Barbara (24) aus Ingolstadt studiert an der Evangelischen Hochschule Nürnberg den neuen Bachelor-Studiengang Health – Angewandte Pflegewissenschaften. Mit Realschulabschluss, Krankenpflegeausbildung und 4 Jahren Berufserfahrung ist sie auch ohne Abitur zugelassen worden. Im Interview erzählt sie euch von ihren Erfahrungen.
Warum hast du dich für eine Karriere in der Krankenpflege entschieden?
Das hat wohl mit meiner Familie zu tun. Mein Vater war schwerkrank, als ich ungefähr zehn Jahre alt war. Mein Cousin ist Arzt. Ich hatte also schon immer mit Medizin und Pflege zu tun. Während der Schulzeit habe ich verschiedene Praktika gemacht, um die Arbeitsfelder zu vergleichen: im Krankenhaus, im Büro und beim Zahnarzt. Da habe ich gemerkt, dass mir die Krankenpflege liegt.
Krankenpflege ist körperlich und emotional anstrengend. Warum machst du den Job trotzdem?
Ich finde, jeder sollte das machen, worin er gut ist. Ich habe gemerkt, dass ich gerne mit Menschen arbeite und dass es mit gefällt, wie abwechslungsreich dieser Beruf ist. Darum habe ich mich dafür entschieden. Natürlich gibt es Stressfaktoren. Weil immer mehr Patienten mehrere Krankheiten gleichzeitig haben, zum Beispiel Lungenentzündung und Demenz, braucht man mehr Zeit, zum Beispiel um sie über einzelne Medikamente aufzuklären, damit sie wissen, worauf sie achten müssen. Zeit ist aber oft zu wenig da.
Wie hast du von dem neuen Studiengang erfahren und warum hast du dich dafür entschieden?
Mein Vater hat mir die Anzeige in der Zeitung gezeigt und ich war sofort interessiert. Die Akademisierung der Pflege ist im Kommen. Selbst in der Krankenpflegeausbildung wird in Zukunft viel mehr Wert auf Pflegewissenschaft gelegt werden als früher. Irgendwann wird es bestimmt für alle Pflegekräfte, die mehr als Assistenz machen wollen, Pflicht sein, sich an der Hochschule weiterzubilden. Und ich denke, mit vierzig ein Studium zu beginnen ist schwieriger als jetzt mit Anfang 20. Außerdem habe ich mit dem Bachelor-Abschluss ganz neue berufliche Möglichkeiten. Ich denke, dass man mit dem Studiengang vieles machen kann: sich sowohl selbstständig machen als auch in dem Bereich Gesundheitsförderung tätig sein.
Was lernst du denn im Studium, was du vorher noch nicht wusstest?
Ich bin ja erst im ersten Semester, aber da haben wir zum Beispiel gelernt wie man Studien lesen und bewerten muss. Wie findet man heraus, ob sie wissenschaftlich sind? Wenn ich zum Beispiel einen Patienten habe und recherchiere etwas über seine Krankheit, auf welche Informationen kann ich dann vertrauen und auf welche nicht?
Wie ist dein Studium organisiert?
Es ist ein Teilzeitstudium. Pro Semester sind wir vier Mal je eine Woche an der Hochschule. In der restlichen Zeit arbeitet man und versucht, das Gelernte umzusetzen. Wir sind nur acht Studenten zwischen Anfang zwanzig und 47 Jahren, ich bin die jüngste. Das ist eine sehr intensive Kleingruppe. Bei jedem Thema, das wir durchnehmen, zum Beispiel Pflegetheorien, erzählen reihum alle, wie es in ihren Krankenhäusern umgesetzt wird. Ich muss mich erst noch an die wissenschaftliche Herangehensweise an meinen Beruf gewöhnen. Es ist eine Umstellung. Aber als ich in der Ausbildung war, wurde auch gerade umgestellt: aus der Krankenpflege wurde die Gesundheits- und Krankenpflege. Man hat sich mehr auf Prävention und vorbeugende Maßnahmen konzentriert, um den Patienten zu zeigen, wie sie ein gesundes Leben führen können, damit sie gar nicht erst wieder krank werden. Das finde ich sehr wichtig und hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Ich warte erst mal ab. Ich hoffe, dass sich, bis ich mit dem Studium fertig bin, in der Pflege einiges verbessert haben wird. Dass zum Beispiel mehr Zeit für die Patienten da ist und die Arbeit besser aufgeteilt wird.
Vielen Dank, Barbara, und viel Glück für deine Zukunft!
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