Ein geringer Anteil an Zeitarbeit, nur wenige Ausgliederungen in gewerbliche Gesellschaften, eine im Sozialbereich außergewöhnlich hohe Tarifbindung mit überwiegender Anwendung kirchlich- diakonischer Arbeitsrechtsregelungen oder branchenspezifischer Tarifverträge – dies ergab die bislang umfangreichste Untersuchung zu den diakonischen Arbeitsverhältnissen, die heute in Berlin vorgestellt wurde.
„Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Diakonie als Arbeitgeberin sehen lassen kann“, sagt Diakonie-Präsident Johannes Stockmeier am Donnerstag in Berlin. Zeitarbeit spiele in der Diakonie so gut wie keine Rolle. Der Anteil von Zeitarbeitnehmern gemessen an der Gesamtmitarbeiterschaft liege bei gut einem Prozent. „Zeitarbeit wird im Wesentlichen kurzfristig zur Abfederung von Arbeitsspitzen eingesetzt. Sie ist weder ein Instrument, um reguläre Arbeitsplätze zu ersetzen, noch um Mitarbeitende schlechter zu stellen“, betont Stockmeier.
Auch Ausgliederungen hätten im Vergleich mit anderen Branchen in der Diakonie einen geringen Stellenwert. Ganz überwiegend würden die Tätigkeiten von den Einrichtungen selbst oder von Gesellschaften geleistet, die Mitglieder der Diakonischen Werke sind. Gezahlt werde dort zumeist nach diakonischen Flächentarifen oder nach branchenüblichen Tarifverträgen, erklärt Stockmeier.
Zeitarbeit und Ausgliederungen erfolgten vorrangig unter unternehmensorganisatorischen und arbeitsprozessorientierten Gesichtspunkten. Allerdings bleibe die nachhaltige Finanzierung der sozialen Arbeit angesichts der Situation der Staatsfinanzen eine große politische Aufgabe. Daran wirke die Diakonie gerne konzeptionell mit.
„Die hohe Tarifbindung, die durch die Studien ebenfalls bestätigt wurde, ist eine große tarifpolitische Errungenschaft der Diakonie (und Caritas), angesichts einer im Rest der Sozialbranche starken tarifpolitischen Zersplitterung. Wir zahlen im Branchenvergleich gute Vergütungen nach beteiligungsorientiert erarbeiteten kirchlichen Verfahren“, erklärt Gabriele Fischmann-Schulz, Leitung Stabsstelle Arbeitsrecht/Justitiariat, für die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe.
Thomas Sopp, Geschäftsführer des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland, ergänzt: „Die Umfrage bestätigt: Diakonische Träger haben attraktive Arbeitsbedingungen. Die in den letzten Monaten von verschiedenen Seiten geäußerten Vorwürfe sind unbegründet, abgesehen von einigen vor allem der mangelhaften Finanzierung geschuldeten Ausnahmen. Diakonische Träger stehen unter erheblichem finanziellen Druck und leisten mit ihren Mitarbeitenden sehr verantwortliche und gute Arbeit. Die Zukunft der Träger entscheidet sich an der Personalwirtschaft: Hierfür ist die Diakonie zunehmend gut gerüstet.
„Die Untersuchung, die aus drei Einzelstudien der Diakonie Deutschland, des Verbands diakonischer Dienstgeber in Deutschland und der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe besteht, beleuchtet ein breites Spektrum der diakonischen Landschaft. Sie ermöglicht durch die außergewöhnlich hohe Rücklaufquote qualifizierte Aussagen über die Arbeitsverhältnisse in der Diakonie. 3.197 der insgesamt 4.840 Träger der Diakonie haben sich an den Befragungen beteiligt. Sie repräsentieren rund 383.000 Beschäftigte. Die Auswertung der Daten wurde von dem sozialwissenschaftlich renommierten Forschungsinstitut Betriebliche Bildung aus Nürnberg durchgeführt.