Der Erzieher übernimmt nicht nur soziale, sondern auch pflegerische Aufgaben, wenn er zum Beispiel in einer integrativen Kita mit Kindern mit Behinderung arbeitet, und der Altenpfleger pflegt nicht nur, sondern kümmert sich auch um das Sozialleben der Senioren. Die Grenze zwischen Sozial- und Pflegeberufen verschwimmt immer mehr. Der neue Studiengang „Soziale Arbeit & Diakonie – Pflege“ des Rauhen Hauses, der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie in Hamburg, geht einen weiteren Schritt in Richtung Vernetzung der Disziplinen. Wir haben für euch mit der Studiengangleiterin Annegret Otte-Frank gesprochen:
Soziale Arbeit und Pflege – warum und wie passt das zusammen?
Selbstbestimmung und Teilhabe sind für die Lebensqualität aller Menschen wichtig. Pflege- und hilfebedürftige Menschen, ob jung oder alt, brauchen für eine gute Lebensqualität Unterstützung, damit sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben und in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Als Sozialarbeiter/in mit Pflegeausbildung kann ich z.B. für einen Jugendlichen, der gehbehindert ist, organisieren, dass er in einem Jugendzentrum mitmachen kann, oder für einen pflegebedürftigen alten Menschen ehrenamtlich Kontaktpersonen finden, damit er sich unterhalten kann oder zum Einkaufen raus kommt, oder ich kann die Kinder aus der Kita mit alten Menschen im Pflegeheim zusammen bringen, damit sie sich kennen lernen und ihre Wünsche und Sorgen teilen können.
Warum ist es ein moderner Ansatz, Sozialarbeit und Pflege zu verbinden?
Weil hier die Hilfe zu den Menschen gebracht wird und nicht die Menschen zur Hilfe! Der Trend geht ohnehin gerade dahin, dass sich Gemeinden, Träger und Pflegeeinrichtungen vernetzen, um zum Beispiel alten Menschen oder Menschen in schwierigen sozialen Situationen besser helfen zu können. Wer Profi in beiden Bereichen ist – den Pflegealltag kennt und – erkennt schneller, wo welche Hilfe gebraucht wird.
Für wen könnte der neue Studiengang interessant sein?
Der neue Studiengang richtet sich an ausgebildete Altenpfleger, Krankenpfleger, Heilerziehungspfleger und Heilpädagogen, die mindestens zwei Jahre in ihrem Beruf gearbeitet haben und sich nun weiterqualifizieren möchten. Die zukünftigen Herausforderungen und Lebenschancen liegen darin, im Stadtteil bzw. Quartier Leben und Wohnen für alle Menschen zu ermöglichen. Es geht um eine neue Kultur des Miteinanders durch Integration der Generationen. Daran kann ich als ausgebildeter Sozialarbeiter mitwirken und Zukunft gestalten: selbstbestimmt und doch umsorgt!
Welche Seminare besucht man in dem neuen Studiengang?
Der Studiengang integriert Erkenntnisse der Soziologie, Psychologie, Rechtswissenschaften, der Pflege, der Theologie und Diakoniewissenschaften. Der Studiengang gliedert sich in fünf Schwerpunkte: 1. Die Rahmenbedingungen Sozialer Arbeit (Rechtliches), 2. Pflege und Teilhabe (Theorien und Konzepte), 3. Theorie und Praxis Sozialer Arbeit (Geschichte, Methoden, Didaktik), 4. Praxisforschungswerkstatt (eigenes Forschungsprojekt) und 5. Planen und Leiten (Management).
Wo kann ich hinterher arbeiten?
Ich kann in allen Arbeitsfeldern der Sozialarbeit oder Sozialpädagogik tätig werden, aber besonders qualifiziert bin ich für die Organisation von Lebensqualität für Menschen mit Hilfe- und Betreuungsbedarf, die Teilhabe von Menschen in ihrem Wohnquartier zu sichern, z.B. in Wohnprojekten oder als Leitung einer Sozialstation.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau Otte-Frank!
Wer sich für den neuen Bachelor-Studiengang „Soziale Arbeit & Diakonie – Pflege“ interessiert, findet hier weitere Infos zu Zugangsvoraussetzungen, Dauer des Studiums, zu den Abschlüssen und vieles mehr. Der erste Jahrgang startet im Herbst 2014, die Bewerbung ist bis 15. April möglich.