Rekordpatient im Nachtdienst: 5,4 Promille! (16.7.13)

Svenja AusschnittHallo liebe Community! Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag: definitiv nicht die besten Tage, um Nachtdienst zu haben. Leider kann man sich das nicht immer aussuchen und so traf mich dieses Schicksal in der letzten Woche. Mein Nachtdienst-Konto war mit 4 Diensten noch sehr arm, denn bis zum Examen müssen insgesamt neun an der Zahl abgeleistet sein, um die Zulassung zu erhalten. Noch 5 Stück also bis zum Ziel und 4 davon wollte ich direkt in einem Rutsch durchziehen, in voller Hoffnung, dass sich der Körper wenigstens nach der zweiten Nacht langsam an den verqueren Tag-Nacht-Rhythmus gewöhnt.

Erstaunlicherweise funktionierte dies bei mir ganz gut. Der erste Nachtdienst fällt erfahrungsgemäß immer am schwersten, denn man hat bereits einen ganz „normalen“ Tag hinter sich und findet meist am Nachmittag keine Ruhe, um sich nocheinmal hinzulegen. Dadurch ist man beim ersten Mal meist an die 24 Stunden wach, bis man morgens, vollkommen im Eimer, gegen halb 8 in die Federn fällt. Der Vorteil daran: man schläft bis in den Nachmittag hinein. Ich habe immer ziemliche Probleme damit am Tag zu schlafen, denn bereits das wenige Sonnenlicht, das durch die Gardinen fällt, oder die Geräusche meiner tagaktiven Mitmenschen, bzw. der fröhlich zwitschernden Vögel lassen bei mir keine rechte Ruhe einkehren. Wie gesagt: die letzten Tage war es anders: ich konnte bereits am zweiten Tag sehr gut schlafen, was heißt, dass ich ungefähr 6 Stunden am Stück durchgeschlafen habe. Natürlich würde ein solches Schlafpensum auf Dauer nicht ausreichen, doch schafft es der Körper immerhin ein paar Tage lang trotzdem aktiv zu sein (ok ich gebe zu: Cola hilft Wunder 😉 ).

Nun aber weg von meinen Schlafgewohnheiten und hin zum eigentlich Interessanten: dem Nachtleben im Bethesda Krankenhaus Bergedorf. Das Schicksal wollte es nicht anders und so war ausgerechnet am Samstag Abend ein großes Stadtfest vom NDR in Bergedorf. Und was tun die Menschen an einem Samstag Abend auf dem Stadtfest? Richtig, Alkohol trinken. Und was passiert, wenn sie davon etwas zu viel erwischen? Richtig, sie landen in der Notaufnahme des Bethesda Krankenhauses. Und wer betreute sie an diesem Samstag dann? Wieder richtig, meine Wenigkeit (mit zwei examinierten Kollegen natürlich).

Um euch eine Richtlinie zu geben, was ich mit „etwas zu viel Alkohol erwischen“ meine: der absolute Promille Höchstwert lag bei 5,4 Promille… bei einer Frau. Und sie konnte tatsächlich noch vereinzelt Worte bilden (sehr verwaschen, aber immerhin!).  Ein anderer volltrunkener Patient schaffte einen weiteren Rekord: er pinkelte eine ganze Urinflasche bis zum Rand voll! So etwas habe ich ebenfalls in meinen drei Jahren Ausbildung noch nicht erlebt. Für alle krankenhausfernen Leser: eine Urinflasche fasst einen Liter und eine normale Blase vermittelt bereits ab einem Füllungszustand von 250 ml das Signal: Harndrang (endlich kann ich hier mal ein bisschen Examen-Fachwissen loswerden 😉 ). Nun könnt ihr euch vorstellen WAS für einen Harndrang dieser Mensch wohl hatte.

Der abschreckende Beigeschmack, oder besser gesagt Beigeruch, an der Betreuung alkoholisierter Patienten ist der Körpergeruch. Sie dünsten den Alkohol geradezu aus, eine Komposition aus abgestandenem Bier oder Wein, kombiniert mit Schweiß und kaltem Zigarettenrauch der absolute After-Show-Duft. Glücklicherweise waren die meisten „nur“ betrunken und es gab keine schweren Verletzungen oder lebensbedrohliche Zustände.

Mein Fazit: Langweilig werden Nachtdienste in der Notaufnahme sicherlich nicht, doch arbeite ich trotzdem lieber am Tag und schlafe Nachts –> Nachtdienste und ich werden wohl niemals gute Freunde 😉 Grüße von Svenja