Die können ihren Namen tanzen? Erzieherin Laura auf der Spur der Waldorfschulen (1.11.13)

laura 6Hallo liebe Community, „Die können ihren Namen tanzen.“ Diese  weitverbreitete Aussage ist bisher das Einzige gewesen, was mir über die Waldorfpädagogik bekannt gewesen ist. Außer vielleicht noch der Name des Begründers Rudolph Steiner. Aber das war es dann auch schon. Nun bin ich mitten in den Vorbereitungen für einen Vortrag an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen zu diesem Thema. Gemeinsam mit meiner Arbeitsgruppe habe ich bereits einen Waldorfkindergarten besucht und mich mit Aspekten wie beispielsweise dem Bezug zu den aktuellen Hamburger Bildungsempfehlungen und der Kritik an der Waldorfpädagogik auseinandergesetzt.  Wusstet ihr, dass Herr Waldorf ein Zigarettenfabrikant gewesen ist, der sich damals an den Lehrer Rudolph Steiner wandte mit der Bitte, eine Schule für die Kinder seiner Arbeiter zu bauen? Steiner gründete eine Schule, die nach der neu entwickelten Waldorfpädagogik arbeitete und schnell entwickelte sich ein Netzwerk an Menschen, die begeistert diesen neuen Ansatz diskutierten und ihn weiterentwickelten und umsetzten.

Heute sind Waldorfschulen und -kitas beliebter denn je, da viele Eltern darin eine bessere Alternative zum Schulsystem sehen, in dem viel zu viele Schüler durch Lehrpläne und Leistungsdruck durch das Raster fallen. An Waldorfschulen lernen die Kinder später lesen und andere kognitive Förderungen stehen ebenfalls zunächst zurück, da der künstlerischen Förderung, wie dem Schauspiel und dem Erlernen eines Instrumentes der Vorrang gegeben wird. Am Ende der 12. Klasse hat man den „Waldorfabschluss“, der faktisch staatlich nicht anerkannt ist und so müssen die Schüler und Schülerinnen nun noch das Abitur absolvieren. An dieser Stelle setzen viele kritische Stimmen an, die sagen, es sei besonders schwer, nach einer Waldorfschulzeit das Abitur zu absolvieren, da naturwissenschaftliche und mathematische Fächer, sowie Fremdsprachen im Unterricht zu kurz kämen. Die guten Abiturquoten seien verfälscht durch die Tatsache, dass nur ein sehr geringer Teil der Schüler überhaupt zu einer Abiturprüfung zugelassen würden.

Bei Waldorf liegen die Schwerpunkte so verteilt, dass die Kinder während ihrer Schulzeit Praktika absolvieren in landwirtschaftlichen, handwerklichen und sozialen Betrieben und Einrichtungen. Das Gespräch mit der Waldorferzieherin war interessant und aufschlussreich. Sie erzählte uns, dass Waldorf sich immer mehr der aktuellen Zeit anpassen müsse und so zum Beispiel Dinge wie Computer oder sexuelle Aufklärung nicht mehr ausblenden oder erst in die 12. Klasse verlagern könne und dass zum Beispiel Erzieherinnen nicht mehr so wie früher lange Röcke und Kleider tragen müssten, damit sich die Kinder am Rockzipfel festhalten könnten. Doch Waldorfbräuche wie die einzigartige Architektur, der Jahreszeitentisch oder die kulinarischen Traditionen des „Goldkörnchenbreis“  oder der Tatsache, dass  es in der Kita ein spezielles Gericht für jeden Montag, eines für jeden Dienstag und so weiter gibt, bestehen noch heute. Sehr böse Zungen bezeichnen die Waldorfeinrichtungen als Sekten. Begeisterte Menschen sehen in der Waldorfpädagogik eine Chance. Was meint ihr? Ach ja. Das mit dem Namen tanzen gibt es wirklich. Man nennt es Eurythmie.  Macht es gut, Laura