Ist die neue generalistische Pflegeausbildung oberflächlich? Oder zu anspruchsvoll? Fünf Antworten auf häufige Fragen gibt die Schulleiterin der Pflegerischen Schulen der Diakonissen Speyer-Mannheim Tanja Schaller. Weiterlesen
Eine typische 12-Stunden-Schicht im Uniklinikum Wien: Krankenpflegerin Svenja erzählt
Hallo liebe Community! Im letzten Eintrag habe ich bereits ein wenig über mein Krankenpflege-Praktikum in Wien berichtet und nun folgt die Fortsetzung. Die Tatsache, dass die Krankenschwestern in Österreich im Zweischicht-System arbeiten, sprich: es 12-Stunden-Dienste gibt, hatte ich ja schon erwähnt. Um einen besseren Überblick zu geben, wie man einen solchen Tag denn nun füllt, hier eine kurze Darstellung eines „typischen“ Tages im AKH Wien auf der Gefäßchirurgie:
6:30 – Langsam trudelt der Tagdienst auf Station ein. Es herrscht ein reges Treiben: Kaffee wird gekocht und jeder bereitet sein selbst mitgebrachtes Frühstück vor. Da es keine Frühstückspause gibt, ist es wichtig, vor Dienstbeginn etwas im Magen zu haben.
6:45 – Die Dienstübergabe vom Nachtdienst an den Tagdienst beginnt. Mit dabei ist meistens die Stationsleitung (auf meiner Station ein „Er“) und seine Vertretung.
7:30 – Die Übergabe ist nun spätestens zu Ende. Die Stationsleitung teilt die Schwestern in Bereiche auf („kurze“ und „lange“ Stationsseite). Ich gehe bereits los und verteile die Anti-Thrombose Spritzen bzw. hänge die durchgelaufenen Antibiose-Infusionen ab.
8:30 – Jeweils zwei Schwestern sind für einen „Bereich“ zuständig. Ich bin natürlich dort eingeteilt, wo auch meine Praxisanleiterin ist. Wir gehen nun also im Team los, um Betten zu machen oder den Patienten bei der Körperpflege zu helfen. Das Frühstück erhalten die Patienten gegen 7:30 von einer Servicekraft, die für die Küche zuständig ist.
Gegen 9:00 startet dann parallel die Ärzte-Visite, die von der Stationsleitung begleitet wird. Hierbei findet ein reger Austausch zwischen Pflege und Ärzten statt, wodurch die Pflege gerade in Sachen Entlassung ein deutliches Mitspracherecht hat.
Zwischen 9:30 und 10:00 machen die Schwestern eine kleine Kaffeepause.
10:00 – die Stationsleitung übergibt die Visite an die jeweiligen Bereichsschwestern. Diese arbeiten draufhin die Kurven aus, dokumentieren die durchgefühten Pflegemaßnahmen bzw. bereiten die 14 Uhr, 18 Uhr und 22 Uhr Infusionen vor.
Ca. 11:30 – die Schwestern machen Mittagspause. Ich als Schülerin bediene in dieser Zeit die Klingeln oder fülle den Verbandswagen mit Materialien auf.
12:00 – Zeit für meine Pause J
12:30 – Die Schwestern kümmern sich um die Wundversorgung, wobei ich als Schüler assistieren darf oder gar selbst Hand anlege.
14:00 – Die 14 Uhr Infusionen werden vorbereitet, sodass diese vom Arzt angehängt werden können (auf manchen Stationen machen dies wohl auch die Schwestern). Danach gehe ich mit dem Blutdruckmessgerät über die Station und messe die Vitalzeichen der Patienten bzw. frage nach Stuhlgang.
15:00 – Dokumentation der erhobenen Vitalwerte. Gleichzeitig startet die Nachmittags-Visite, die mit einem Arzt und einer Bereichsschwester im Dienstzimmer direkt an den Fieberkurven durchgeführt wird.
15:30 – Ich schaue nochmal die Verbandswägen durch, da die Wundversorgung für diesen Tag meist abgeschlossen ist.
16:00-17:00 – Langsam kehrt Ruhe auf die Station ein und man hat Zeit, sich etwas hinzusetzen, Kaffee zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Nun fallen hauptsächlich Klingel-Gänge an.
17:30 – Vorbereiten der Infusionen.
17:45 – Die Abendrunde beginnt, wobei erneut Antibiose-Spritzen verteilt werden, eventuell Blutdruck nachgemessen wird und individuelle Bedürfnisse der Patienten erledigt werden. Danach erfolgt eine weitere Dokumentation, falls es Auffälligkeiten gab. Das Abendessen wird von der Servicekraft verteilt, doch Patienten die beim Essen Hilfe brauchen werden von den Schwestern hierbei unterstüzt.
18:30 – Der Nachtdienst trudelt ein.
18:45 – Beginn der Übergabe vom Tag- an den Nachtdienst beginnt.
19:15 – Dienstende
Weitere Berichte folgen…. Wien hatte natürlich noch sehr viel mehr zu bieten 😉 LG, Svenja
Wie ruf‘ ich die Feuerwehr? Das lernen schon Kitakinder
„Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.“ (Benjamin Britten) Es fängt sehr früh an und hört eigentlich nie auf – lernen. Schon in jungen Jahren fangen wir automatisch an uns sehr viel anzueignen, was sich dann nach und nach steigert.
Krabbeln, gehen, dann schon bald laufen. Brabbeln, sprechen, dann immer nett „bitte“ und „danke“ sagen. Malen, schneiden, basteln, dann irgendwann schreiben. Minus, Plus, Geteilt rechnen, dann, deutlich später, Koordinatensysteme und Matrizen. Kindergarten, Schule, Ausbildung und dann schon das feste Berufsleben. Wir lernen dauerhaft, entwickeln und immer weiter und das ist auch wichtig und richtig so. Selbst im hohen Lebensalter hören wir nicht auf zu lernen. Sei es aus bereits gesammelten Lebenserfahrung, neuen Situation und begangenen Fehlern oder vom Nachwuchs. Ohne geht es nicht, denn Stillstand lässt uns zurücktreiben.
Hallo ihr Lieben, seit letzter Woche findet bei uns das Feuerwehrprojekt statt, welches mir wirklich bewusst gemacht wie viel die Kindergartenkinder doch gefördert und gefordert werden und was für eine Auffassungsgabe sie haben.
Angefangen hat es mit unserem Feuerwehrlied, das zwei Erzieherinnen bei uns, zur Melodie von “Wer hat die Kokosnuss geklaut“, selbst gedichtet haben. Die Melodie ist den Kids zwar bekannt, doch der Text natürlich nicht. Es hat mich erstaunt wie schnell sie sich dennoch den Text und die Bewegungen dazu eingeprägt haben. Ich hatte mehr Schwierigkeiten auswendig mitzusingen, als die meisten der Kinder. Das ging mir schon bei unserem Frühlingslied so! 🙂
Weiter ging es mit simulierten Anrufen bei der Feuerwehr. Zuvor hatten die Kinder gelernt was bei einem Brand wichtig ist. Türen schließen, zur Straße laufen, die Feuerwehr rufen und auf sich aufmerksam machen. Außerdem erfuhren sie, was sie zur Feuerwehr sagen müssen. Den Namen, die Adresse, wo es brennt, Anzahl der Verletzten und die Art der Verletzung, dann warten was die Feuerwehr noch zu sagen hat. Nachdem es die Erzieher ein paar Mal vorgemacht haben, wagten es auch die ersten Kinder „bei der Feuerwehr anzurufen“. Sie machten das wirklich unglaublich gut. Der ein oder andere war zwar zuerst etwas schüchtern, aber dennoch nannten sie alles Wichtige und hätten den Brand sozusagen ordnungsgemäß gemeldet.
Als am Ende der ersten Projektwoche zwei Mitarbeiter der Feuerwehr zu Besuch zu uns in die KiTa „Elfriede Westphal“ kamen, zeigten die Kinder stolz was sie schon alles gelernt haben. Sie unterschieden zwischen „gutem und schlechtem Feuer“ und nannten alle wichtigen Schritte, die man bei einem Brand nachgehen muss. Es wurden wieder Telefonate simuliert, die deutlich selbstsicherer wurden. Diesmal sogar mit richtigem Feuerwehrmann! 🙂
Mittlerweile kennen die Kinder Begriffe wie Strahlrohr, Wasserpatsche und Megaphon, merken sich ihre Funktionen und ziehen im Gespräch darüber eigene logische Schlüsse. Ich bin immer wieder überrascht wie aufnahmefähig und lernwillig die Kinder in dem Alter doch schon sind und hoffe, dass sie es sich alle ein Leben lang beibehalten. Liebste Grüße, Michelle! :-)
Jetzt mal ehrlich: Was macht in deinem Leben Sinn?
Warum hast du dir einen Sozial- oder Pflegeberuf ausgesucht? Egal, wem wir diese Frage stellen, jungen Azubis oder langjährigen Mitarbeitern, ganz oft bekommen wir die Antwort: Weil ich mit meinem Leben was Sinnvolles anstellen will. Passend dazu hat die Diakonie Bayern jetzt das Jahresthema „Diakonie macht Sinn“ gestartet. Weiterlesen
Wie war’s in Wien? Krankenpflegerin Svenja berichtet vom Auslandspraktikum
“Grüß Gott”, liebe Community! Anders als versprochen folgt mein Blog-Eintrag nun doch erst NACH meinem Abenteuer (Auslandspraktikum im Uniklinikum Wien), da ich es sehr angenehm empfunden habe, 6 Wochen lang einmal vollständig OHNE Internet vor mich hinzuleben 😉 Daher muss ich nun mit meiner Erzählung sechs Wochen zurückgehen, als ich, mit meinem bis zum Platzen vollgepackten Trekking-Rucksack, in aller Frühe zum Hamburger Flughafen gefahren bin. Ich war nervös ohne Ende, doch die Vorfreude war größer. Endlich hat die ganze Organisation ein Ende, jetzt geht es einfach nur noch los. Wien ich komme 😀
Das erste Wochenende musste ich noch in einem Hostel überbrücke, da ich erst am Montag mein Appartment im Personalwohnheim des AKH Wien beziehen konnte. Daher nächtigte ich also in einem 12-Betten-Mädchen-Schlafsaal des Hostels „Ruthensteiner“ im Herzen Wiens, was ich wirklich empfehlen kann, da es für einen super Preis sauber und gemütlich ist. Sehr spannend waren die Begegnungen mit einer Londonerin, einer Australierin, zwei Französinnen und einer Chinesin, die mit mir das Zimmer teilten. Gelobet sei die englische Sprache, die möglich machte, dass wir uns über unsere Heimatländer bzw. bereits bereiste Städte unterhalten konnten. Es entstanden wirklich super interessante Gespräche, die meinen ersten Abend in Wien sehr angenehm machten.
Die Tage nutzte ich natürlich, um durch die Stadt zu wandern, wobei die Kälte irgendwann bis auf die Knochen vorgedrungen war, weshalb ich wieder ins warme Hostel zurückkehrte. Gleichzeitig kundschaftete ich noch aus, wo sich das AKH befindet, sodass ich am Montag bereits ungefähr wusste in welche Richtung ich fahren musste. Natürlich habe ich mich am ersten Tag TROTZDEM erstmal gnadenlos verlaufen, allerdings im Krankenhaus selbst. Es ist wirklich eine kleine Stadt für sich, doch was soll man auch anderes erwarten vom immerhin zweitgrößten Krankenhaus Europas? (Das größte ist übrigens nach meiner Recherche die Charité in Berlin).
Alleine in der Eingangshalle gab es einen Supermarkt, eine Post, eine Bank, einen Blumenladen, ein Kiosk, eine Bäckerei, ein Fast-Food Imbiss (!) und…. ungelogen…. einen Starbucks! Das war für mich, die in einem kleinen Krankenhaus wie dem Bethesda Krankenhaus Bergedorf ausgebildet wird, natürlich ein Grund mit großen Augen und gezückter Kamera umherzulaufen (war sicherlich ein eher lustiger Anblick :D).
So kam ich also mit ungefähr 10 Minuten Verspätung im Büro der Oberschwester für die Gefäßchirurgie an, wo mich erstmal noch ein wenig Bürokratie (ohne geht es wohl einfach nicht) erwartete. Als dann endlich alles erledigt war, ging es auf die Station. Meine Praxisanleiterin begrüßte mich dort direkt und nachdem ich dann auch mit Arbeitsklamotten versorgt war, begann der Rundgang über die Station 20B „Gefäßchirurgie“. Alleine, dass ich auf einer so spezialisierten Station arbeiten konnte, da es im Bethesda lediglich „Chirurgie“ und „Innere“ gibt, war bereits ein Erlebnis für mich. Ich hatte dort also nur mit Patienten zu tun, deren Venen oder Arterien nicht mehr zuverlässig das Blut durch den Körper transportieren und die deswegen an offenen Wunden und starke Schmerzen litten.
Das erste „ausländische“ Wort, das ich lernen musste, war „Tackerl“. Meine Praxisanleiterin musste grinsen, als ich ihr erzählte, dass die „Tackerl“ in Deutschland „Moltex“ oder abgekürzt einfach „Molli“ heißen. Nun ja, die nächsten sechs Wochen waren die grünen Allzweckunterlagen also auch für mich ein „Tackerl“.
Die nächste Überraschung wartete dann auf mich, als wir uns hinsetzten, um meinen Dienstplan zu schreiben (alleine die Tatsache, dass ich mitbestimmen konnte, wie mein Dienstplan aussieht, fand ich schon toll, da im Bethesda die Stationsleitung den Plan schreibt und man diesen als Schüler per Telefon erfragt, bevor man auf die neue Station kommt)… die Schwestern in Österreich arbeiten in 12-Stunden-Schichten! Mir wurde freigstellt, ob ich dies auch tun möchte, oder ob ich lieber bei meinen gewohnten, deutschen 8 Stunden bleibe. Da ich aber einen Auslandseinsatz mache, um die Gepflogenheiten in der Ferne kennenzulernen ließ ich mich natürlich auf das 12-Stunden-Abenteuer ein…. mittlerweile, nach 6 Wochen ausprobieren, finde ich dieses System sogar besser, als das Deutsche. In Österreich gibt es dadurch eben nur den „Tag-“ bzw. den „Nachtdienst“ und nicht wie bei uns „Früh-„, „Spät-„ und „Nachtdienst“ (und dazu noch etliche Zwischendienste, um die Übergänge von „Spät“ zu „Früh“ arbeiterfreundlich zu gewährleisten). Man hat seinen Wochensoll an Stunden mit drei Arbeitstagen abgedeckt, wodurch man vier Tage in der Woche frei hat, die man effektiv nutzen kann. Ich hatte wirklich das Gefühl ständig frei zu haben und total wenig zu arbeiten, obwohl meine Gesamtstundenanzahl genauso viel war, wie in sechs Wochen Einsätzen im deutschen Krankenhaus.
Ansonsten gab es nicht besonders viele Unterschiede, was das Aufgabenspektrum der Krankenschwestern betrifft. Die Stationsleitung („sie“ war männlich 😉 ) stand allerdings in sehr engem Kontakt mit den Ärzten und ein großes Mitspracherecht bezüglich OP-Planung, Entlassungsmanagement oder Verlegungen. Dies liegt daran, dass in Österreich die Pflege ein eigenständiges Berufsfeld ist, was 1997 im neuen Krankenpflegegesetz verankert wurde, wohingegen wir in Deutschland leider immernoch ein „Heil-/Helferberuf“ sind. Nun erstmal genug aus Wien, weitere Berichte folgen 😉 Grüße, Svenja