Ein Schultag von vielen. Achte oder neunte Stunde in der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik Alten Eichen. Die Klasse ist müde und hat Mühe, dem Unterrichtsgeschehen noch zu folgen. Und dann sagt irgendwann irgendein Lehrer, dass wir jetzt mal wieder Gruppen bilden sollen für eine Gruppenarbeit und ich seufze leise auf. Ich schaue Katharina an und sie erwidert meinen Blick mit einem Gesichtsausdruck, der meine Stimmung ziemlich gut wiedergibt.
Katharina ist meine Mitschülerin, sie ist so wie ich 22 Jahre alt, und weil wir nah beieinander wohnen, nimmt sie mich nach der Schule immer im Auto mit. Und dann tauschen wir uns natürlich auch aus, über Schule und Stress und Zweifel. Unsere Erzieher-Ausbildung ist halb um und ich bin der Meinung, dass wir alle uns in einer Ausbildung oder einem Studium befinden und jeden Tag arbeiten, um irgendwann das Ziel zu erreichen, was irgendwo verschwommen in der Ferne zu sehen ist. Die meisten werden auf diesem Weg auch einmal Zweifel haben, wenn es besonders schwer fällt, das Ziel zu erkennen und wir alle können nur das Beste für unsere Zukunft hoffen und an unsere Idee glauben.
Katharina hat wie ich vor der Ausbildung ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, jedoch in einer Förderschule für behinderte Kinder und Jugendliche. Bis heute schwärmt sie so sehr von diesem Jahr, dass ich mich entschieden habe, mein nächstes Ausbildungspraktikum in dieser Schule zu machen. Sie war begeistert von diesem Jahr und der Arbeit mit Menschen mit Behinderung! Die Entscheidung für die Erzieherausbildung war gut durchdacht, doch obwohl sie erkennt, dass wir an unserer Schule viel Basiswissen über die kindliche Entwicklung und über mögliche Risikofaktoren und so weiter erlangen, gibt es einzelne Momente, in denen sie zweifelt.
Ein Schlüsselerlebnis ist das erste Praktikum gewesen, in dem sie ähnlich wie ich merkte, dass sie zwar an Erfahrungen gewinnen konnte, es jedoch schwierig fällt, sich mit der Arbeit in der Kita zu identifizieren. Die heilpädagogische Arbeit ist es, die Katharina fasziniert hat. Katharina spricht von „Herzblut“ und „Leidenschaft“. Und wenn sie darüber spricht, weiß ich genau, was sie meint. In unserer Ausbildung liegt der Schwerpunkt eben doch eher auf der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Natürlich ist das logisch und nicht unerwartet, aber an manchen Stellen fehlt dann doch der heilpädagogische Aspekt. Aber trotz alledem weiß Katharina, dass die Entscheidung für die Ausbildung nicht falsch war und in vielen Augenblicken fühlt sie sich „zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Und das kann ich nur bestätigen.
Es ist trotz alledem eine reizvolle und interessante Ausbildung in einer tollen Klasse und im nächsten Praktikum gehen wir dann einfach mehr nach unseren eigenen Interessen. Ein sehr guter Grund für diese Ausbildung sind für mich Menschen wie meine sehr lieb gewonnenen Freundinnen Katharina und Miri aus meiner Klasse geworden. Ich kann sie jeden Tag sehen und zusammen schaffen wir es auch mal im Unterricht bis 17 Uhr. Macht es gut, Laura.