Religion und Pflege

Hallo liebe Community, ich habe im letzten Eintrag davon gesprochen, dass ich meine Diakonie-Brosche, also das Zeichen meiner Zugehörigkeit zum Evangelischen Diakonieverein Zehlendorf, mit großem Stolz während der Arbeit im Krankenhaus an meinem Namensschild trage. Ihr fragt euch vielleicht: Wieso tritt sie aus der Kirche aus, arbeitet aber trotzdem für einen evangelischen Verein?

Auch bei meinem Vorstellungsgespräch kam dieser Punkt natürlich zur Sprache. Damals wusste ich noch nicht, dass ich automatisch mit Beginn der Ausbildung im Bethesda Krankenhaus auch Mitglied im Diakonieverein werde. Als ich dann darüber aufgeklärt war, kam die Frage: „Svenja, wie gehen Sie damit um, wenn Sie mit Patienten über Religion sprechen müssen, obwohl Sie aus der Kirche ausgetreten sind?“

Natürlich ist dies eine berechtigte Frage, doch für mich war diese nicht schwer zu beantworten. Mein Grund, damals die katholische Kirche zu verlassen, hing damit zusammen, dass die Religion für mich kein Weg war, den ich gehen wollte. Andererseits wollte ich dann aber auch nicht Teil dieser Gemeinde sein, wenn ich nicht hinter ihr stehe. Ich empfand es damals heuchlerisch zu einer Konfession zu gehören, mit der ich eigentlich nichts anfangen kann.

Beim Diakonieverein ist es anders: Ich war dieses Jahr mit einigen Mitschülern beim Bezirksschwesterntag in Schwerin, habe einmal am Schwesternstammtisch in Bergedorf teilgenommen und bereits einen Artikel in unserer monatlichen Zeitschrift „Die Diakonieschwester“ veröffentlicht. Außerdem hatten wir bereits mit unserer Oberin einen „Schwesternschaftlichen Unterricht“, bei dem wir über die Hintergründe des Vereins informiert wurden und auch selbst Meinungen oder Gedanken in die Diskussion miteinbringen konnten. Damals hatte ich angesprochen, dass ich mich in gewisser Weise ein wenig „am Rande des Vereins“ fühle, weil ich eben nicht zur Schwesternschaft gehöre.

Die Oberin war offen für meine Kritik und konnte mir nahe legen, dass dies einfach kirchenrechtliche Gründe hat, was ich hinterher auch gut verstehen konnte. Einen Fortschritt gibt es aber schon in Sachen Trennung von „Diakonieschwestern“ und „Mitgliedern des Diakonievereins“: wir tragen mittlerweile alle die gleiche Brosche. Mein Kurs war der erste, der in diesen Genuss kommen durfte. Ansonsten sieht man noch häufig im Krankenhaus die männlichen Diakoniemitglieder mit einer eckigen Brosche und die weiblichen, nicht-evangelischen mit einer anders gemusterten Brosche.

Ihr seht: ich bin in diesem Verein aktiv, ich engagiere und informiere mich. Der Diakonieverein ist für mich eine nette Gemeinschaft, in der man offen aufgenommen wird und in dem es mir Freude bereitet und mich stolz macht, Mitglied zu sein.

Liebe Grüße und einen schönen ersten Advent 🙂
Svenja