Was ist aus ihnen geworden? Teil 5: Erzieher Deniz arbeitet jetzt in einer Wohngruppe (26.5.14)

Auf www.soziale-berufe.com haben wir euch den angehenden Erzieher Deniz vorgestellt. Damals steckte der jetzt 26-Jährige mitten in der Prüfungsphase. Wir wollten wissen, was er heute macht und haben für euch nochmal bei Deniz angerufen: Er arbeitet seit knapp einem Jahr in einer Wohngruppe und betreut dort neun Kinder und Jugendliche zwischen zehn und achtzehn Jahren. Wie sein Arbeitsalltag aussieht, welche Aufgaben ihm besonders Spaß machen und was er sich für seine Zukunft wünscht, erzählt er im Interview.

Hier die anderen Teile unserer Serie: Was ist aus ihnen geworden?

Erzieher_Deniz_240x150Deniz, wie sieht dein Arbeitsalltag in der Wohngruppe denn so aus?

Ich arbeite momentan im Schichtdienst. Anfangs war das schon ziemlich anstrengend! Wenn ein Kollege verreist ist und ein weiterer krank wird, kann jeden Tag der Anruf kommen: “Deniz, du musst heute doch arbeiten!“ Mittlerweile habe ich mich aber an die neuen Arbeitszeiten gewöhnt und sehe den Schichtdienst als positive Erfahrung. Während meiner Arbeit erledige ich viele bürokratische Dinge wie Anträge stellen, Formulare ausfüllen, mit dem Jugendamt telefonieren. Ansonsten kümmere ich mich um die Kinder und Jugendlichen, begleite sie beispielsweise zu Arztterminen oder helfe ihnen bei alltäglichen Problemen.

Und was macht Dir bei Deiner Arbeit am meisten Spaß?

Am meisten Spaß machen mir die Gespräche mit den Kindern und Jugendlichen. Ich höre ihnen gerne zu und stehe ihnen bei Problemen bei. Und auch die Raufereien machen mir Spaß. Klar, sind die auch anstrengend, aber Konflikte positiv zu bewältigen ist für die Kinder und Jugendlichen ein wichtiger Weg der Sozialisation. Und auch Rumalbern und Späße machen finde ich super. Da ich selber Fußball spiele, bin ich hier sozusagen der Fußball-Experte – einziges Manko: Im Haus sind alle Bayern-Fans und nur ich bin Dortmunder!

Würdest Du Deinen Job weiterempfehlen?

Ja, auf jeden Fall!

Und was muss man für Deine Arbeit so an Eigenschaften mitbringen?

Ganz wichtig sind Flexibilität und Belastbarkeit. Und natürlich viel Humor! Vieles darf man einfach nicht so strikt sehen: Der Alltag hier im Haus ist oft turbulent, da kann es auch mal passieren, dass die Jüngeren nicht ganz pünktlich ins Bett kommen. Ich nehme mir dann aber trotzdem immer die Zeit, ihnen gute Nacht zu sagen und mit ihnen den Tag Revue passieren zu lassen. Das Miteinander und die Kommunikation sind eben meistens wichtiger als feste Regeln!

Die Kinder und Jugendlichen, mit denen Du arbeitest, haben ja oft ein schwieriges Schicksal – nimmt Dich das manchmal mit?

Ich bin generell ein ziemlich nachdenklicher Mensch und verrichte meine Arbeit sehr bewusst – daher kommt es schon mal vor, dass ich meine Arbeit mit nach Hause nehme und mich einiges ziemlich belastet… Da bin ich dann am Abend oder am nächsten Tag schon auch mal ganz schön fertig!

Wendest Du viel an, was Du in der Schule gelernt hast?

Puh, schwer zu sagen! Ich bin ziemlich spontan, das meiste kommt aus dem Bauch heraus. Für die Kinder ist so ein natürlicher Umgang in der Regel am besten: Jeder ist einzigartig und hat seine ganz eigene Persönlichkeit. Da reicht Wissen aus dem Lehrbuch oft einfach nicht aus.

Und wie stellst Du Dir Deine Zukunft vor?

Im Juni läuft mein Vertrag aus, ab dann suche ich mir etwas Neues. Ich habe mich schon bei der Ev. Fachhochschule in Bochum auf den Studiengang Soziale Arbeit beworben. Das wäre auf jeden Fall meine erste Wahl! Bei der Bewerbung spielen meine Noten gar keine so große Rolle – ich kann sehr mit meinem ehrenamtlichen Engagement und meinen guten Arbeitszeugnissen punkten. Auch wenn mir meine Arbeit gerade sehr viel Spaß macht, würde ich auf Dauer lieber in einem Jugendzentrum arbeiten. Ich engagiere mich bereits seit zehn Jahren ehrenamtlich in einem Jugendzentrum – dieser Bereich, also die Freizeit- und die außerschulischen Pädagogik, gefällt mir von allen Aufgabenfeldern am besten!

Vielen lieben Dank für das Gespräch, Deniz, wir wünschen dir für die Zukunft alles Gute und drücken dir ganze feste die Daumen für den Studienplatz! Toi, toi, toi!

 

Text: Diakonie Deutschland/Melanie Zurwonne