„Kitas sollen so vielfältig sein wie die Lebenswelten der Kinder. Dafür brauchen Kinder Frauen UND Männer zur Begleitung. Schließlich ist das Zusammenleben der Geschlechter komplex. Für Kinder ist es besonders wichtig, schon frühzeitig die Vielfalt der Gesellschaft und ihr Zusammenleben kennenzulernen, am besten in der Kita und mit männlichen Bezugspersonen“, sagt Christian auf die Frage, was er über den Männermangel im Erzieherberuf denkt.
Hallo liebe Community, heute möchte ich euch Christian (24) vorstellen, mit dem ich in meiner Ausbildung an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen in eine Klasse gehe. Ich habe mir überlegt, dass es für euch interessant sein könnte, auch einmal eine andere Stimme zur Erzieherausbildung zu hören und einen anderen Weg kennenzulernen, der in dieses Arbeitsfeld geführt hat und ich denke es ist spannend, hierzu einen von vier Jungs aus der Klasse zu Wort kommen zu lassen. Christian schloss 2009 die Schule mit dem Abitur ab und begann Fahrzeugbau zu studieren, während er nebenbei als Jugendtrainer einer D-Junioren Fußballmannschaft tätig war. Nach eineinhalb Semestern merkte er, dass ihm etwas fehlte, was er nicht genau benennen konnte, jedoch in seiner Arbeit als Jugendtrainer fand. Er dachte über die Arbeit im sozialen Bereich nach und absolvierte aus diesem Grund ein dreizehnwöchiges Praktikum im Krippenbereich einer Kita und registrierte: Das ist es!
Noch mit der Erfahrung aus dem begonnenen Studium, beschloss Christian, nach Möglichkeiten einer Berufsausbildung zu suchen und stieß auf die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher. Jedoch benötigte er hierfür noch als Voraussetzung ein Jahr Praxiserfahrung, und um eine möglichst große Vielfalt an Eindrücken sammeln zu können, begann er unterschiedliche Praktika in verschiedenen Einrichtungen, wie zum Beispiel in einer Vorschule, als Hausaufgabenhilfe in einer dritten Klasse oder auch in einer Lebensgemeinschaft zu absolvieren. Christian sagt: „Jetzt bin ich im dritten Semester der Ausbildung, immer noch Jugendtrainer der gleichen Mannschaft und vor allem glücklich. Nach der Ausbildung möchte ich gerne eine Teilzeitstelle annehmen und nebenbei „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ oder „Soziale Arbeit“ studieren. Allerdings kann einem das Leben Überraschungen bereit halten und deswegen will ich mich noch nicht festlegen.“
An der Ausbildung gefiele ihm, dass man auf viele neue Menschen stoße, die alle sehr unterschiedliche Erfahrungen mitbringen und dass man so viel über einander erfahre. Kritik äußert er am sich ständig ändernden Stundenplan, da dies für Auszubildende, die nebenbei arbeiten, um ihre Ausbildung zu finanzieren, problematisch sei. „Ich würde jedes Mal die Entscheidung zur dieser Ausbildung fällen, ABER ich bereue zu keiner Zeit mein abgebrochenes Studium. Auch dieses Kapitel meines Lebens empfinde ich als wichtig und würde diese Zeit nicht missen wollen“, erzählt Christian. Und ich selbst, Laura, erkenne mich in dieser Aussage vollständig wieder, da ich finde, dass der Mensch aus jeder Erfahrung lernt und etwas mitnehmen kann. Natürlich interessiert mich auch, wie Christian sich als einer von sehr viel weniger Jungs als Mädchen an der Schule fühlt: „In der Schule zur Minderheit zu gehören macht mir nichts aus. Abgesehen davon fühlt es sich einfach toll an von allen Seiten akzeptiert zu werden!“ Schließlich bleibt nur noch zu fragen, was in seinen Augen wichtig für die Ausbildung und den Berufs des Erziehers/ der Erzieherin sei. Christian nennt Spaß an der Arbeit, ein hohes Maß an Selbstreflexionsfähigkeit und Empathie als wichtigste Faktoren.
So, nun habt ihr einen kleinen Einblick in einen anderen Weg zur Erzieherausbildung kennenlernen können und erfahren, dass es viele verschiedene Biografien in unserem Arbeitsfeld gibt. Aber, wie Christian schon sagte, wir empfinden es als eine Bereicherung, so unterschiedlich zu sein und voneinander lernen zu können. Wie sah euer Weg aus? Vielen Dank an Christian und macht es gut, Laura.