Vom Frühstück bis zum Nachmittag auf dem Spielplatz betreut er ‚seine‘ Gruppe, tröstet Kinder, übt mit ihnen Spiele ein.
„Es ist schön, wenn die Kinder morgens auf dich zulaufen und sich freuen!“, schwärmt Carsten, „Wenn sie dich dann anlachen oder umarmen, bist du sofort motiviert!“ Seine Fußballkumpels albern zwar manchmal: „Na, haste mal wieder Windeln gewechselt?“, aber da steht Carsten drüber. Denn die Frauen in seinem Alter fahren voll drauf ab, dass er mit kleinen Kindern arbeitet! „Sie ermutigen mich, den langen Weg zum Erzieher durchzuziehen.“
Schwierig findet Carsten nur, wenn die Eltern seiner Schützlinge so ganz anders über Erziehung denken als er: „Manche meinen, ihr Kind darf sich nicht dreckig machen.“ Carsten bekommt auch mit, wenn Kinder zu Hause unglücklich sind: „Ich hatte mal einen Jungen in der Gruppe, der bei Pflegeeltern lebte, weil seine leiblichen Eltern alkoholabhängig waren. Irgendwann nahm er meine Hand und fragte: ‚Willst du nicht mein Papi sein?‘“
Ganz schön hart, wenn man in solchen Situationen als Erzieher an seine Grenzen stößt. „Einerseits hab ich mich gefreut, dass der Kleine so ein Vertrauen zu mir aufgebaut hatte, andererseits konnte ich ihm nicht wirklich helfen“, seufzt Carsten. Zumindest kann er versuchen, das Kind in der Kita so gut wie möglich aufzufangen und ihm Mut zu machen.
Vier Kurzpraktika und ein Blockpraktikum stehen während der 2jährigen Ausbildung in Eisenach an. Die angehenden Sozialassistenten lernen verschiedene Arbeitsbereiche kennen. Carsten hat nicht nur in eine Kita reingeschnuppert, sondern auch in der Altenpflege und Behindertenhilfe gearbeitet, außerdem in einer Küche. Denn auch die Hauswirtschaft ist ein wichtiger Teil der Ausbildung.
„Wenn man nach dem Realschulabschluss das unbestimmte Gefühl hat – ah ja, mit Menschen möchte ich arbeiten – dann hilft die Sozialassistentenausbildung, sich zu orientieren“, sagt Maike Bolduan, Leiterin des Kompetenzzentrums Kinder, Jugend, Familie und Inklusion am DBI. Je nach Bundesland heißen Sozialassistenten auch Sozialhelfer oder Sozialbetreuer.
Viele fertige Sozialassistenten machen anschließend ihre Wunschausbildung in derselben Einrichtung. Auch Carsten hat seinen Ausbildungsplatz als Erzieher im Diakonischen Bildungsinstitut Johannes Falk schon sicher. 25 Prozent der Erzieher-Azubis sind dort übrigens männlich. „Ich find‘ es gut, dass immer mehr Männer den Job machen wollen“, sagt Carsten. „Denn die Kinder brauchen auch mal `nen Mann als Bezugsperson.“ Er hat oft beobachtet, dass die Kinder mehr auf ihn zukommen als auf die Erzieherinnen. Vielleicht, weil einige ohne Vater aufwachsen. „Vielleicht auch, weil ich eine sehr einfühlsame Seite habe, und die Kinder das spüren.“
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