Sport für Sozial- und Pflegefachkräfte: „Laufen, wenn’s mal nicht so gut läuft“

Die Kitakinder sind alle gleichzeitig in der Trotzphase, auf Station ist jemand verstorben, nach jeder Nachtschicht ist man todmüde und kann trotzdem nicht einschlafen: Wer einen Sozial- oder Pflegeberuf hat, sollte unbedingt auf sich selbst achten, denn kaum eine andere Berufsgruppe setzt sich größeren Belastungen aus – physisch wie psychisch. Wie ihr trotzdem gesund bleibt? Ganz einfach: durch Sport! Wie wär’s zum Beispiel mit Laufen? Sportwissenschaftler Tilman Dulisch von der BKK Diakonie gibt Tipps, wie man es richtig macht.

Herr Dulisch, Laufen soll nicht nur gesund sein, sondern sogar glücklich machen. Wie geht das?

Tilman Dulisch: Spätestens wenn man nach einer Runde Jogging unter der Dusche steht oder ein erfrischendes Belohnungsgetränk, natürlich alkoholfrei, zu sich nimmt, spürt man das gute Gefühl, etwas geschafft und etwas für die Gesundheit getan zu haben. Das wirkt sich dann natürlich auch positiv auf die Psyche aus. Man ist insgesamt besser drauf. Außerdem ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt, dass beim Laufen Endorphine, also Glückshormone, ausgeschüttet werden. Diese sorgen für eine ingesamt bessere Stimmung.

Laufen kann ja jeder, aber sportliches Laufen will gelernt sein. Wie fängt man an, wenn man noch keine Lauferfahrungen hat?

Dulisch: Wer in letzter Zeit kein Ausdauertraining gemacht hat oder Probleme mit Herz, Kreislauf oder Blutdruck hat, sollte auf jeden Fall vorher zum Arzt gehen. Um eventuelle Risiken zu klären, führt er ein Belastungs-EKG durch und sagt, worauf man beim Lauftraining achten muss. Auch ein Termin beim Orthopäden kann unter Umständen sinnvoll sein – wenn entsprechende Beschwerden vorliegen.

Welche Ausrüstung braucht man?

Dulisch: Um als Neueinsteiger mit dem Laufen anzufangen, ist nicht viel Ausrüstung nötig. Ein paar gute Laufschuhe sind das Wichtigste. Bei den Schuhen sollte man nicht auf Schnäppchenjagd im Internet gehen, denn wer in ungeeigneten oder schlecht sitzenden Schuhen losläuft, riskiert muskuläre Überlastungen oder sogar Verletzungen. Dann verliert man sofort wieder die Lust.

Zwei, fünf, zehn Kilometer: Welche Distanz ist ideal für den Anfänger?

Dulisch: Eine ideale Kilometerzahl gibt es nicht – die muss jeder für sich selbst herausfinden und sie richtet sich nach dem individuellen Trainingszustand. Während Trainierte direkt 5-10 Kilometer am Stück laufen können, kann es für relativ untrainierte Menschen oder Wiedereinsteiger sinnvoll sein, mit geringeren Distanzen zu starten. Auch Gehen ist zwischendurch erlaubt, wenn die Kondition noch nicht soweit ist. Da sollte jeder Läufer oder Laufeinsteiger gut auf seinen Körper hören, um ein gesundheitsförderliches Belastungsniveau für sich zu finden.

Ein bisschen was zu beachten gibt es also schon. Wär schön, wenn man wie Heidi Klum & Co. einen Personal Coach an der Seite hätte, der einen berät und motiviert...

Dulisch: Den gibt es bei uns quasi virtuell. Unser „Lauf-Coach“ im Internet knüpft dort an, wo ihr euch befindet, legt mit euch im Selbst-Check ein neues Ziel fest (10 Kilometer? Der Halbmarathon?) und begleitet euch in zwölf Wochen Schritt für Schritt dahin: mit Trainingsplänen, Infos rund ums Laufen und mit Motivationstipps, wenn‘s mal nicht so gut läuft.

Vielen Dank, Timan Dulisch von der BKK Diakonie! Laufen Sie eigentlich selbst?

Dulisch: Ja, ich selber laufe auch regelmäßig, um Alltagstress abzubauen und körperlich fit zu bleiben.