Hallo liebe Community! Die letzte Woche auf der Intensivstation des Bethesda Krankenhauses in Bergedorf hat begonnen und es hat sich endlich ergeben, dass ich bei einer Reanimation (Wiederbelebung) aktiv dabei war! Die letzten fünf Wochen habe ich jeden Tag darauf gehofft, dass ich dies endlich mal miterleben darf, da es ja auf der Intesivstation doch keine Seltenheit ist.
Es klingt jetzt vielleicht etwas sensationsgeil, doch ich denke, dass man diese Erfahrung doch mindestens einmal in seiner Ausbildung mitgemacht haben muss, da man dadurch auch gelassener im Umgang mit solchen Situationen wird. Wie mir nämlich eindeutig bewusst geworden ist: Ein Reanimations-Kurs (wie ich ihn vor einigen Monaten besucht habe) hat absolut nichts mit der Realität zu tun! Daher ist es sicherlich nicht verkehrt, in Sachen Wiederbelebung praktische Erfahrungen zu sammeln. Dies war bei mir letzte Woche auch endlich der Fall!
Mit dem Helikopter kam der Patient, der sich in einem Diabetischen Koma befand. Telefonisch wurde uns bereits durchgesagt, dass es sich um eine laufende Reanimation handelte. Kaum war diese Information gegeben, gab es auch schon ein reges Treiben auf der Intesivstation. Die Schwestern richteten Medikamente, Infusionen, Material zur Arterienkatheteranlage und vieles mehr. So schnell konnte ich gar nicht „Kann ich etwas helfen?“, aussprechen, da war bereits alles fix und fertig und in voller Erwartung des neuen Patienten. Ich tat es den Schwestern gleich und zog mir Handschuhe an. Mit jeder Minute, die wir im Flur warteten, beschleunigte sich mein Puls.
Endlich öffnete sich die große Milchglastür der Intesivstation und der Rettungsdienst kam, ein Notarzt im Schlepptau mit dem Patienten auf der Trage hinein. Einer von ihnen drückte im Laufen auf den Brustkorb des Patienten.
Sofort lagerten wir in auf unser Bett um, legten ein Brett unter seinen Brustkorb und schon sprang die erste Intensivschwester neben ihn aufs Bett und fing an mit der Herzdruckmassage. Alle anderen Schwestern wuselten herum und brachten auf Ansage des Arztes neue Medikamente oder assistierten bei der Arterienkatheteranlage. Ich stellte mich zunächst einmal in eine Ecke, um so wenig wie möglich im Weg zu stehen. Was mich sehr beeindruckte: Trotz hektischen Treibens kam sich keiner in die Quere, das Team arbeitete reibungslos zusammen, indem jeder eindeutige Ansagen machte, was er gerade tat.
Abwechselnd wurde der Patient nun von uns reanimiert. Ich stand mit weit aufgerissenen Augen daneben, bis mich eine Schwester anschaute und fragte: „Traust du es dir zu?“ Ich nickte, doch mein Puls beschleunigte sich um mindestens das Doppelte. Da kniete ich auch schon auf dem Bett und drückte auf den Brustkorb des Patienten ein. Sein Gesicht war völlig bleich. Überall war Blut, von fehlgeschlagenen Versuchen, ihm einen Zugang zu legen. Tausend verschiedene Stimmen um mich herum. Der Monitor piepste. Plötzlich spürte ich seinen Herzschlag, was allerdings nur medikamentenabhängig war. Ich nahm nichts mehr richtig um mich herum wahr, bis meine Oberarme anfingen zu brennen.
„Svenja ich löse dich ab“, rief eine Schwester hinter mir und kniete auch schon neben mir. Niemals hätte ich gedacht, dass eine Minute Reanimation so anstrengend sein kann! Über eine Stunde unternahmen wir alles, um den alten Mann zurück ins Leben zu bringen. Am Ende war das halbe Team völlig verschwitzt und der Boden übersät von Papier, Blutspritzern und sonstigem Abfall. Leider haben wir den Patienten nicht retten können, doch wir wussten, dass wir alles Mögliche getan haben. Der alte Mann war bereit zu gehen und schließlich haben wir dies auch zugelassen.
Liebe Grüße, eure Svenja
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