Die zweite Woche meines Orientierungspraktikums, das ich im ersten Semester meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift Spandau absolvieren muss, ist nun auch rum. Dieses Orientierungspraktikum mache ich in einer Einrichtung für demenzerkrankte Menschen, da wir im ersten Semerster das übergreifende Thema „Altenpflege“ haben. Anbei seht ihr ein paar Fotos.
In der Einrichtung gibt es 8 Hausgemeinschaften mit jeweils 8 Bewohnern. Wir sind die „HG8“ (Hausgemeinschaft 8). Viele „meiner“ Bewohner können nicht mehr sprechen, laufen oder sich überhaupt bewegen. In meiner ersten Woche hatte ich am Anfang arg Probleme damit, die Traurigkeit die die Menschen ausstrahlen, dort zu lassen und nicht mit nach Hause zu nehmen. Erst als ich jeden einzelnen besser kennen- und verstehen gelernt habe, ging es mir besser, denn ich konnte sehen, dass noch Lebensfreude im Geist dieser Menschen steckt. Man glaubt gar nicht wie befriedigend ein kleines Lächeln oder ein einziges kaum verständliches „Ja“ sein kann, oder wenn die Bewohner es noch schaffen alleine zu essen, auch wenn sie es nur noch mit den Fingern tun. DAS ist auch ein „Motto“ dieser Einrichtung: Die Bewohner sollen so selbständig sein wie es nur geht.
In der zweiten Woche hatte ich mit der „Distanz“ zu den Bewohnern keine Probleme mehr. Ich habe versucht, ihnen das Leben zu erleichtern und den Tag schöner zu machen, sie zu beschäftigen und mindestens einmal zum Lachen zu bringen. Meistens klappt das auch und darüber freue ich mich dann immer sehr.
Leider hab ich den Erfolg bei einem „meiner“ Bewohner nicht. Er ist einer von denen, die sich leider überhaupt nicht mehr bewegen können und auch nicht mehr sprechen können. Als ich ihm in der ersten Woche die ersten Male das Essen reichte, erzählte ich ihm immer ein bisschen von dem, was mir gerade so einfiel. Er guckte mich dann immer mit großen Augen an. Einmal weinte er aus heiterem Himmel – das war schlimm für mich, da ich nicht wusste damit umzugehen in dieser Situation. Fragen wie „hab ich etwas Falsches gesagt“ ,“ hab ich ihm weh getan“ oder “ bin ich generell irgendwie an seiner Traurigkeit Schuld“ kamen auf.
Ich meine, was macht man in dieser Situation, wenn der Betroffene sich nicht artikulieren kann und man nicht weiß was los ist?! Ich hab dann einfach nur neben ihm gestanden oder gesessen und seinen Arm gestreichelt. Das ist mir in der zweiten Woche nun öfter passiert. Das tut mir dann immer sehr leid. Vielleicht erinnere ich ihn ja auch an jemanden und deswegen weint er so oft in meiner Gegenwart.
ABER! Ich habe es nicht nur geschafft, ihn zum Weinen zu bringen, sondern „um mal wieder was Positives zu erzählen“ konnte ich ihn dazu bringen mir mit „Ja“ zu antworten. Gott, habe ich Augen gemacht als ich das zum ersten Mal hörte. Euphorisch sagte ich zum ihm „Na das ist ja schön, dass Sie mir antworten können“ – dann fing er wieder an zu weinen.
Was leider „VIEL“ zu kurz kommt, ist die Betreuung. Seit dem ich gesagt habe, dass ich auch Pflegearbeiten mache, bin ich nur am Rennen und Helfen. „Kannst du hier mal kommen“ und „kannst du da mal helfen“? – ja natürlich kann ich. In der zweiten Woche habe ich mir eigentlich vorgenommen, mich mehr mit den Bewohnern zu beschäftigen, wozu ich aber wenig gekommen bin. Schade!!!
Am Mittwoch hatten wir „Seminartag“ in der Schule. Wir haben es uns gemütlich gemacht und die Tische so gestellt, dass wir uns gut sehen konnten und dann gab es erst einmal ein schönes Frühstück. In der wonnigen Runde plauderten wir dann über unser Praktikum, wo wir es machen, wie es uns gefällt und ob es schon Probleme gab. In kurzen Rollenspielen stellten wir dann Konflikte vor, die sich mehr oder weniger zugetragen haben – danach redeten wir darüber und suchten gemeinsam nach Lösungen. Ja ansonsten ist in dieser Woche nichts weiter zu Erwähnendes passiert. Ich bin gespannt, was ich über die nächste berichten kann, und ob mein Vorhaben – die Bewohner mehr zu beschäftigen, klappt. Bis dahin sage ich „Danke fürs Lesen“ und alles Gute. Bis bald! Liebe Grüße, Candy