Praktikum in einer Schule für Kinder mit Behinderung

Hallo liebe Community, heute melde ich mich nach langer Zeit wieder zu Wort. Nach dem Zeugnistag hatten wir ja erst einmal eine Woche Ferien, die ich gechillt genutzt habe 😉 Danach war aber auch gleich die Ruhe vorbei und ich direkt im Praxiseinsatz im zweiten Praktikum meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift, welches 8 Wochen andauert und sozial- pflegerische Inhalte verlangt. So hatten wir die Möglichkeit, eine Einrichtung in der Altenpflege oder Behindertenhilfe für die zwei Monate zu finden. Meine Praxisstelle ist eine Schule für Kinder mit Behinderung.

Ich habe mich dafür entschieden, weil ich weiß, dass ich nach den zwei Jahren Sozialassistentenausbildung die Erzieherausbildung machen möchte und dann eine Weiterbildung, um auch mit Menschen mit Behinderung arbeiten zu können.  Aber um erst einmal zu sehen, ob das überhaupt etwas für mich ist, schnupper in nun 8 Wochen in den Arbeitsalltag eines Heilerziehungspflegers rein.

Ich war natürlich super gespannt und auch ängstlich, weil ich mit dieser Klientel noch nie was zu tun hatte. Jedenfalls nicht so nahe. Klar, auf der Straße sah man mal Männer, Frauen und Kinder mit einer Behinderung und das ging einem teilweise sehr nahe. Da dachte ich dann: „Wie soll das erst werden, wenn ich täglich mit Kindern arbeite, die eine schwere Mehrfachbehinderung haben? Komme ich damit klar? Immerhin habe ich selber zwei Kinder und schon im ersten Praktikum gingen mir einzelne „Schicksale“ sehr nahe.“

Als dann der Montag gekommen war, an dem ich meinen ersten Tag in der Schule hatte, war ich sehr unsicher. Ich wurde einer Klasse zugeteilt und stand dann da erst einmal rum. Die Betreuer stellten sich vor und taten dann das, was sie wohl immer taten. Ich machte es mir zur Aufgabe, anfangs alles nur zu beobachten. Was mich wunderte: Ich hatte überhaupt kein „Mitleid mit den Kindern“. Von Anfang an sah ich sie als „normale“ Menschen mit einer eigenen Persönlichkeit.

Natürlich hatte ich nicht gleich einen Zugang, und in den ersten Stunden fühlte ich mich doch irgendwie unwohl, aber das lag wahrscheinlich einfach an der neuen und ungewohnten Situation. Nicht nur ich war an diesem Montag neu, sondern auch der 8jährige Max (Name geändert). Max hat das Down-Syndrom, kann nicht richtig sprechen, aber dafür sehr gut verstehen und das Gesagte auch umsetzen. Er ist sehr aufgeweckt und man merkte ihm nicht an, dass er neu in der Klasse ist. Max ist auch der einzige in der Klasse, der sich ohne Rollstuhl fortbewegen kann. Insgesamt sind es 6 Kinder in der Klasse.

Ein kleines Plappermaul haben wir auch in der Klasse, das ist Felix (Name geändert). Felix sitzt ebenso im Rollstuhl und ist mehrfach schwer behindert. Er hat immer was zu erzählen und muss zu allem seinen Kommenar abgeben. Es ist nicht immer einfach zu verstehen, was er sagt, aufgrund seiner Behinderung, aber wenn man genau zuhört, dann klappt das schon. Selbst beim  Essen bleibt der Mund nicht still. Mich freut das und ich kann mir teilweise mein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn die Betreuer genervt die Augen verdrehen. Erst konnte ich es nicht nachvollziehen, warum sie genervt sind, aber ich denke, wenn man täglich 8h Gequassel hört, welches man noch teilweise konzentriert verfolgen muss, um überhaupt etwas zu verstehen, kann das sicher anstregend sein. Zum Ende der Woche gelang es mir, mich mit Felix zu unterhalten.

Aufgaben hatte ich in der ersten Zeit noch nicht. Ich sah mir erst einmal alles an und schaute bei der Pflege zu. Nach kurzer Zeit ließen die Berührungsängste nach und das freie, zwangslose Spielen war überhaupt kein Problem. Zukünftig werde ich dann auch für die Pflege der einzelnen Schüler zuständig sein. Jetzt habe ich erst einmal einen Schützling, um den ich mich kümmere.

Was ich bei mir bemerkt habe, ist der „Mildeeffekt“ – das heißt, dass ich über einige Dinge, die die Kinder anstellen, hinwegsehe, weil sie eben eine Behinderung habe. Aber dann sage ich mir: Das sind Kinder, die sich auch an Regeln halten müssen. Den „Mildeeffekt“ haben die Betreuer schon hinter sich gelassen, man hat das Gefühl sie sehen die Behinderungen gar nicht mehr. Ob das gut oder schlecht ist, kann ich noch nicht sagen.

Ich bin schon sehr gespannt auf die nächste Zeit. Einmal in der Woche haben wir Seminartag (immer mittwochs), an dem wir nicht in der Praxisstelle, sondern in der Schule sind. Dort behandeln wir Themen wie zum Beispiel: Verhalten in Notfallsituationen, „Gesunder Rücken“, Umgang mit schwierigen Situationen: Leid, Sterben und Tod. Zu jedem Thema haben wir immer einen anderen Dozenten. Ich wünsche euch eine schöne Zeit und sage bye bis zum nächsten Mal. Liebe Grüße, Candy J

Veröffentlicht von

24 Jahre alt, in der Ausbildung zur Sozialassistentin am Evangelischen Johannesstift Spandau