Marco (heute 24) war einer der ersten Azubis, die euch Anfang 2012 auf soziale-berufe.com ihren Beruf vorgestellt haben. Wir forschen ab sofort in einer kleinen Serie nach, was aus ihm und den anderen geworden ist! Marco hat im letzten Jahr seine Altenpflege-Ausbildung beendet. Seitdem studiert er Pflegemanagement an der Fachhochschule in Esslingen. Nebenher jobbt er als 400-Euro-Kraft im ambulanten Dienst der Diakoniestation Stuttgart.
Hier die anderen Teile unserer Serie: Was ist aus ihnen geworden?
Marco, du bist gelernter Altenpfleger, kennst die Pflege also aus dem täglichen Arbeitsleben und hast auch schon einiges an Theorie mitbekommen. Was lernst du denn jetzt Neues im Pflegemanagement-Studium?
Wir lernen im Studium schwerpunktmäßig Personalmanagement, Organisation und BWL. In diesem Semester habe ich Rechnungswesen dazubekommen, Finanzierungs- und Investitionsrechnung. Dazu kommt der Theorie-Praxis-Transfer. Das heißt, wir lernen Theorien und wie man diese in der Praxis umsetzt. Es ist eben alles wissenschaftlicher: Man bekommt noch mehr Informationen, indem man das Modell kennenlernt, das der Organisation einer Einrichtung zugrundeliegt. Zum Beispiel weiß ich nun viel mehr darüber, wie ein Dienstplan zustande kommt.
Siehst du denn da auch Gegensätze – dass etwas in der Praxis nicht funktioniert wie im Lehrbuch?
Ja klar. Beispielsweise im Bereich Qualitätsmanagement. Wenn man da sieht, was eigentlich alles dokumentiert werden soll, und wie – da hat man schon während der Ausbildung gemerkt, dass dies teilweise in der Praxis schwer umzusetzen ist. Wir Studenten arbeiten fast alle nebenher weiter in der Pflege, sind also immer noch nah an der Praxis. Gerade wenn wir im Studium über den Theorie-Praxis Transfer sprechen, diskutieren wir auch immer wieder darüber, was in der Praxis nicht so gut klappt.
Wie vereinbarst du Studium und Nebenjob in der Altenpflege? Und was darfst du als 400-Euro-Kraft überhaupt alles machen?
An der Fachhochschule Esslingen ist es bei den Studiengängen Pflegemanagement und Pflegepädagogik grundsätzlich so, dass wir den Montag frei haben. Die Fachhochschule geht davon aus, dass wir Studenten am Wochenende arbeiten. Viele arbeiten daher am Wochenende und am Montag. Ich selbst arbeite nur montags. Zusätzlich übernehmen viele Kommilitonen Spätdienst. Da ich gelernter Altenpfleger bin, darf ich eigentlich alles machen, was ich als Azubi auch machen durfte – das „volle Programm“ sozusagen.
Wenn du das Studium abgeschlossen hast, kannst du zum Beispiel Einrichtungsleiter werden. Was hat dich daran gereizt, Pflegemanagement zu studieren?
Ich wusste nach dem Abitur, dass ich unbedingt studieren möchte. Denn ich habe mir gesagt: Wenn ich das Abi schon habe und dafür drei Jahre zusätzlich an der Schule verbracht habe, möchte ich auch etwas daraus machen. Einen sozialen Beruf fand ich grundsätzlich interessant. Nach meinem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Heim für behinderte Menschen war klar, dass mir der Sektor Soziales, Gesundheit und Pflege sehr liegt. Mir macht es einfach Spaß, Menschen, die körperlich und vielleicht auch geistig beeinträchtigt sind, zu pflegen, zu helfen und ihnen Freude am Leben zu vermitteln. Ich habe mich also umgeguckt, welche sozialen Studiengänge es gibt und dann Pflegemanagement entdeckt. Für das Studium war Voraussetzung, zuvor eine pflegerische Ausbildung absolviert zu haben. Deshalb habe ich erst noch die Ausbildung zum Altenpfleger gemacht.
An dem Studium reizt mich, dass ich danach daran mitwirken kann, die Bedingungen in der Pflege zu verändern und zu verbessern. Denn aufgrund des demographischen Wandels, des Fachkräftemangels und der begrenzten Ressourcen ist es schwierig, den Pflegebedarf zu decken und dabei die Qualität noch entsprechend hochzuhalten. Egal, wo ich später tätig bin, ob als Heimleiter oder als Pflegedienstleitung – ich möchte etwas bewegen und die Praxis verbessern. Ich kann theoretisch auch zu einer Krankenkasse oder in die Politik gehen, da sind viele Möglichkeiten offen.
War denn nach der fertigen Ausbildung nicht die Versuchung groß, erst einmal Geld zu verdienen statt zu studieren?
Doch – die Versuchung war schon da. Neben mir hatten noch ein paar Azubis Abi und hätten ebenfalls studieren können. Aber alle haben sich entschieden, weiterzuarbeiten und erst einmal Geld zu verdienen. Ich dagegen dachte mir, wenn ich jetzt schon drin bin im Lernen, dann mach ich auch weiter. Und zum Glück habe ich direkt einen Studienplatz bekommen.
Wem würdest du das Pflegemanagement-Studium empfehlen?
Man sollte keine Angst vor Zahlen haben und vor BWL allgemein. Wenn man in der Ausbildung schon Rechtswesen hatte und das einem nicht so gefallen hat, dann sollte man vom Pflegemanagement-Studium lieber Abstand nehmen. Denn wir haben zum Beispiel viel mit dem Sozialgesetzbuch und Handelsgesetzbuch zu tun. Man sollte Interesse daran haben, sich tiefer mit den theoretischen Grundlagen und Richtlinien der Pflege zu beschäftigen. Und nach dem Studium auch etwas in der Praxis bewegen wollen – also Lust haben, zu überlegen, in welche Richtung es gehen soll und wie sich die Qualität in der Pflege verbessern lässt.
Was steht bei deinem Studium als nächstes an?
Nächstes Semester ist ein Praxissemester. Da werde ich wahrscheinlich mal in die Arbeit einer Pflegedienstleistung hinein schnuppern.
Viel Spaß dabei, Marco! Und vielen Dank für das Gespräch sowie viel Erfolg bei deinem Studium!