Hallo liebe Community, ich möchte euch heute von einer kleinen Geschichte erzählen, die mich die letzten Tage beschäftigt hat. Wir haben nun, nachdem wir die ersten drei Semester an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen unsere evangelische Schulpastorin als Religionslehrerin hatten (sie ist wirklich super!), nun eine katholische Lehrerin in diesem Fach. Wir waren alle sehr gespannt, ob sich nun vieles ändern würde.
Unser Semesterthema ist nun „Die Entwicklung des Glaubens“, das heißt wir werden uns damit beschäftigen, wie ein junger Mensch seine Identität entwickelt und so auch seine Einstellung zu Religion und Glaube. Um hierzu einen Einstieg zu finden, haben wir uns aus der katholischen Filmreihe „ Bettkantengeschichten“ den kurzen Film „Der liebe Gott im Schrank“ angeschaut. Es geht hier um ein schätzungsweise achtjähriges Mädchen, Gesa, das von ihrer Freundin hört, der liebe Gott wohne in der Kirche. Dort schaut sie neugierig nach und entdeckt einen Mann, der auf einer Bank dort schläft. Als die Reinigungskraft ihn auffordert zu gehen und dabei seufzt „ach du lieber Gott“, fühlt sich Gesa in ihrer Vermutung bestätigt, dass dies Gott sei. Sie folgt ihm und es passieren mehrere Dinge, die zu ihrer Ahnung passen.
Es handelt sich in Wirklichkeit um einen wohnungslosen Mann, der durch die Stadt läuft. Gesa fällt hin und er pustet auf ihr Knie, um den Schmerz zu lindern, und dies erscheint Gesa wie eine göttliche Gabe. Er schaut in sämtliche Kaugummiautomaten und als er weitergeht, fallen einige Kaugummis heraus und Gesa staunt. Er gerät in Streit mit einem schmutzig aussehenden Kanalarbeiter, der in Gesas Augen sofort der Teufel ist. Als er jedoch einem kleinen Jungen, der von einem größeren Jungen verprügelt wird, nicht hilft, wird sie wütend und spricht ihn darauf an. So geraten die beiden ins Gespräch.
Nun fragt sie ihn, wo er lebe und er sagt „überall und nirgends.“ Dies ist für Gesa die endgültige Bestätigung ihrer Vermutung. Sie sieht, wie arm er ist und nimmt ihn mit nach Hause, wo er sich in ihrem Schrank verstecken soll. Ihren Eltern erzählt sie vom „lieben Gott im Schrank“ und diese sind sehr erstaunt. Verunsichert geben sie ihm Essen und Trinken. Er badet bei ihnen und sie geben ihm ein neues Hemd. Dann ist er plötzlich verschwunden und Gesa sieht durch das Fenster, wie er davon geht und noch einmal winkt.
In der Klasse haben wir anschließend über unsere Eindrücke gesprochen. Ist es realistisch, dass ein Kind so leichtgläubig reagiert? Ist das Verhalten der Eltern realistisch und verantwortungsbewusst? Was meint ihr? Wie reagieren Eltern, wenn im Schrank ihrer kleinen Tochter ein fremder Mann sitzt? Und was sagt die Geschichte Philosophisches und Theologisches aus? Gott steckt in jedem? Jesus war auch arm? Wir alle sollten im Alltag barmherzig sein? Auf jeden Fall sehr viele interessante Anstöße. Macht es gut, Laura.