Kaffee, Kippen, Fertigpizza? Keine gute Idee, um durch die Spätschicht zu kommen! Denn gerade Pflegekräfte und Sozialpädagogen im Schichtdienst brauchen eine gesunde Ernährung, um lange gesund und fit für den Beruf zu bleiben. Sebastian Boer von der BKK Diakonie weiß, welche Ernährungstipps euch das Schichtarbeitsleben erleichtern können.
Herr Boer, warum ist Schichtdienst so ein Problem?
Sebastian Boer: 16 Prozent der Arbeitnehmer, also rund 6 Millionen Menschen, arbeiten in Deutschland im Schichtdienst. Und es werden immer mehr. Warum? Das Bundesarbeitsministerium sagt, das habe mit der wachsenden Pflegebranche mit ihren Rund-um-die-Uhr-Einsätzen zu tun. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin beobachtet die Zunahme von Schicht-, Nacht-, und Wochenendarbeit mit Sorge. Denn wer nachts und am Wochenende arbeitet und gegen den natürlichen biologischen Rhythmus lebt, hat ein größeres Risiko, krank zu werden. Auf Dauer bekommen viele Pflegekräfte Schlaf- und Verdauungsstörungen, werden nervös und reizbar.
Und was kann man dagegen tun?
Boer: Man kann den Körper mit einer ausgewogenen Ernährung bei diesem Kraftakt unterstützen. Überlegt gut, was ihr esst und wann ihr es esst. Esst gesund, denn das stärkt erwiesenermaßen die Leistungsfähigkeit und lindert Schlafprobleme. Esst ausgewogen, denn so beugt ihr Magen-Darm-Beschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Schichtarbeiter brauchen genauso viele Kalorien und Nährstoffe wie Normalarbeiter. Nur die Verteilung der Energiezufuhr und der Mahlzeiten muss an die andere Arbeitszeit angepasst werden. Der Speisenplan sollte zum Beispiel reichlich kohlenhydrat- und ballaststoffreiche Lebensmittel wie z.B. Reis, Nudeln, Kartoffeln und Gemüse enthalten. Um über viele Stunden leistungsfähig zu bleiben, empfehlen die Ernährungsfachleute der BKK Diakonie, die Mahlzeiten immer zur gleichen Zeit einzunehmen. So bleibt wenigstens beim Essen ein bekannter Rhythmus erhalten. Der Körper kommt dann auch besser mit den verschiedenen Arbeitszeiten zurecht.
Und jetzt mal ein ganz konkreter Ernährungsplan für eine Nachtschicht?
Boer: Der Ratschlag der Deutschen Gesellschaft für Ernährung lautet: Fünf oder für Nachtarbeiter sogar sechs kleinere Mahlzeiten am Tag, so bleiben Blutzuckerspiegel und Leistungsbereitschaft auf einem hohen Niveau. In der Nachtschicht zwischen 0 und 1 Uhr tut dem Körper ein Energieschub gut, das heißt um diese Zeit etwas Leichtes essen, das nicht schwer im Magen liegt. Aus dem frühmorgendlichen Tief gegen 3 Uhr helfen Obst oder Vollkornkekse.
Was sind die größten Fehler, die Pflegekräfte im Schichtdienst bei der Ernährung machen?
Boer: Manche Arbeitnehmer versuchen, die Müdigkeit bei langen Schichten mit viel Kaffee und koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken sowie Zigaretten zu vertreiben. Zwei bis drei Tassen Kaffee sind im Rahmen einer gesunden Ernährung erfahrungsgemäß kein Problem. Man sollte aber darauf zu achten, dass der letzte Kaffee spätestens vier bis sechs Stunden vor dem Schlafen gehen getrunken wird. Übrigens: Je weniger Kaffee man insgesamt trinkt, desto besser wirken zwei oder drei gezielt getrunkene Tassen. Kalorienärmer als Cola und Limonade und viel effektiver für die Konzentration sind Mineralwasser, Saftschorle und ungesüßte Früchtetees. Wenn in den frühen Morgenstunden endlich der wohlverdiente Feier“abend“ beginnt, brauchen viele Schichtarbeiter noch ein bis zwei Stunden, um runterzukommen. Schlafmittel oder Alkohol zum schnelleren Abschalten einzusetzen, ist wegen der Suchtgefahr auf keinen Fall ratsam. Besser ist Bewegung an der frischen Luft.
Vielen Dank, Sebastian Boer von der BKK Diakonie!
Alle Ernährungstipps auf einen Blick:
– immer zur gleichen Zeit essen
– 6 kleinere Mahlzeiten am Tag
– viele gesunde Kohlenhydrate und Ballaststoffe: Vollkornnudeln, Naturreis, Kartoffeln und Gemüse
– als Snacks um Mitternacht und gegen 3 Uhr: Vollkkornkekse und Obst
– Kaffee lieber zwei, drei Tassen gezielt gegen Müdigkeit trinken, sich nicht die ganze Schicht damit vollschütten
– keine Zigaretten und Cola/Limo
– nach der Schicht keinen Alkohol und Schlaftabletten, sondern Bewegung/Sport
– zwei Stunden nach Schichtende ins Bett gehen