FSJlerin Michelle erzählt: Mein Alltag in der i-Kita

„Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.“ (Pearl S. Buck) Genau das lerne ich durch mein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) Tag für Tag aufs Neue. Im Prinzip gibt es einen festen Kindergartenalltag, der aus Frühstück, dem Kreis, Mittagessen, Zähneputzen und Spielen besteht. Man könnte meinen, dass diese Art Routine auf die Dauer an Zauber verliert, doch jeder Tag ist etwas Besonderes und man muss das Wunderbare daran nur zu erkennen wissen.

Hallo ihr Lieben, mittlerweile befinde ich mich schon in der 10. Woche meines FSJs und bin zu einem Teil des alltäglichen Geschehens der Kindertagesstätte Elfriede Westphal  geworden. Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen und trotzdem fühle ich mich, als würde ich schon seit Monaten  von Montag bis Freitag in die Einrichtung der GiB nach Misburg fahren.

Prinzipiell laufen die Tage in der KiTa immer gleich ab. Um 8 Uhr fange ich an zu arbeiten und passe mit dem weiteren FSJler und der Praktikantin auf die Kinder auf, während die Fachkräfte in der Frühbesprechung sind.  Die Eltern bringen ihre Kinder bis 9 Uhr zu uns und bis 10 Uhr  ist offenes Frühstück. Morgens halten sich alle in einer Gruppe auf, sobald die Frühbesprechung beendet ist, ertönen Triangel (für die Igel) bzw. Glocke (für die Katzen) und wir teilen uns in die entsprechenden Gruppen auf.  Bis zum Ende der Frühstückszeit wird in den Gruppen, dem Bewegungsraum oder dem Flur gespielt, dann geht es in der Regel raus auf das Außengelände. Dort wird dann bis zum Beginn des Kreises getobt, geschriehen und sich ausgelassen. Nach dem Kreis, also kurz vor dem Essen, müssen alle auf Toilette gehen und sich die Hände waschen. Sind die Tische dann gedeckt, fassen wir uns alle an, sprechen gemeinsam einen Tischspruch und dann wird der Hunger gestillt. Nach dem Mittagessen wird in Etappen Zähne geputzt. Die „Katzen“ essen eine halbe Stunde früher als wir „Igel“, da es im Waschraum sonst ein großes Durcheinander geben würde.

So putzen dreimal fünf Kinder zusammen die Zähne und können danach gleich wieder raus und weiterspielen.  Solange bis sie schließlich nach und nach abgeholt werden und sich der Tag dem Ende zuneigt. Zwischendurch finden immer mal wieder Projekte und Angebote in der Kreativwerkstatt oder einer der Gruppen statt, solche wie mein Steckbrief oder die Löwen, von denen ich bereits berichtet habe. Außerdem kommen für mich als FSJlerin natürlich noch die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, wie Tische abwischen, die Geschirrspülmaschine einräumen, abwaschen und aufräumen dazu. Die haben ich und mein Kollege uns genau aufgeteilt, in Vormittags- und Nachmittagsaufgaben, sodass wir jeder auch genügend Zeit mit den Kindern draußen verbringen können und auch mal Zeit für Vorbereitungen haben.

Neben den regelmäßigen Abweichungen, wie zum Beispiel der Wäsche am Montag, dem Einkaufen am Dienstag und dem gemeinsamen Frühstück am Mittwoch, gibt es immer wieder neue Highlights und witzige Situationen, die mich täglich begeistern. Bei meinem Reflexionsgespräch hat mich meine Anleiterin gefragt, was mich morgens motiviert aufzustehen und es ist genau das! Man weiß nicht was passiert, wie das ein oder andere Kind drauf ist und welche neuen Rollenspiele im Laufe des Tages entstehen. Trotz des Alltages, ist immer Abwechslung in meinem Arbeitstag vorhanden und das ist das Wunderbare!

Donnerstag haben wir beispielsweise die Mittagsessen zusammengelegt. Die Praktikantin und ich haben alle Tische und Stühle aus den Gruppen im Flur angeordnet während  draußen der große gemeinsame Kreis begann, der auch etwas ganz Besonderes war. Die Kinder stellten mit Buchstaben und Tüchern in herbstlichen Farben einen riesigen Herbstbaum nach und hatten dabei eine Menge Spaß. Das gemeinsame Essen danach war zwar unglaublich laut, aufgedreht und chaotisch, aber auch wirklich spannend und eine tolle Erfahrung… Danach ging es gleich wieder raus!

Ich genieße die Zeit draußen wirklich, da sich durch den größeren Platz die Lautstärke besser verteilt und die Kinder auch wirklich richtig wild sein können. Es graut mir ein wenig vor dem tiefen Winter, denn dann ist es kaum noch möglich, so viel an die frische Luft zu gehen, wie wir es momentan tun. Draußen entstehen wirklich viele Situationen, die mich begeistern oder zum Nachdenken anregen. Beispielsweise kommen meine „Babies“ noch jetzt, nach einer ganzen Woche, an um dieses Rollenspiel weiterzuführen. Dabei zeigte sich, dass sie wohl über ein besseres Gedächtnis verfügen als ich. Sie wussten noch alle zuvor verteilten Namen, die ich nicht mal mehr alle zusammenbekommen hätte! 🙂

Besonders toll fand ich es, mitzuerleben wie zwei unserer jüngsten Mädchen innerhalb von wenigen Tagen gelernt haben Fahrrad zu fahren. Jeden Tag wurde ihr Gleichgewichtssinn besser, bis es bei beiden klappte! Das Strahlen in ihren Augen, als sie mir stolz ihr Können präsentierten, war wirklich eine unglaubliche Situation, mitten im Alltag.

Liebste Grüße, Michelle 🙂

Fragen aus unserer Berufsberatung: Wie kann ich mich zum Arbeitserzieher weiterbilden lassen? Wohin schicke ich meine Bewerbung? Wie kann ich mich als Pflegehelferin weiterbilden?

Sozialer Beruf oder Handwerk? Ausbildung oder Studium? Freiwilliges Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst? Fragen über Fragen – wir haben die Antworten. Mailt uns einfach an sozialeberufe@diakonie.de, stellt eure Fragen auf unserer Facebook-Fanpage oder hier im Blog per Kommentar.

Jochen: Ich interessiere mich für die Weiterbildung zum Arbeitserzieher in Teilzeitform. Meine bisherigen Ausbildungshintergründe sind Erzieher und Sozialfachwirt. Können Sie mir bitte Institutionen nennen, wo ich diese Weiterbildung in Teilzeitform ausüben kann?

Lieber Jochen, hier findest du alle Infos über die Ausbildung zum Arbeitserzieher:  Es gibt zwei diakonische Schulen in Deutschland, an denen du diesen Beruf lernen kannst, diese findest du hier. Sollten die Schulen nicht in deiner Nähe liegen, empfehlen wir dir die sehr ähnliche Ausbildung des Ergotherapeuten. Der Ergotherapeut übernimmt teils dieselben Aufgaben wie der Arbeitserzieher oder kann sich in dieselbe Richtung spezialisieren. Diakonische Ergotherapie-Schulen gibt es deutlich mehr.

Lena: Ich absolviere derzeit ein Praktikum bei der Diakonie. Gibt es noch die Möglichkeit, sich für eine Ausbildung zur Altenpflegerin zu bewerben? Und an wen könnte ich mich mit meinen Bewerbungsunterlagen wenden?

Liebe Lena, hier alle Infos zur Altenpflege-Ausbildung. Da bei den Altenpflegern großer Fachkräfte- und Nachwuchsmangel herrscht, stehen deine Chancen, auch kurzfristig noch einen Ausbildungsplatz zu finden, sehr gut. Hier findest du alle evangelischen Ausbildungseinrichtungen in Deutschland, die Altenpflege anbieten. Am besten, du suchst dir ein paar aus und rufst dort kurz an, ob eine Bewerbung noch für dieses Jahr möglich ist. Du kannst auch in unserer Ausbildungsplatzbörse vorbeischauen, ob da ein Platz für dich dabei ist. Und Bewerbungstipps haben wir auch für dich. Na dann, viel Erfolg bei der Bewerbung!

Gina: Ich interessiere mich sehr für Weiterbildungsmöglichkeiten für Gesundheits- und Pflegeassistenten. Ist es möglich, mit der Ausbildung in die Behindertenarbeit zu gehen oder auch die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger zu machen? Wenn ja, wie gestaltet sich dies berufsbegleitend? Als GPA ist man ja oft in der Altenpflege tätig und für eine berufsbegleitende Ausbildung zum HEP braucht man ja eine entsprechende Arbeitsstelle. Welche Alternativen gibt es als GPA zur Fort- und Weiterbildung? 

Hi Gina, völlig klar, dass du dich als Pflegeassistentin weiterentwickeln möchtest! Das ist in den sozialen Berufen ja auch gut möglich, aber die Möglichkeiten sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Als Pflegeassistentin kann man meist die klassischen Pflegeausbildungen dranhängen: Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder die von dir gewünschte Heilerziehungspflege. Und im Anschluss daran könntest du dann sogar noch Aufbauausbildungen wie Heilpädagogik oder einen Bachelorstudiengang machen. Am besten, du suchst dir hier  diakonische HEP-Ausbildungseinrichtungen in deiner Nähe heraus. Dort findest du auch Kontaktdaten und kannst dann direkt anrufen und fragen, ob die Ausbildung berufsbegleitend möglich ist.

Sabine: Derzeit studiere ich Sonderschullehramt in Reutlingen und hätte Interesse, über die Diakonie im Bereich Betreutes Wohnen oder in der Altenpflege einen vierwöchigen Ferienjob zu machen. Ich wollte nun fragen, ob dies möglich wäre ab Anfang/Mitte August bis Anfang/Mitte September im Kreis Esslingen.

Liebe Sabine, da hast du dir aber ein superinteressantes Studium ausgesucht, mit dem du später jungen Menschen mit besonderem Hintergrund zu einem guten Start ins Leben verhelfen kannst! Hier bei der Einrichtungssuche der Diakonie Württemberg kannst du diakonische Einrichtungen im Kreis Esslingen suchen und dich dann direkt dort nach einem Ferienjob erkundigen.

Katharina: Ich bin 24 Jahre alt und bin im Rahmen meiner Erzieherausbildung, die ich in einer Teilzeitform absolviere, auf der Suche nach einem Praktikumsplatz im Bereich Jugendarbeit/betreutes Kinder- und Jugendwohnen in Hofgeismar und näherer Umgebung. Meine Frage ist nun, ob es vom Diakonischen Werk dort Angebote bzw. Einrichtungen gibt, bei denen es die Möglichkeit für ein Praktikum in diesem Bereich gibt.

Hi Katharina, das ist toll, dass du Erzieherin wirst – das ist so eine wichtige Aufgabe für unsere Gesellschaft, den Kindern einen guten Start zu ermöglichen! Natürlich gibt’s Praktikumsplätze in diakonischen Einrichtungen! Zuständig für Hofgeismar ist der Diakonie Landesverband Kurhessen-Waldeck. Für Einrichtungen der Jugendhilfe klickst du im Menü auf „Angebote“ und dann „Jugendhilfe“. Vielleicht magst du ja mal auf www.soziale-berufe.com nach Karrieremöglichkeiten schauen? Als fertige Erzieherin könntest du z.B. einen Bachelor Erziehungsstudiengang oder die Aufbauausbildung zur Heilpädagogin dranhängen!

Sabrina: Derzeit bin ich auf der Suche nach einer berufsbegleitenden Ausbildung zur Erzieherin. Meine Frage ist nun, ob die Möglichkeit besteht über die Diakonie so eine Ausbildung machen zu können. Leider weiß ich auch nicht so recht, an wen ich mich da wenden könnte. 

Liebe Sabrina, hier alle Infos zur Erzieher-Ausbildung. Hier alle diakonischen Ausbildungseinrichtungen deutschlandweit mit Kontaktdaten, die die Erzieher-Ausbildung anbieten. Mit deinen konkreten Fragen z.B. zur berufsbegleitenden Ausbildung und deiner Bewerbung müsstest du dich bitte direkt an die Ausbildungseinrichtung deiner Wahl bzw. in deiner Nähe wenden.

Janine: Da ich meine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin beendet habe, möchte ich nachfragen ob Sie momentan freie Stellen haben in dem Bereich der geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen.

Liebe Janine, herzlichen Glückwunsch zum Ausbildungsabschluss! Stellenbörsen der Diakonie findest du hier und hier. Alternativ kannst du in unserem Navigator Einrichtungen der Heilerziehungspflege suchen und direkt dort anrufen, um nach freien Stellen zu fragen. Die diakonischen Heilerziehungspflege-Einrichtungen sind zusammengeschlossen im Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB). In der Mitgliedersuche des BeB findest du auch jede Menge Einrichtungen und Träger, die Heilerziehungspfleger einstellen.

Erzieher oder HEP? Wie geht’s weiter nach der SozAssi-Ausbildung?

Eigentlich war ich mir ziemlich sicher, was ich nach meiner Sozialassistentenausbildung im Evangelischen Johannesstift machen möchte – bis ein Tag irgendwie alles veränderte.

Im Fach „Projekt“, welches ins Lernfeld 5 „Berufskunde“ mit einfließt, besuchten wir verschiedene Einrichtungen der Behindertenhilfe. Wir waren in einer „Werkstatt“ mit verschiedenen pädagogisch/kreativen Angeboten und in diversen Wohneinrichtungen.

Die letzte Wohneinrichtung, die wir besuchten, ist  für Jugendliche und Erwachsene mit einer vorrangig kognitiven (geistigen) Beeinträchtigung. Diese wohnen dort und verbringen ihren normalen Alltag dort. Vormittags gehen sie zur Arbeit oder werden gebracht und am Nachmittag können sie sich ihre Freizeit frei gestalten, nachdem sie ihre Aufgaben erfüllt haben. Unterstützt bei allem werden sie von den Mitarbeitern, die von Altenpfleger bis Zimmermann alle Berufsgruppen vertreten. Wo wir schon am alles verändernden Punkt wären:

Nachdem uns der nette Mitarbeiter, der übrigens unter anderem Sozialpädagoge ist, empfangen, die Einrichtung vorgestellt und dort rumgeführt hat, durften wir unsere Fragen loswerden. Unsere Dozentin machte den Anfang und fragte, ob denn auch Sozialassistenten dort arbeiten könnten. Dies wurde erst einmal bejaht aber gleichzeitig darauf hingewiesen, dass diese einen anderen Status haben. Einmal werden sie anders bezahlt und dann dürfen sie einige Sachen auch nicht machen, wie zum Beispiel „Medikamente“ ausgeben. Was mich aber ja schon fast verärgert hat ist, dass Sozialassistenten mit anderen nicht-sozialen Berufen, Praktikanten und Ungelernten gleichgestellt werden im Gehalt wie auch in den Befugnissen. Man sitzt dort zwei Jahre seines Lebens, um einen staatlich anerkannten Beruf zu erlernen, und ist auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr wert als jemand, der nichts gelernt hat.

Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass ich nach den zwei Jahren in die Fachausbildung der Heilerziehungspflege gehen möchte, nur mach ich mir Gedanken, ob es mir dann später wie den Sozialassistenten geht. Denn Herr Hepp erzählte uns, dass in vielen Einrichtungen schon lieber Altenpfleger oder Krankenpfleger eingesetzt werden, weil die über die Befugnisspalette in der Pflege verfügen. Das heißt, sie dürfen Medikamente verteilen, Spritzen geben und generell haben sie von der Materie mehr Ahnung. Ich frag mich nur, warum ich mich dann 3 Jahre einer Fachausbildung für genau dieses Klientel (Menschen mit Behinderung) unterziehe, um dann einfach ersetzt zu werden, wenn meine Kompetenzen nicht mehr ausreichen, wo man sie doch ganz einfach erweitern könnte, wenn einem die Möglichkeit gegeben wird.

Jetzt bin ich jedenfalls wieder zurück zum Erzieher, dort wird man zwar  irgendwann um den „Doktor“ auch nicht rumkommen, aber immerhin kann man sich noch als „vom Fach“ bezeichnen. Ich finde es sehr schade, aber vielleicht bekomme ich noch Gegenreaktionen, dass alles ganz anders ist und kommt, oder mein Wunsch in diesem Beruf zu arbeiten steht einfach drüber. Bis zum Februar hab ich ja noch Zeit meine Ambivalenz zu überwinden und eine Entscheidung zu treffen.

Ich wünsche euch schöne Ferien und melde mich danach wieder zu Wort, denn dann startet mein letztes Praktikum – in der Behindertenhilfe. Candy

Im FSJ gelernt: zu viel Spielzeug killt Fantasie

Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.“  (Thomas Mann) Das wird mir Tag für Tag bei meinem Freiwilligen Sozialen Jahr in der Kindertagesstätte Elfriede Westphal Misburg deutlich gezeigt. Das Konzept der KiTa besagt: spielzeugreduziertes Arbeiten, sodass die Kinder nicht mit Spielzeugangeboten überfordert werden, sondern die reale Chance haben, von ihrer Fantasie Gebrauch zu machen. So entstehen täglich die spannendsten Rollenspiele, in die ich mich liebend gerne mit einbinden lasse.

Hallo ihr Lieben, obwohl diese Arbeitswoche durch den Feiertag und interne Studientage verkürzt war, habe ich doch eine Menge erlebt. Vor allem die zuvor erwähnte Bedeutung von Rollenspielen im  Kontrast zu der Ich-Wahrnehmung beschäftigten mich.

Seit ein paar Wochen führen wir mit den Kindern das „Ich-bin-Ich-Projekt“ durch, bei dem es  um die Selbstwahrnehmung geht. Die Kinder sollen sich, ihren Körper und ihre Vorlieben durch verschiedene kleine Aktionen besser kennenlernen. Dafür wurde für jedes Kind eine eigene Mappe angelegt, in der alle Bilder und Fotos vom Kind selbst eingeheftet werden. Die Mappen liegen in den Gruppen in einem Korb und sind jederzeit frei zugänglich zum Durchblättern. Dienstag haben der FSJler der Katzengruppe und ich mit unserem Element des Projektes angefangen – einem kindergerechten Steckbrief, den sie gemeinsam mit uns für ihre Mappe ausfüllen. Dabei wurden die unterschiedlichen Levels der Kinder deutlich. Einige waren sich ihrer Daten und Vorlieben sehr bewusst, griffen bei der Lieblingsfarbe zielsicher in die Stiftekiste und konnten ihren Namen auch schon selber schreiben. Andere brauchten noch mehr Unterstützung, konnten sich nur schwer oder gar nicht für ein Lieblingsessen entscheiden oder machten gar den Eindruck, als wäre es ihnen unangenehm, Bestimmtes preiszugeben und auszumalen. Total interessant fand ich den Part, in dem sie versuchen sollten, ein kleines Portraitfoto von sich zu zeichnen. „Ich brauch gelb für meine blonden Haare!“ oder „Meine Augen sind grün, genau wie deine!“  führten zu wirklichkeitsgetreuen kleinen Zeichnungen. Andere Kinder malten bunte Kreise und ordneten Augen, Nase und Mund willkürlich an. Sicherlich hat dies auch einiges mit dem Alter zu tun, aber so erlangte ich noch einen tieferen Blick in die Gedankenwelt der einzelnen Kinder. Es wurde deutlich, wie gut sich die einzelnen Kinder selbst wahrnehmen.

Im Kontrast dazu stehen die Rollenspiele des Kindergartenalltags, auf die sich alle Kinder, unabhängig von Alter oder Geschicklichkeit, einlassen. Es entstehen, vor allem auf dem Außengelände, die buntesten Konstellationen und Rollenbesetzungen, die teilweise ein paar Tage anhalten. Besonders beliebt ist das „Mutter-Vater-Kind-Spiel“, bei dem auch schon mal das kleine Mädchen den Papa und der größere Junge die Rolle der Mama übernimmt. Diesen Montag und Dienstag spielte ich die Mama von vier kleinen „Babies“, die ich schlafen legen musste, zur Toilette bringen und füttern. Es hat mich begeistert, mit welcher Hingabe die vier ihren Rollen nachgekommen sind. „Mama guck mal, ich kann schon stehen!“  hieß es, als sie sich nacheinander an Büschen hochzogen und mich anstrahlten. Es macht unglaublichen Spaß, in diese Spiele mit einzusteigen, und ich bin währenddessen auch mit Leib und Seele dabei. Ich gab „meinen Babies“ Montag neue Namen, die sie sogar Dienstag alle noch wussten und weiterverwendeten.  Am nächsten Tag hatte ich dann bereits sieben kleine Babies die nach ihrer Mama verlangten. Als ich in die Pause ging musste dann der zweite FSJler einspringen, aber nicht als Mama, sondern, kreativ wie die Kleinen sind, als der Kindergärtner…

Als ich Dienstag gerade mal nicht in einem Rollenspiel vertieft war, hatte ich mein erstes Reflexionsgespräch mit meiner FSJ-Anleiterin. Diese Gespräche finden einmal im Monat statt, damit wir FSJler eine Rückmeldung bekommen, uns selbst reflektieren und uns monatliche Lernziele setzen können. Ich war zunächst total aufgeregt und hatte auch etwas Angst. Kritik ist wichtig und förderlich, aber trotzdem hört keiner gerne, dass er etwas falsch macht. Als meine Anleiterin dann mit etwas Positivem anfing war ich total erleichtert. Sie fing an zu schmunzeln und sprach von meiner ausdrucksstarken Mimik, wenn ich draußen mit den Kindern im Rollenspiel sei und dass sie mich dabei unglaublich gerne beobachte, da sie an meinem Gesichtsausdruck von Weitem erkennen könne, welche Rolle ich gerade spiele. Das hatte ich vorher immer total unbewusst getan und fühlte mich somit beinahe ertappt, doch andererseits auch sehr gut mit dieser ersten Rückmeldung. Desweiteren lobte sie meine Beobachtungsgabe und Kreativität, die ich gerne noch weiter ausbauen könne. Ich habe beispielsweise am Freitag spontan mit einzelnen Kindern in der Kreativecke der KiTa gearbeitet. Nachdem ich mich dort umgeschaut hatte und mir Tusche und Wolle auffielen, erstellte ich damit einen Löwen als Vorlage, den ich dann nach und nach mit einigen meiner Igelkinder nachbastelte. Solche kleinen kreativen Projekte könne ich gerne öfter in Angriff nehmen.

Als Lernziele haben wir mir zwei Sachen gesetzt. Zum einen solle ich auch in der Gruppe mehr mit ins Rollenspiel gehen. Da hatte ich mich zuvor noch öfters etwas zurückgehalten, da die Anzahl der Kinder dort geringer ist als draußen, wenn beide Gruppen aufeinander treffen. Ich hatte das Gefühl, deren Spiel in der Gruppe nicht stören zu sollen, doch meine Anleiterin motivierte mich im Reflexionsgespräch, mich einfach mit auf den Boden zusetzen oder durch die Hochebene zu krabbeln. Wenig später setzte ich dies auch schon um und siehe da: es funktionierte! Die Kinder banden mich sofort mit ein. Zum anderen solle ich erzieherische Aspekte ruhig öfter abgeben und mich meinem „FSJler-Dasein“ hingeben.

Insgesamt bin  ich mit meinem ersten Reflexionsgespräch mehr als zufrieden und freue mich schon wieder auf den Kindergartenalltag nächste Woche. Donnerstag nehmen wir an einem „Erste-Hilfe-Kurs am Kind“ teil und Freitag haben wir nochmal einen internen Studientag. Ich bin gespannt, was da so alles passieren wird! Liebste Grüße, Michelle 🙂

FSJ in der i-Kita: Neue Bloggerin Michelle stellt sich vor

„Eine unergründliche Tiefe ist der Mensch. Nicht einmal ich selbst erfasse das Ganze meines Seins“, sagte Augustinus. Ich sage: Und dennoch strebe ich stets danach, Menschen zu ergründen. Vor allem Kinder sind sehr ehrlich in ihrer Art und Weise zu denken und zu handeln und zeigen dies offen. Deswegen mache ich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Integrativen Kindertagesstätte Elfriede Westphal der Gesellschaft für integrative Behindertenarbeit (GiB) in Misburg.

Hallo ihr Lieben, ich heiße Michelle, bin 18 Jahre alt, und ihr habt nun die Möglichkeit, ein knappes Jahr lang mitzulesen, welche Erfahrungen ich in meinem FSJ sammle und wie ich möglicherweise Fortschritte im Ergründen der Tiefe der Menschen mache. Im Sommer dieses Jahres habe ich mein Abitur bestanden und beginne nach 12 Jahren Schule einen neuen Lebensabschnitt…

Es hat lange gedauert, bis ich mich entscheiden konnte, was ich mit meiner Zukunft anfangen möchte. Bisher musste ich nicht viel wählen. Auf dem Plan stand Jahr für Jahr:  Schule! Doch je näher das Abitur rückte, desto mehr musste ich mich mit den vielen Berufsmöglichkeiten auseinandersetzen und versuchen, eine Entscheidung zu treffen. Ich muss dazu sagen, dass genau dies eine Schwäche von mir ist. Je mehr Auswahlmöglichkeiten es gibt, desto unentschlossener  werde ich – in so gut wie jeder Lebenslage. Da die Berufswahl mein gesamtes Leben beeinflussen wird, tat ich mich entsprechend schwer damit. Nur bei einem war ich mir sicher: Es musste etwas Pädagogisches sein, mit Heranwachsenden.

Ich will helfen, lehren, ergründen. Optionen, die sich mir während einiger Berufsberatungen boten, waren Psychologie, Erziehungswissenschaften oder Pädagogik zu studieren. In der Oberstufe belegte ich einen Leistungskurs in Philosophie und entdeckte meine Leidenschaft für die Geisteswissenschaft, sodass meine letztliche Entscheidung zustande kam: Lehrerin für Deutsch und Philosophie. Es ist die Verknüpfung von Pädagogik und Philosophie, ich bekomme die Möglichkeit, Kindern und Jugendlichen zu helfen, zu lehren und sie zu ergründen.

Warum ich jetzt nicht anfange zu studieren? Ich habe zwar für nächstes Jahr schon den Studienplatz in Hannover für Lehramt, aber das FSJ bietet mir zunächst die Möglichkeit, erstmal in das pädagogische und erzieherische Berufsleben zu schnuppern, praktische Erfahrungen zu sammeln und meine Grenzen auszutesten. Genau das mache ich mir zunutze, anstatt direkt weiter in die Bücher zu schauen und mich hauptsächlich der Theorie zu widmen. Ganz ohne geht es natürlich nicht. Anstelle von Schulstoff oder Klausuren, werde ich Euch von den insgesamt fünf Seminaren berichten, auf denen das Erlebte vor allem reflektiert wird.

Am 6. August 2012 habe ich meine Arbeit in Misburg angefangen und war in der ersten Septemberwoche auch schon auf dem Einführungsseminar. Jeder neue Lebensabschnitt bringt auch viele neue Situationen mit sich, die es zu bewältigen gilt. Da ich in einer integrativen Einrichtung untergebracht bin, also in einer Kindertagesstätte, in der auch Kinder mit Behinderung untergebracht sind, war ich vor dem Beginn meines FSJs noch sehr unsicher. Meine Entscheidung dafür war zwar bewusst, doch ich habe zuvor noch nie Erfahrungen mit beeinträchtigten Kindern sammeln können. Durch Praktika in offenen Kindergärten, das Mitwirken bei „Kinderbibeltagen“ und meinen Nebenjob im Kinderspielparadies ist der Umgang mit Kindern nichts Neues für mich, doch dieser  war stets ausschließlich mit gesunden Kindern.

Die ersten Tage war ich dementsprechend noch etwas zurückhaltender und beobachtete sehr viel. Ich hatte Angst, etwas falsch zu machen, und wollte mir zunächst ein ungefähres Bild der einzelnen Kinder machen, um richtig auf sie eingehen zu können. Jedes Kind ist auf seine Weise einzigartig und mittlerweile, nach etwa zwei Monaten im FSJ, habe ich schon ein gutes Gefühl dafür entwickelt, wie ich in verschiedenen Situationen mit den verschiedenen Kindern umgehen muss. Dabei hat mir die Offenheit der Fachkräfte sehr geholfen. Sowohl die Einrichtungsleiterin als auch meine Anleiterin und die anderen Erzieher sind immer für Fragen offen und beantworten sie mir ausführlich, so dass es mich weiterbringt.

Was mir sehr gut gefällt, ist die Selbstständigkeit und das Vertrauen, das mir am Arbeitsplatz entgegengebracht wird. Sowohl von den Kindern, als auch von meiner Einsatzstelle selber. Wir haben zwei Gruppen mit je 15 Kindern und jeweils einem FSJler. Mein Kollege und ich haben gewisse Aufgaben, die wir jeden Tag erledigen müssen. Diese haben wir uns aufgeteilt und sind  in unserem Arbeiten somit, wie zuvor erwähnt, sehr selbstständig und frei.  In der KiTa bin ich hauptsächlich im Kontakt mit den Kindern, erledige nebenbei aber auch einige hauswirtschaftliche und organisatorische Aufgaben. Es ist beispielsweise jeden Mittwoch gemeinsames Frühstück mit den Kindern, das ich am Tag zuvor mit dem zweiten FSJler plane. Wir überlegen uns, was wir anbieten wollen, besorgen die Lebensmittel und bereiten diese dann im Frühdienst am Mittwoch gemeinsam mit den Kindern vor.

Es hat mich wirklich begeistert wie gerne die Kinder bei den Vorbereitungen helfen und wie geschickt und selbständig sie schon in jungen Jahren sind. Aus meinen Praktika in anderen Kindergärten kannte ich es stets so, dass sich alle Kinder auf „neue Erwachsene“ stürzen, den ganzen Tag mit diesen spielen wollen und sich weder alleine beschäftigen noch anziehen wollen. Nun habe ich ein völlig neues Bild. Es fiel anfangs fast schwer, als „Neuankömmling“ eine richtige Beziehung zu den Kinder aufzubauen und sich in ihr Spiel mit einzubringen, da sie unglaublich unabhängig, selbstständig und regelbewusst sind. Je enger meine Bindung zu den Kindern mit der Zeit wird, desto faszinierter bin ich von den Eigenschaften und von den Denkprozessen der Kinder. Ich hatte bereits einige Schlüsselereignisse in meinen ersten Wochen und es werden noch einige folgen, die ich Euch liebend gerne berichten werde. J Eines war ziemlich zu Anfang auf dem Waldspielplatz in der Nähe des Kindergartens. Dort gibt es eine Reifenschaukel, auf die vier Kinder passen. Für eines der jüngsten Kinder war diese zu hoch, so dass ich ihm hoch helfen musste, die anderen Kinder schafften es von alleine, dort hochzuklettern. Eine Weile spielte ich dort mit, gab Anschwung und sorgte dafür, dass sich abgewechselt wird. Als ich mich aus dem Geschehen zog und die Kinder auf sich selbst gestellt waren, beobachtete ich, wie sie dem kleinen Mädchen zu zweit auf die Schaukel halfen. Einer hob sie von hinten hoch (so wie ich zuvor) und ein anderes Kind schob zur Unterstützung  von unten nach. Sie hatten also mein Handeln beobachtet, reflektiert und umgesetzt, da ich nicht mehr zur Verfügung stand. Wirklich faszinierend!

Ich hoffe, dass ich Euch in der Zukunft noch an vielen solchen Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben lassen kann und ihr vielleicht auch etwas für Euch selbst davon mitnehmen könnt! J Liebste Grüße, Michelle J