Dass die Arbeitsbedingungen in der Kita manchmal nerven, ist für Mario kein Grund, sich einen anderen Job zu suchen. Im Gegenteil, er setzt sich dafür ein, dass es besser wird: Er hilft, bundesweite Erzieher-Flashmobs zu organisieren, engagiert sich im Stadtrat der Gemeinde Bad Lausick in Sachsen für die örtlichen Kitas und Schulen und plant nebenbei die Gründung seines eigenen Musik- und Naturkindergartens. Wow, das ist ‚ne Menge Einsatz! Wir haben für euch mit Mario gesprochen:
Hi Mario, du bist ja schon länger in unserer Facebook-Community dabei, stimmt’s?
Ja, bestimmt schon seit einem Jahr! Ich bin damals zufällig bei Facebook über „SOZIALE BERUFE kann nicht jeder“ gestolpert. Ich bin auch noch in anderen Facebook-Gruppen für Erzieher und Sozialpädagogen.
Wie bist du zum Erzieherberuf gekommen?
Ich habe Abitur gemacht und dann zwischen Erzieherausbildung und Studium hin und her überlegt. Die Erzieherausbildung hätte insgesamt fünf Jahre gedauert, denn man muss in Sachsen vorher zwei Jahre Sozialsassistent machen. Den Bachelor hatte ich in dreieinhalb Jahren, also habe ich mich dafür entschieden. Auch ganz bewusst für die Kindheitspädagogik, die auf null bis zwölf Jahre spezialisiert ist, statt für Sozialpädagogik, die mir zu breit gefächert war. Mit dem Studium habe ich die Möglichkeit, eine Einrichtung zu leiten. Größere Einrichtungen ab 75 Kinder darf man in Sachsen nur mit einem Bachelorabschluss oder Diplom übernehmen.
Stimmt, erzähl mal, du hast ja große Pläne für die Zukunft!
Ich plane gemeinsam mit Kollegen die Gründung eines Musik- und Naturkindergartens. Wir mussten zuerst einen eigenen Trägerverein gründen, den stART for kids e.V., das haben wir geschafft. Jetzt suchen wir im Landkreis Leipzig ein Grundstück für unseren Neubau. Als Naturkindergarten brauchen wir ein großes Grundstück mit verschiedenen Naturbereichen. Am besten wäre, wenn ein Stück Wald dabei wäre.
Wie kommst du auf das Konzept Naturkindergarten?
Ich bin selber ein Naturmensch und mache auch eine Weiterbildung zum Naturpädagogen: 14 Wochenendseminare über anderthalb Jahre in der Naturschule Freiburg e.V.. Ich gehe auch jetzt schon gerne mit den Kindern in den Wald. Dann bauen wir zum Beispiel ein Waldsofa: Man macht einen Kreis aus dicken Ästen, dann stapelt man immer dünnere Äste darauf und ganz oben eine Schicht dünne Zweige, damit es nicht so hart ist. Man kann es sich da richtig bequem machen, sogar schlafen kann man darauf!
Und was machst du sonst noch?
Ich war Mitorganisator des ErzieherInnen“flash“mobs am 28.9.13. Bundesweit haben 150 bis 200 Leute mitgemacht. Für den Anfang war das ganz gut, aber wir werden das auf jeden Fall wiederholen und wollen noch mehr Beteiligung erreichen!
Warum liegt dir denn der Erzieherberuf so am Herzen, dass du dich so sehr dafür einsetzt?
Ich bin bereits seit einigen Jahren im Kita-Bereich tätig. 2007 habe ich mein erstes Praktikum in einer Kita gemacht und gedacht: „Mensch, arbeiten kann ja auch Spaß machen!“ Seitdem habe ich bis zu meiner Festanstellung im März diesen Jahres viel ehrenamtlich als Praktikant in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet und war im Zuge meines Studiums auch für drei Monate in Dänemark in einer Kita tätig. Aber was nervt, sind die hierzulande viel zu großen Gruppen. Offiziell habe ich laut Personalschlüssel 13 Kinder ab drei Jahren alleine zu betreuen, meist sind es aber sogar 18 oder 19 Kinder. Da ist pädagogisch sinnvolles Arbeiten nicht möglich. Ich weiß: Ich könnte so viel mehr machen! Darum mein Engagement.
Wie ist es als Mann in der Kita? Es gibt ja nicht so viele männliche Erzieher…
Für die Kinder ist es was Besonderes, dass ich ein Mann bin. In jeder Einrichtung, in der ich bis jetzt war, war ich der erste Mann. Die Kinder kommen oft zuerst zu mir gerannt, wenn sie was wollen! Neulich kam ein kleines Mädchen zu mir und sagte: „Mario, ich hab’n Geheimnis, das darf ich niemandem verraten!“ Ich sagte: „Na, dann behalte es für dich verrate es keinem!“ Da sagte das Mädchen: „Doch, dir verrate ich’s, nur den Mädchenerziehern sollst du’s nicht erzählen!“
Scheint, als hättest du einen guten Draht zu den Kindern!?
Ja, ich baue schnell eine gute Beziehung zu ihnen auf. Wenn sie einen mögen, klappt es auch in der Gruppe besser. Die wissen, wo bei mir der Hase langläuft. Ich kann es auch gar nicht nachvollziehen, warum manche Menschen über sich sagen: „Ich könnte nicht in der Kita arbeiten, das wäre mir viel zu laut!“ Ich hab das noch nie so schlimm erlebt. Es kommt wohl auf die Persönlichkeit an. Man darf selber nicht hektisch werden. Ich bin die Ruhe in Person. Mir wurde schon oft gesagt, dass ich viel Ruhe in die Gruppen bringe.
Vielen Dank für das Interview, Mario! Wir wünschen dir viel Glück bei der Gründung deiner Kita!
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