Helen (29): Ich habe einen Abschluss 1. Staatsexamen (Gymnasium) in den Fächern Deutsch, Philosophie/Ethik und Geschichte und möchte jetzt lieber im sozialen Bereich mit Jugendlichen tätig werden (Jugendberufshilfe, Betreuung von Jugendlichen mit Schreib- und Leseschwächen, Mitarbeit in Jugendeinrichtungen). Habe ich mit meinem Abschluss und langjähriger freiwilliger Mitarbeit in einem Jugendhaus eine Chance zum Quereinstieg im sozialen Bereich?
Um in einer sozialen Einrichtung mit Jugendlichen zu arbeiten, brauchst du eigentlich ein Studium wie Soziale Arbeit, Diakonik oder eine Ausbildung in Logopädie, Erzieher mit Schwerpunkt Jugendarbeit o.ä. Da du aber eine vergleichbare pädagogische Ausbildung und Vorerfahrungen in dem Bereich hast, ist es theoretisch möglich, dass du eine Stelle in einer sozialen Einrichtung bekommen könntest. Die Arbeitsagentur bestätigt uns, dass Stellenanzeigen aus sozialen Einrichtungen vorliegen, die keine konkrete Qualifikation verlangen. Am Ende entscheidet die Einrichtung. Es hängt davon ab, wie dringend sie jemanden sucht und ob die Mitbewerber einen passenderen Abschluss haben. Gerade bei den Sozialarbeitern ist der Fachkräftemangel noch nicht so groß, da würden die Einrichtungen wohl einen Bewerber bevorzugen, der die passende Ausbildung hat, auch wenn die persönliche Eignung bei Quereinsteigern im Vordergrund steht. Oder sie bieten dir die Stelle an unter der Bedingung, dass du eine fachliche Weiterbildung machst, was sich vor allem auch deshalb lohnt, damit du ein gutes Gehalt bekommst und Aufstiegschancen hast. Du kannst es also versuchen und dich bewerben. Aber schick deine Bewerbung nicht einfach kommentarlos ab, sondern ruf vorher in der Einrichtung an und erkläre deine Situation und Motivation!
Shakeela: Ich möchte mich im sozialen Bereich weiterbilden, aber weiß nicht genau, in welchem Beruf. Habe eine zweijährige höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz gemacht, bin aber für die Erzieherausbildung nicht aufgenommen worden. Was soll ich machen?
Wenn du an der Ausbildungsstätte, wo du die Sozialassistenz gemacht hast, keinen Platz in der Erzieher-Ausbildung bekommen hast, kannst du dich als fertige Sozialassistentin bei all diesen diakonischen Erzieher-Ausbildungsstätten bewerben. Außerdem kommt mit einem SozAssi-Abschluss für dich auch der Beruf Heilerziehungspfleger infrage. Das sind jedenfalls die beiden Klassiker. Grundsätzlich steht dir mit einem SozAssi-Abschluss eigentlich jeder soziale Beruf offen. Wofür interessierst du dich denn? Hast du schonmal unsere Berufeliste durchstöbert oder unsere Berufetests gemacht?
Stefan: Ich habe Interesse am Studium Soziale Arbeit. Allerdings sagen mir alle, dass in diesem Bereich schlecht bezahlt wird. Mir wurde davon abgeraten, da das Studium keine Grundlage bilden soll, eine Familie über die Runden zubringen. Gibt es Möglichkeiten der Weiterbildung und sieht es wirklich so schlecht aus in diesem Bereich?
Wer einen sozialen Beruf macht, ist sich klar, dass er von seinem Verdienst am Ende keine großen Sprünge wird machen können. Berufseinsteiger mit Bachelorabschluss bekommen bei der Diakonie je nach Bundesland und Tarif 2.300 bis 2.800 Euro brutto. Aber wer einen sozialen Beruf macht, dem ist ein dickes Gehalt auch nicht das Wichtigste im Leben, sondern er möchte seinen Beitrag zur Gesellschaft leisten, möchte was mit Menschen machen und eine Arbeit mit Sinn. Ich kenne einige Sozialarbeiterpaare, wo beide Partner arbeiten, und die eine Familie davon ernähren. Und die Sozialarbeiter von heute kämpfen auch für mehr Geld und Anerkennung, also da tut sich was. Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es auf jeden Fall, in Richtung verschiedene Therapieformen, verschiedene Beratungsschwerpunkte etc., aber danach wird man dann noch nicht besser bezahlt. Erst wenn man irgendwann in die Einrichtungsleitung wechselt oder z.B. in einen Wohlfahrtsverband, dann verdient man mehr.
Und das sagt unsere Community:
Anita: Grundsätzlich wird man mit Sozialer Arbeit nicht reich, aber das sollte ja auch nicht der Ansporn sein, um Sozialarbeiter zu werden. Dennoch gibt es einige Sparten, in denen der Verdienst höher ist, z.B. als Sozialarbeiter bei der Justiz (Bewährungs-/Gerichtshelfer). Ich bereue meinen Entschluss nicht, damals Sozialpädagogik studiert zu haben… ist immer noch mein Traumberuf! Man darf nicht vergessen, dass dein Beruf dir mal Freude machen soll. Wenn du irgendwas studierst, nur um mehr Geld zu verdienen, und du nach der Arbeit frustriert nach Hause kommst, bringt das deiner (künftigen) Familie auch nichts.
Ann-Thea: In Berlin ist das Anfangsgehalt für Sozialarbeiter Vollzeit 2434 € und das steigt mit Betriebjahren. Wenn du dann noch mehr Verantwortung übernimmst, dann steigst du in der Entgeltgruppe. Wie viel du brauchst, um eine Familie zu ernähren, ist glaube ich subjektiv…. und man muss ja auch nicht Alleinverdiener sein!
Sarah: Das hatte ich in meiner Familie auch und studiere trotzdem Soziale Arbeit. Natürlich wird man nicht reich mit Sozialer Arbeit, aber auch im Sozialdienst in Jugendämtern hat man gute Chancen! Ich studiere Soziale Arbeit, weil ich Menschen unterstützen will, ihren Alltag meistern zu können. Das Studium gibt viele Einblicke in verschiedene Bereiche, sodass ich später in verschiedenen Dingen ausgebildet bin und mich nicht schon im Studium für eine Richtung entscheiden muss. Deshalb macht mir das Spaß.
Carmen: Es kommt halt darauf an, was dich später genau interessiert. Ich hab jetzt während des Studiums ein Praxissemester in der Bewährungshilfe gemacht, da verdient man ziemlich gut. In den Jugendämtern oder den kleineren Projekten von freien Trägern ist evtl. kein Geld für gutes Gehalt da. Und da muss man dann halt irgendwann entscheiden, ob man nur von Luft und Herzblut leben kann. Oder man geht in die Schweiz. Da bekomme ich jetzt im Sommer als Praktikantin umgerechtet ca. 1.200 Euro im Monat bezahlt. Aber das Leben kostet da natürlich auch mehr. Man muss schauen, dass man irgendwo arbeitet, wo es einem Spaß macht. Aber solange das kein ehrenamtliches Engagement ist, sollte man auch darauf achten, dass man von dem Gehalt dann auch leben kann. Die hier kümmern sich darum, dass Soziale Arbeit den Stellenwert bekommt, den sie haben sollte: Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit.
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