Je besser man die Bewohner kennt, desto leichter fällt die Arbeit

Lisa und Anna 2Ein freundliches „Hallo“ an euch, ich hoffe, ihr hattet eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit mit euren Lieben. Für mich war es eine Zeit der Ruhe und des Nichtstuns. Nach dem 8-wöchigen Praktikum, welches ich innerhalb meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift absolvierte, ging es ja gleich wieder richtig zur Sache, auch wenn es nur noch 2 Wochen bis zu den Weihnachtsferien waren. Ich musste noch Klausuren im Lernfeld Pflege (Thema: Ausscheidungen), Ernährung (Thema: Ernährung bei Kinder und Jugendlichen) und Berufskunde (Thema: Einrichtungen der Behindertenhilfe, die wir besuchten) und Musisch/Kreative Erziehung (Thema: Das Spiel) schreiben. Und direkt nach dem Praktikum musste ja auch der fertige Praktikumsbericht abgegeben werden; auf den ich übrigens eine „Eins“ bekommen habe und darüber sehr stolz bin.

Daher hab ich mir auch so lange Zeit mit dem neuen Blog gelassen, da ich schon Augenzucken bekam, wenn jemand das Wort „Schreiben“ nur erwähnte. Aber da ich euch ja nicht vernachlässigen und meinen spannenden Ausbildungsalltag vorenthalten möchte, hab ich das Auge mal zucken lassen 😉

Zu meinem Praktikum: Da ich mich im 3. Semester befinde, stand nun das letzte der 3 Praktika an. Es war ein Wahlpraktikum, sofern man 2 Bereiche schon abgedeckt hat, sprich; ein sozialpflegerisches Praktikum und/oder sozialpädagogisches oder ein hauswirtschaftliches Praktikum absolviert hat.  Ich war zwei Mal in der Pflege (durch mein Praktikum in der Altenhilfe und mein Praktikum in der Behindertenhilfe) und „musste“ somit entweder hauswirtschaftlich oder sozialpädagogisch tätig werden.

Ich entschied mich für ein sozialpädagogisches Praktikum und ging in eine Wohneinrichtung für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 21 Jahren. Da ich bisher noch nicht wusste, ob ich nach der Ausbildung in der Erzieher– oder Heilerzieherausbildung weitergehen möchte, wollte ich weiterhin Erfahrungen in der Behindertenhilfe sammeln und trotzdem mit Kindern arbeiten.  Außerdem wollte ich mal in den Alltag einer Wohngruppe reinschnuppern und in die Arbeit mit Schichtsystem, denn das sollte auch meine zukünftige Arbeitsstelle sein. So war ich nun 8 Wochen für die Betreuung von 7 Bewohnern zuständig, mal mehr, mal weniger. Denn nicht jeder brauchte Hilfe in seiner Beschäftigung. Zu Anfang hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten, Spieleideen zu entwickeln, später sprudelten sie dann aus mir raus und zum Ende des Praktikums war ich ausgelaugt und nutzte letzte Reserven.  Es fällt auf jeden Fall leichter Ideen zu bekommen wenn man die Bewohner kennt, für die man Beschäftigungen finden möchte. Man kennt ihre Interessen, ihre Fähigkeiten und weiß, wer sich mit wem gut versteht, um auch mal gemeinsam etwas zu spielen. Nadja* und Maren* zum Beispiel machten immer gerne einen Spaziergang zu den Pferden.

SEine Herausforderung war auch das pädagogische Angebot, welches wir innerhalb des Praktikums durchführen und am Ende im Praktikumsbericht festhalten sollten. Ich wollte kein „ausgelutschtes“, langweiliges Angebot anbieten und deswegen entschied ich mich, mit einer 16jährigen Bewohnerin, die kognitiv (geistig) und physisch (körperlich) noch relativ fit war, aber im Rollstuhl saß, das  „Mach-Mit-Museum“ zu besuchen.  Leider musste ich mir am Ende eingestehen, dass es doch nicht ganz die richtige Wahl war, auch wenn Senna* viel Spaß hatte an diesem Tag und noch lange auf der Gruppe davon erzählte. Um meine Förderziele zu erreichen, würde ich aber das nächste Mal ein anderes Projekt wählen. Da kommt man wieder zu der Erkenntnis, dass es wichtig ist, die Person zu kennen und sich ganzheitlich mit ihr zu beschäftigen, bevor man eine Aktion mit ihr plant.  Senna ist ein Mädchen, das sich meistens alleine beschäftigt, daher hatte ich vorher nie wirklich die nötige Gelegenheit, etwas mit ihr zu machen.

Fazit zum Praktikum: Die 8 Wochen auf der Wohngruppe für beeinträchtigte Kinder und Jugendliche hat mir gut gefallen, ich hatte dieses Mal überhaupt keine Angst oder Berührungsängste im Gegensatz zum ersten Praktikum in der Behindertenhilfe. Ich fand mich gut zurecht, schnell Zugang zu den Bewohnern, verstand mich mit den anderen Betreuern und auch die Arbeit an sich gefiel mir ganz gut. Dennoch hab ich für mich entschieden, dass eine Wohngruppe nicht der richtige Arbeitsplatz für mich wäre, jedenfalls nicht auf Dauer. Erst einmal hatte ich Schwierigkeiten mit den Schichten: da ich in der Woche durch meine Kinder immer Spätschichte hatte, war ich immer erst sehr spät zu Hause und sah die Kids nur für eine Stunde am Vormittag. Am Wochenende arbeite ich im Frühdienst, was mir aber auch nicht viel brachte, da ich immer sehr lange Zeit bis nach Hause benötige. Weiterhin fand ich es nicht so schön, ständig mit einer anderen Person Dienst zu haben, da jeder von den Betreuern anders arbeitet, somit musste man sich immer umstellen. Einige von ihnen hab ich in den 8 Wochen nur 5 Mal gesehen.

Aufgrund der Tatsache, dass es eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung ist, mussten diese auch gepflegt werden, was natürlich einiges an Zeit brauchte, somit hatte man für Beschäftigungen immer wenig Zeit – aber gerade die pädagogischen Inhalte interessierten mich ja! Weiterhin kam ich zu der Erkenntnis, dass mir die Arbeit mit Kindern doch mehr Spaß macht als ich dachte, denn eigentlich war ich davon vorher gar nicht so angetan, und dass mir der pädagogische Teil sehr liegt und Spaß macht. Daher werde ich im Sommer wohl doch die Erzieherausbildung antreten. Wobei ich die Arbeit in der Behindertenhilfe nie ganz für mich ausschließe.

So, nun hab ich erst einmal Ferien und dann sind es nur noch 4 Wochen bis zum Semesterende und Prüfungsstress. Außerdem geht’s ja dann so richtig mit den Bewerbungen los.  Ja Leute, es wird ernst. Die Zeit rast. Somit wünsche ich euch noch erholsame Tage und einen super Start ins neue Jahr. Liebe Grüße, Candy

(*Name geändert)

Veröffentlicht von

24 Jahre alt, in der Ausbildung zur Sozialassistentin am Evangelischen Johannesstift Spandau