Ich brauch Action, und die hast du auf der Intensivstation

Sind soziale Berufe was für Jungs? Beim Boys‘ Day am 26. April 2012 werden das zehntausende Schüler in ganz Deutschland ausprobieren. Krankenpfleger Martin (32) hat die Antwort für sich schon gefunden: Na klar!

Wie so viele Jungs ist Martin über den Zivildienst (heute: Bundesfreiwilligendienst) zu den sozialen Berufen gekommen. Den hat er eigentlich nur im Krankenhaus gemacht, weil seine Mutter ihm dazu geraten hatte. Aber dann hat Martin gemerkt, dass ihm die Krankenpflege tatsächlich liegt! „Mir hat gefallen, dass ich mich körperlich anstrengen konnte, fast schon wie in einem Handwerksberuf“, erzählt der 32jährige, „Und mich hat der menschliche Organismus interessiert. Dabei ist die Krankenpflege nicht ganz so strange wie ein Medizinstudium.“ Und so ist Martin gleich in seinem Zivi-Krankenhaus geblieben und hat dort die Ausbildung gemacht.

Soziale Berufe sind Frauenberufe? Quatsch! Der Boys‘ Day ist dazu da, um mit diesem Vorurteil aufzuräumen. Bei Martin hat es sowieso nie eine Rolle gespielt. „Ob du ein guter Pfleger bist, hat nur damit zu tun, ob du Ruhe ausstrahlst und Einfühlungsvermögen zeigst“, findet er. Anfangs war er der Hahn im Korb: Von 20 Schülern in der Klasse waren nur 4 Jungs. „Aber ich komme beruflich eh besser mit Frauen klar“, grinst Martin, „die zicken vielleicht untereinander, aber nicht mit mir!“

Nach der Ausbildung hat der Krankenpfleger drei Jahre auf der internistisch-kardiologischen Intensivpflegestation gearbeitet. „Ich brauchte nach dem Examen erst mal  Action, und die hast du auf der Intensivstation. Eine Wiederbelebung pro Tag hatten wir da in heftigen Zeiten schon!“ Aber Martin hat auch viel Schlimmes gesehen. „Es ist schwer, nach dem Dienst den Cut zu machen und das alles nicht mit nach Hause zu nehmen. Der eine oder andere Fall bleibt einem immer in Erinnerung – man muss sich abgrenzen können.“ Da war zum Beispiel der 17jährige Niederländer, der auf einem Schiff angeheuert und einen Stromschlag bekommen hatte. Wochenlang lag er auf Martins Station. „Es hat mir richtig weh getan zu sehen wie schlecht es ihm ging. Manchmal wüsste ich gerne, was aus ihm geworden ist.“

Während der Ausbildung hat sich Martin jeden Abend mit ein paar Kollegen im Wohnheim getroffen und über die Erlebnisse des Tages geredet. „Meine Freunde sagen immer nur: ‚Krass, das könnte ich nicht!‘ und dann kommt die Blockade: ‚Bitte keine Details!‘ Mit den Kollegen kann man wirklich über alles sprechen.“ Trotzdem brauchte der Halbgrieche mit dem kahlrasierten Schädel nach 3 Jahren Intensiv-Action-Alltag eine Auszeit. Fünfeinhalb Jahre hat er im Hotelnachtdienst und im Innendienst einer Postfirma gearbeitet, bei Umzügen mitgearbeitet und gekellnert. Dann hat er doch den Weg zurück in die sozialen Berufe gefunden. „Mit dieser Entscheidung bin ich jetzt wirklich glücklich!“, bekräftigt Martin.

Er arbeitet jetzt in einem Wohnheim der Diakonie Düsseldorf. Dort leben 24 Bewohner zwischen Mitte 20 und Mitte 60, die gleichzeitig an einer Sucht und an einer psychischen Erkrankung leiden. Sie sind zum Beispiel alkoholkrank und depressiv oder medikamentenabhängig und schizophren, aber alle körperlich fit. Schon während seiner Krankenpflegeausbildung hatte Martin etwa sechs Monate Praxiseinsatz in der Psychiatrie verbracht.  „Hier geht es nicht nur um das Medizinische, sondern wir begleiten unsere Patienten auch. Wir zeigen ihnen den Weg zurück in ein eigenständiges Leben: per Schuldnerberatung, Ergotherapie, das volle Programm!“

Martin macht nur Nachtschichten, denn die Wechselschichten im Krankenhaus waren ihm auf Dauer zu anstrengend. Fünf oder sechs Arbeitstage hintereinander, dann hat er zehn oder elf Tage frei und Zeit für seine Freundin und seine Freunde. „Mein Dienst ist 11,5 Stunden lang. Wir Nachteulen sind dann alleine als Bezugsperson für die Bewohner vor Ort. Darum habe ich mehr Entscheidungsfreiheit als meine Kollegen vom Tagdienst.“ Regelmäßig dreht Martin nachts seine Runden durch das Wohnheim, damit sich auch keiner der Patienten heimlich ein Bier genehmigt.

Eigentlich kann das jetzt erstmal so weitergehen. Irgendwann später möchte er vielleicht noch ein Fernstudium Gesundheitsmanagement machen, aber im Moment hat er noch keine Lust auf die Lernerei. Für diejenigen unter euch, die sich für einen sozialen Berufe interessieren, hat der 32jährige den Tipp: „Macht einen Freiwilligendienst oder 2 Wochen Praktikum in den Sommerferien, dann seht ihr, ob der Beruf was für euch ist! Ich habe auch anfangs gedacht, ich könnte das nicht, aber dann war ich ganz fix in der Materie drin.“  Also Jungs, was ist? Die sozialen Berufe warten auf euch. Der Boys‘ Day ist nur der Anfang!

Jetzt weiß ich, was ich werden will!

„Oh Gott, Franzi – bald steht unser 8-wöchiges Praktikum an. Wenn ich daran denke, wird mir ja schon ein bisschen mulmig. Du weißt ja, ich hab noch nie mit behinderten Menschen gearbeitet: Sagt man eigentlich behinderte Menschen oder Menschen mit Behinderung oder gar Beeinträchtigung? Oh Gott Franzi. Ich weiß gar nicht, wie ich mich verhalten soll. Was ist, wenn ich nicht verstehe, was sie sagen, dann steh ich bestimmt total ratlos und unbeholfen da! Und wenn die gar nicht mehr reden können, was soll ich dann machen? Ich sitz bestimmt nur da und grins doof. Ach Franzi, ich bin total unsicher. Die Betreuer da denken bestimmt: Was will die hier, die ist überhaupt nicht dafür geeignet! Vielleicht bin ich das auch nicht. Was ist, wenn ich überhaupt nicht damit klar komme, dass die Kinder dort behindert sind. Mitleid soll man ja nicht haben. Oh je, und das Praktikum geht 8 Wochen – ganz schön lange, wenn man sich nicht wohlfühlt. Ich hoffe, die Betreuer sind nett und verständnisvoll…“

Heute ist mein letzter Tag in meinem sozial-pflegerischen Praktikum, welches ich innerhalb meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift absolviere. So habe noch einmal zurück geschaut, wie ich vor 8 Wochen über ein Praktikum in der Behindertenhilfe gedacht habe. Ich war ganz ganz doll unsicher, ob das überhaupt etwas für mich ist, und die ersten Tage waren schon etwas komisch, da habe ich mir gedacht: „Hättest du dein Praktikum mal doch in der Altenpflege gemacht!“ Aber dann habe ich das „Fremde“ an mich rangelassen. Bin über meinen Schatten gesprungen habe mich den Kindern immer mehr genähert. Zu meinem Erstaunen fiel mir das auch gar nicht so schwer. Ich fand immer mehr Freude, Sinn und Wichtigkeit an der Arbeit. Später lockerte auch noch das Verhältnis zu den Betreuern auf und nun am letzten Tag bin ich traurig, dass ich schon wieder gehen muss. Es war eine sehr tolle, lustige und vor allem lehrreiche Zeit. Keine Klasse hätte besser sein können als die, in der ich meinen Platz fand.

Zum Dank für die Zeit haben wir für die Schule, in der ich das Praktikum absolvierte, den Wochenendkreis vorbereitet und das vorgetragene Thema war natürlich Frühling und Ostern. Wir waren alle super aufgeregt, vor allem ich, da ich noch Text zum Sprechen hatte. Wir sangen Lieder wie „Der Winter ist vergangen“ und „Immer wieder kommt ein neuer Frühling“, dazu verteilten wir Tulpen an die Betreuer unserer Klasse. Osterhasen durften natürlich nicht fehlen. Die kamen zum Schluss und verteilten Schokoeier.

Vor dem Wochenendkreis wurde ich aber aber erst einmal vor die Tür geschickt und nach 15min wieder reingelassen. Meine lieben Kollegen haben einen netten Tisch für mich hergerichetet mit süßen Aufmerksamkeiten wie ein Keramikschwein gefüllt mit einem Kaktus (weil ich die mag) und eine Kerze aus einer Behindertenwerkstatt (weil ich die mir nie kaufen würde, zu teuer und zu schön um sie abzubrennen). Vorher gab es aber noch ein Ständchen (ein Lied, das ich nie singen mochte, da ich die Melodie nicht hinbekommen habe). Das war so unendlich süß, dass ich ruhig ich mich hineinatmen musste um nicht los zu schlurzen.

Natürlich gab es auch von mir Geschenke. Meine lieben Kollegen bekamen jeder ein selbstgemachtes Shirt von mir und die Kinder einen Schokohasen. Meine Anleiterin war leider krank und somit nicht dabei, aber ich hab an sie gedacht und auch sie bekam ein Shirt. Am Ende des Tages wurde zum Abschied jeder noch einmal umarmt und mit besten Wünschen in die Osterferien geschickt.

Fazit: Ich hätte nicht gedacht, dass das Praktikum noch einmal so eine Wende macht. Zuerst schien es ja sehr schwierig. Aber die letzten 5 Wochen waren einfach klasse. Ich bin jeden Tag gern zur Arbeit gegangen und mit guter Laune wiedergekommen. Ich habe jetzt gar keine Angst mehr, mit den behinderten Menschen zu sprechen, weil ich gelernt habe, dass man sie mit etwas Geduld verstehen kann – und wenn nicht, ist es auch nicht so schlimm. Und auch die Unsicherheit, mit behinderten Menschen zu arbeiten, ist weg. Sogar so, dass ich später mit ihnen arbeiten möchte! Mein Ziel ist es Heilpädagogin zu werden. Das ist nach dem Erzieher oder Heilerziehungspfleger nochmal eine Zusatzausbildung, so kann man dann z.B. auch in Integrationskitas arbeiten.

Bedanken möchte ich mich auch bei meiner Anleiterin, sie hat wirklich gute Arbeit geleistet und mir viele Einblicke gewährt, wenn ich Fragen oder sonst irgendwelche Probleme hatte, konnte ich zu ihr kommen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Mich hat dieses Praktikum auf jeden Fall weitergebracht und ich habe nicht nur viel Fachliches gelernt, sondern auch etwas über mich selber. Danke! Ich wünsche meinen Lesern super tolle Ostern und Urlaubstage. Bis bald, liebe Grüße, Candy

Unser Highlight am Tag der offenen Tür: die begehbare Gebärmutter

Hallo liebe Community, trotz eigentlich freiem Wochenende waren vier meiner Kurskollegen und meine Wenigkeit am Sonntag bereits um 9 Uhr morgens voller Tatendrang im Bethesda Krankenhaus Bergedorf. Jetzt fragt ihr euch natürlich: Wieso das denn? Übermotiviert? Zu große Liebe zum Krankenhaus? Nun ja, das letztere spielt wohl irgendwie mit hinein 😉

Ich will euch aufklären: am Sonntag gab es den „Tag der offenen Tür“ im schönen Bethesda. Ab 10 Uhr gab es zahlreiche Angebote wie z.B. Flohmarkt, Infostände zur Frauenklinik oder der Psychiatrie und nicht zu vergessen unser Highlight: die begehbare Gebärmutter. Klingt zunächst merkwürdig, doch ich habe mich selbst vom Gegenteil überzeugt: Es ist wirklich sehr spannend, sich dieses Organ einmal von Innen anzuschauen! Nebenher konnte man noch etwas über verschiedene Karzinome (Krebstumore) lernen. Eine unserer Gynkäkologen stand den Interessierten dort Rede und Antwort. Für das leibliche Wohl sorgten die Mitarbeiter, da zuvor auf allen Stationen zum Kuchen backen für das „Internationale Kuchenbüffet“ aufgerufen wurde.

Nun aber zu unserem Part. Wir hatten die Ehre, die Pflege zu vertreten, und bekamen einen ganzen Raum (der leider etwas versteckt war, was es schwierig machte, die Aufmerksamkeit der Besucher zu gewinnen), in dem wir uns entfalten durften. Einer meiner Kollegen nahm die Organisation in die Hand und so wurden einige Tage zuvor fleißig E-Mails hin- und hergeschickt, wie unser Programm denn nun aussehen sollte. Am Ende kam ein ganz vorzeigefähiges Ergebnis dabei heraus:

Es gab zum einen die „Vitalzeichen-Ecke“ (dort war ich zuständig), wo sich Besucher den Blutdruck, Puls, Temperatur, sowie den Blutzucker messen lassen konnten. Zum anderen boten wir Wickelungen verschiedener Verbände an Arm und Bein an, sowie eine atemstimulierende Rückeneinreibung. Unser Highlight war ein Schwarzlichtkasten, in dem man testen konnte, wie gut man sich die Hände desinfiziert hatte:

Dafür gab es ein spezielles Mittel, das unter Schwarzlicht sichtbar wurde und somit auch die Stellen an der Hand, die nichts von dem Mittel abbekommen hatten. Wenn Interesse bestand, hatten wir auch noch eine kleine Powerpoint-Präsentation über die Ausbildung Gesundheits- und Krankenpflege, sowie einige Flyer über unsere Schule, die Ausbildung und den Evangelischen Diakonieverein.

So bereiteten wir also bereits am frühen Morgen unseren Raum vor und warteten ab 10 Uhr voller Erwartung auf die ersten Gäste. Wie gesagt, aufgrund unserer Lage gab es nicht allzu großen Andrang, doch hatten wir doch hier und da mal einen Mutigen, der sich den Blutzucker messen ließ oder einen Flyer mitnahm. Sogar unsere Oberin und die Pflegedienstleitung schauten vorbei. Alles in allem waren wir zufrieden mit unserem kleinen Beitrag zum „Tag der offenen Tür“ und schauen nun froh unserem Urlaub entgegen, der nächste Woche ansteht 🙂 Liebe Grüße, Svenja

 

Klausur und Klassenfahrt

Hi zusammen, so, bin mal wieder da. 8 Wochen mobile Pflege sind vorbei und der neue Unterrichtsblock in der Krankenpflegeschule der Diakonie in Südwestfalen hat begonnen. Diese Woche steht die erste Klausur an (Übung zum Examen): 3 Stunden! Dann folgt noch ein Anatomietest und zwei kleiner Klausuren. Mal schauen wie es wird. Haben auch diesen Block mal wieder neue Fächer bekommen: Macht und Hierarchie, Gewalt, Arm und Reich und noch einige Fächer, die wir schon in anderen Blöcken hatten, werden weiter geführt.

Noch 4 Wochen dann geht’s nach Berlin. Die ganze Klasse freut sich schon riesig und alle hoffen auf viel Spaß und eine lehrreiche Studienfahrt. Bald werde ich mal wieder berichten, was es neues gibt, aber für heute war es das erst mal. Bis dann,  Tom