Hey, ich bin Jule, 21 Jahre alt und wohne in der Wartburgstadt Eisenach in Thüringen. Hier mache ich auch meine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin (HEP) am Diakonischen Bildungsinstitut „Johannes Falk“ und befinde ich mich jetzt im ersten Ausbildungsjahr.
Neben der Schule bin ich vielseitig interessiert: Ich lese gerne, höre gern Musik, mache Sport, unternehme wenn möglich was mit Freunden oder meinem Verlobten und habe einen Ehrenamtsvertrag mit einer Außenwohngruppe für Menschen mit Behinderungen. Ich habe selbst eine Gehbehinderung vom Grad 50%, daher meinen viele meiner Bekannten und Freunde, dass ein sozialer Beruf für mich wie gemacht ist, und genau der Meinung bin ich ebenfalls.
In den letzten zwei Jahren habe ich bereits meine Ausbildung zur Sozialassistentin erfolgreich abgeschlossen. Nach meinem Abschluss als „HEP“ (mit Fachabitur, hoffentlich) möchte ich noch Sozialpädagogik studieren und danach mit behinderten Menschen arbeiten. Was genau, weiß ich zwar noch nicht, aber durch die anstehenden Praktika kann ich noch genug Erfahrungen sammeln, um mich entscheiden zu können. Am liebsten würde ich eine Wohngruppe leiten oder als gesetzliche Betreuerin arbeiten, aber wer weiß wohin es mich verschlägt, da bin ich für alles offen.
Mittlerweile hat das Schuljahr schon begonnen und heute haben wir unseren ersten Test im Fach Praxis- und Methodenlehre geschrieben. Das Thema war das Berufsbild des Heilerziehungspflegers, der heute in vielen verschiedenen Arbeitsfeldern tätig sein kann. Als HEP kann man in Wohngruppen oder -heimen arbeiten, aber auch im Bereich der Frühförderung, in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, in Pflegeheimen oder Integrativ-Einrichtungen. Dem HEP fallen Aufgaben im Bereich der Pflege, Beratung, Förderung, Erziehung, Assistenz und Bildung zu. Der Test war wohl eher eine Klausur und schon anspruchsvoll.
Im ersten Ausbildungsjahr haben wir schon viele Fächer, die sich zwar mit sehr unterschiedlichen Dingen beschäftigen, aber fächerübergreifend zusammenhängen. Um Gesundheit dreht es sich in Pflege, Anatomie/Physiologie und Pathologie (Ursachen von Krankheiten). Für die Praxis lernen wir viel in Praxis- und Methodenlehre, Pädagogik, Psychiatrie, Psychologie und im Fachpraktischen Unterricht für Hauswirtschaft (FpU HW). Auch typisch schulische Fächer wie Deutsch, Englisch, Mathematik, Sozialkunde (bei uns Berufs-, Rechts- und Staatskunde), Informatik, Musik und Kunst / Bildnerisches Gestalten haben wir. Da wir eine kirchlich orientierte Schule sind, beschäftigen wir uns natürlich auch mit Religion, aber auch mit berufsethischen Grundfragen, also Ethik. Unser Stundenplan ändert sich von Woche zu Woche, da einige unserer Dozenten auch in unserem zweiten Standort in Weimar-Holzdorf die Azubis der Altenpflege und in anderen Schulen unterrichten. Ein geregelter Ablauf ist daher nicht immer möglich.
Das DBI-Falk unterliegt dem Träger der Diakonie und ist somit eine Privatschule, daher zahlt jeder Schüler ein Schulgeld von 60 Euro im Monat. Schüler, die von außerhalb kommen, können Schüler-BaföG bekommen und Schüler, die schon Eltern sind, können eine Ermäßigung beim Schulgeld beantragen.
Oftmals finden an unserem Institut Veranstaltungen statt, die wir teilweise auch mitgestalten. Beispielsweise am Tag der offenen Tür können Schüler, die wollen, mitwirken. Vor etwa zwei Wochen hatte unser Klassenverband zusammen mit zwei Klassen der Erzieher die Gelegenheit, zum Impulstag nach Magdeburg zu fahren. Neben vielen Begrüßungsworten und einer guten (für uns kostenfreien) Verpflegung konnten wir an verschiedenen Workshops teilnehmen, die in die unterschiedlichsten Richtungen gingen. Einer beschäftigte sich mit dem Klimawandel, ein anderer mit Organspenden und so weiter. Nach einem umfangreichen Gottesdienst am Nachmittag traten wir etwas erschöpft die Heimreise an.
Jeden Freitag findet in unseren Räumen in der ersten Pause eine kurze Wochenschlussandacht statt, welche jede Woche von einer anderen Klasse vorbereitet und gestaltet wird. Für jede Andacht gibt es ein anderes Thema. Dabei werden Schüler und Lehrkräfte, die an der Andacht teilnehmen zum Nachdenken angeregt. Dabei kommen Themen, wie „Kraft“, „Sicherheit“, „Teilen“, „Nächstenliebe“, aber auch „Verlieren“ oder „Tod“ , immer mit Bezug auf die Grundsätze der Bibel, zum Ausdruck, mit denen wir uns alle in unserer jeweiligen Ausbildung auseinandersetzen sollten, wenn nicht sogar müssen.
Im Rahmen der dreijährigen Ausbildung lernen wir, wie wichtig es ist, den Menschen mit Achtung und Respekt entgegen zu treten, nicht nur den Menschen in den Einrichtungen gegenüber, sondern auch im Klassenverband, mit Freunden und natürlich der Familie. Der erste Artikel des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ spielt für uns eine sehr bedeutende Rolle. Die Menschen in Pflege- oder Wohnheimen sollte man in Würde pflegen.
Der Begriff der Pflege bezieht sich hierbei aber nicht nur auf die Körperhygiene, Nahrungsaufnahme und eine saubere Umgebung, sondern auf das gesamte Wohlergehen der zu betreuenden Menschen. , z.B. bei Menschen, die an Demenz erkrankt sind oder an einer geistigen Störung (Behinderung) leiden. Ich persönlich finde es besonders wichtig, den Menschen Zeit und vor Allem Geduld entgegen zu bringen. Soviel habe ich bisher beim Sozialassistenten und schon in den vergangen paar Wochen in der Heilerziehungspflege gelernt.
Soviel erst einmal von mir, viel Spaß beim Lesen, bis demnächst, liebe Grüße, Jule